Flavio Pedraita betreute sehr vermögende Privatkunden bei der Credit Suisse. Nach fast 20 Jahren im Dienst der Grossbank wechselte er zu einem kleinen Vermögensverwalter. Was ihn dazu motiviert hat.

Für Flavio Pedraita (im Bild unten rechts) schliesst sich so etwas wie ein Kreis. Nach fast zwanzig Jahren im Dienst der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) wechselte er vor einigen Monaten zum Zürcher Vermögensverwalter Entrepreneur Partners, wie finews.ch bereits früher meldete. Für ihn sei dies ein Schritt ins Unternehmertum gewesen, sagt er nun im Gespräch.

Gleichzeitig war es eine Rückkehr zu seinem früheren Chef: Oliver Ganz (in der Mitte im Bild unten), Mitgründer der in Zürich-Wollishofen ansässigen Finanz-Boutique. Denn Ganz war Pedraitas erster Chef bei der CS, als er nach einem abgeschlossenen Jura-Studium in Zürich und Luzern sowie einem Executive Master of Banking am Institut für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern (IFZ) seinen ersten 100-Prozent-Job angetreten hatte.

Sehr wohlhabende Kunden betreut

Der bald 40-jährige Pedraita amtet nun neben Ganz und Daniel T. Müller (im Bild unten links) als dritter Partner und Mitglied der Geschäftsleitung von Entrepreneur Partners, einem unabhängigen Vermögensverwalter, der mit seinen 18 Beschäftigten gut 2 Milliarden Franken an Kundengeldern betreut. Allein im vergangenen Jahr legte das Unternehmen gemessen an den Depots um gut 15 Prozent zu, wie Ganz gegenüber finews.ch erklärt.

Entrepreneur 503

Pedraita fiel der Entschluss, nach 19 Jahren von der CS wegzugehen, nicht einfach, zumal er bei der Bank einen höchst attraktiven und verantwortungsvollen Posten hatte; er leitete ein Desk für sehr wohlhabende Privatpersonen (Premium Clients) in der Region Zürich. In der Regel sind das Kunden respektive Unternehmer mit mindestens 50 Millionen Franken an Vermögen. Mit seinem 13-köpfigen Team betreute Pedraita so über 10 Milliarden Franken.

Unabhängige Beratung

Nun findet sich der gebürtige Luzerner mit Tessiner Wurzeln in einer gänzlich anderen Struktur wieder: Die Firma Entrepreneur Partners sei zwar klein und familiär, insbesondere im Vergleich zur CS, räumt Pedraita ein, deswegen aber nicht weniger kompetitiv und leistungsfähig. Zudem ist er überzeugt, dass gerade Unternehmerpersönlichkeiten und Family Offices heute verstärkt eine unabhängige Beratung suchten. «Weil wir zum Teil selber in die gleichen Anlageprodukte investiert sind, geniessen wir ein umso grösseres Vertrauen und sind als unabhängige Vermögensverwalter absolut glaubwürdig», folgert Pedraita.

Tatsächlich zählt die Firma Entrepreneur Partners zu den vielseitigeren Instituten dieser Art in der Branche. Denn das Unternehmen betreibt nicht nur seit elf Jahren eine Vermögensverwaltung, sondern unterhält darüber hinaus eine kleine Palette an Anlagefonds, die in Fachkreisen einen ausgesprochen guten Ruf geniessen. Neu setzt setzt Entrepreneur Partners einen Fokus auf sogenannte Value- oder Substanz-Aktien, also auf (unterbewertete) Titel von soliden Unternehmen mit einer kontinuierlichen Dividendenausschüttung.

Comeback der Value-Aktien?

Vor dem Hintergrund der seit einigen Monaten veränderten Börsensituation, schliessen Ganz und Pedraita ein grosses Comeback der Value-Aktien in diesem Jahr nicht aus. Denn nach der fast zehnjährigen Börsenhausse dürfte die Volatilität im 2019 hoch bleiben. Aber es werde auch in diesem Umfeld Opportunitäten geben, betont Ganz.

So oder so will sich Entrepreneur Partners künftig verstärkt profilieren, mit weiteren Fonds, aber etwa auch mit 1e-Anlagelösungen im Vorsorgebereich, wie Pedraita ergänzt. Dabei handelt es sich um Vorsorgepläne, bei denen die Versicherten ab einem bestimmten Einkommen die Anlagestrategie teilweise selber bestimmen können. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, in alternative Anlagen zu investieren, die weniger von der Zinssituation abhängig sind.

Beginn einer Nachfolgeregelung

Wie alle Finanzakteure blickt man derzeit auch bei Entrepreneur Partners mit gemischten Gefühlen auf die nächsten zwölf Monate. Allerdings ist man gleichzeitig überzeugt, mit dem erweiterten «Set-up» von nunmehr 18 Mitarbeitenden (fünf mehr als vor Jahresfrist), einem neuen, zentralen Portfoliomanagement, neuen Reporting-Möglichkeiten, und mit der Flexibilität, die eine so schlanke Struktur mit sich bringt, gut gewappnet zu sein.

Auf längere Sicht ist die Ernennung Pedraitas auch der Beginn einer Nachfolgeregelung, wie Ganz offen eingesteht. Natürlich gebe es Käufer, die ein Interesse an Entrepreneur Partners bekundeten. «Doch dann wären wir nicht mehr unabhängig», betont Ganz, was nicht zum unternehmerischen Ansatz der Firma passen würde.

Erster Schritt zur «Next Generation»

Insofern ist Pedraita nicht bloss eine weitere Personalie bei Entrepreneur Partners, sondern in gewisser Weise der erste Schritt zur «next generation». Damit schliesst sich möglicherweise auch für die beiden Gründungspartner Oliver Ganz und Daniel T. Müller der Kreis.

 

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