André Rüegg, CEO der Bellevue Gruppe, sieht den Turnaround vollzogen. Doch im Wealth Management steht noch viel Arbeit an, wie er im Interview mit finews.ch sagt. Eine Akquisition wäre da sehr hilfreich.


Herr Rüegg, die Bellevue Gruppe erhöht die Dividende für Aktionäre. Heisst das, der Turnaround ist bereits vollzogen?

Die knappe Antwort ist: Ja. Operativ haben wir seit mehreren Jahren konsolidiert Gewinn gemacht. Es waren bloss Abschreiber auf dem Goodwill der Bank, welche das Nachsteuer-Ergebnis verzerrt haben. Mit den Abschreibern sind wir nun durch, und die Ertragskraft hat weiter mit der Entwicklung der Kundenvermögen zugenommen. Das neue Geschäftsmodell – im Wesentlichen basierend auf wiederkehrenden Erträgen – vermittelt eine klare und bessere Visibilität der künftigen Ertragsbasis.

Dies erlaubt es uns, mit steigendem Volumen und Ertrag die Dividenden weiter zu steigern. Eine payout-ratio im Bereich von 70 Prozent des Gewinns ist eine denkbare Grösse.

Das Wealth Management wächst – allerdings auf tiefem Niveau und auch dank vorteilhafter Marktbedingungen. Was sind Massnahmen, um das Wachstum zu beschleunigen?

Im Wealth Management wollen wir sowohl organisch als auch anorganisch wachsen. Dazu haben wir unsere Wealth Management-Kompetenz mit Thomas Pixner als neuen CEO der Bank weiter gestärkt. Wir planen, das Team gezielt auszubauen.

«Der Aufbau nimmt Zeit in Anspruch»

Dazu suchen wir innovative Experten, die das Geschäft nachhaltig aufbauen und Mehrwert für die Kunden schaffen wollen. Sinnvolle Akquisitionen könnten gegebenenfalls das Wachstum dynamisieren und die Zeitachse bis zum Break-Even des neuen Geschäftszweigs verkürzen.

Wann soll der Break-Even im Wealth Management erreicht sein?

Wir sind uns bewusst, dass der Aufbau des Wealth Management Zeit in Anspruch nehmen wird. Wir haben Geduld und sind bereit, zwei bis drei Jahre in diesen Aufbau zu investieren. Wir gehen davon aus, dass auf der Basis der heutigen Ausgangslage hierfür zwischen 3 und 4 Milliarden Franken Kundenvermögen nötig sind, um eine erste Wirtschaftlichkeit zu realisieren. Heute haben wir 2 Milliarden Franken.

Akquisitionen – in welchem Bereich suchen Sie diese? 

Wir haben mit den Akquisitionen von Adamant und Starcapital im Asset Management gezeigt, dass wir erfolgreich zukaufen und integrieren können. Nun gilt unser Augenmerk dem Wealth Mangement, wo wir Akquisitionen insbesondere in der Schweiz prüfen.

«Wir lassen uns am Wachstumsziel messen»

Vorzugsweise suchen wir Asset Deals und eher unabhängige, unternehmerische Vermögensverwalter, die bezüglich Chemie zu uns und unserer Zielkunden-Gruppe passen.

Wieviele Mittel stehen für die angekündigten Investitionen bereit?

Was operative Investitionen betrifft, orientieren wir uns an der operativen Ertragskraft der Gruppe. Möglich sind in diesem Kontext 10 bis 15 Prozent des operativen Gewinns. Akquisitionen mit Kundenvermögen von rund 1 Milliarde Franken erachten wir als realistisch. Wesentlich darunter zu bleiben, ist für uns nicht sinnvoll und auch nicht wirtschaftlich. Für grössere Zukäufe müssten wir weitere Eigenmittel beschaffen. Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir auch gewillt und fähig sind, Mittel für Akquisitionen zu schaffen.

Geschäftstreiber in der Gruppe ist das Asset Management mit überdurchschnittlichem Wachstum: Bleibt der Zielkorridor von 5 bis 10 Prozent?

Ja, das Ziel von 5 bis 10 Prozent Neugeld-Wachstum in der gesamten Gruppe gilt weiterhin und daran lassen wir uns messen.

Haben Sie Pläne, die Angebotspalette im Asset Management zu erweitern?

Im Vordergrund stehen eher Arrondierungen der bestehenden Palette im Asset Management. Auch die eine oder andere Innovation ist denkbar, so zum Beispiel mit der angekündigten Lancierung eines neue Ventures-Fonds im Bereich der hochinnovativen Biotechnologie. 

«Eine CIR unter 70 Prozent ist realistisch»

Für die Bank und Privatkunden ist der gezielte Ausbau der Angebots- und Dienstleistungs-Palette im Gang.

Wie steht es mit dem Vertrieb: Wird dieser ausgeweitet und internationalisiert?

Ja. Wir haben unsere Aktivitäten an den Standorten Zürich, Frankfurt und London in den letzten Jahren sukzessive ausgebaut und werden dies weiterhin tun. Dabei gilt unser Fokus insbesondere Europa.

Die Cost-Income-Ratio im 70 Prozent noch immer relativ hoch. Was sind hier die Ziele und was die Massnahmen, um sie zu erreichen?

Das Kosten-Ertragsverhältnis konnten wir über die letzten Jahre, mit einer Ausnahme, kontinuierlich senken. Eine Ratio unter 70 Prozent als Gruppe erachten wir als realistisch, insbesondere da wir in den nächsten zwei bis drei  Jahren auch gezielte Investitionen tätigen wollen. Mittel- bis längerfristig kann diese Zahl auch gegen 65 Prozent tendieren. Bedingung dafür ist, die Bank in die Profitabilität bringen zu können.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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