Der Finanzbranche steht unter Druck. Meldungen über Stellenabbau häufen sich. Die Qualifizierung von Finanzfachleuten hilft, die Lage zu entschärfen, sagt Andreas Jacobs, CEO von AZEK.

Herr Jacobs, aus Ihrer Sicht als CEO des AZEK Ausbildungszentrums und als Finanzmarktexperte: Ist die Arbeitsmarktsituation für Finanzfachleute wirklich schwieriger geworden?

Die goldenen Jahre in der Finanzindustrie sind vorbei und der Druck zur (Kosten-)Effizienz, verbunden mit hohen Anforderungen an die Qualität, ist zweifelsohne gross. Gut qualifizierte Finanzfachleute, welche die konkreten Stellenanforderungen erfüllen oder sich diese rasch aneignen können, sind nach wie vor sehr gefragt auf dem Arbeitsmarkt.

Und hier kommen die Bildungsinstitute auf den Plan. Die Herausforderung ist auch für uns, möglichst effiziente und zielgerichtete Weiterbildungen anzubieten, welche die Studierenden und damit auch ihre Arbeitgeber für die heutigen und auch für künftige Anforderungen optimal vorbereiten.

Was wird denn konkret gefordert von den Finanzfachleuten?

Wie ihre Bezeichnung schon sagt: Sie müssen Fachleute auf ihrem Gebiet sein und sich dazu die für ihre spezifische Tätigkeit notwendigen Kompetenzen aneignen. Vermehrt werden modular aufgebaute und nach den individuellen Bedürfnissen der Studierenden zusammenstellbare Weiterbildungen nachgefragt.

«Weiterbildung ist wie Rudern gegen den Strom – sobald man aufhört, treibt man zurück»

Die stetigen Neuerungen auf technologischer Ebene und die steigende Regulierungsdichte erfordern zudem eine regelmässige Auffrischung der Kenntnisse, um vorne mithalten zu können. Weiterbildung ist wie Rudern gegen den Strom – sobald man aufhört, treibt man zurück.

Wie gehen Sie bei AZEK mit den stetigen Neuerungen um?

Bei der Vielzahl von Neuerungen, denen wir fast täglich gegenüberstehen, ist eine Triage zentral. Während wir bei den gesetzlichen Grundlagen immer zwingend à jour sein müssen, werden andere Themen integriert, wenn sie eine relevante Kompetenz der Berufsleute darstellen.

«Vor dem Bildschirm lernen ist aber bei weitem nicht jedermanns Sache»

Für diese Triage, aber auch die Erarbeitung und Aktualisierung der Studienunterlagen stützen wir uns auf das grosse Netzwerk unserer Experten und Dozenten ab, ausnahmslos erfahrene Spezialisten in ihrem Gebiet. Bei den Nachdiplomseminaren haben wir einen klaren Schwerpunkt bei den Themen Regulierung und Steuern gesetzt, so dass auch unsere Diplomanden ihr Wissen effizient auffrischen können.

Wie wirkt sich die Digitalisierung in Ihrem Bereich aus?

Hier gibt es zwei Ebenen zu berücksichtigen. Einerseits sind wir bei unserer Kerntätigkeit, Wissensvermittlung, gefordert. Die Lehrgänge verändern sich, immer mehr findet auch Distance-learning Eingang in unsere Ausbildungen. Vor dem Bildschirm lernen ist aber bei weitem nicht jedermanns Sache. Deshalb bieten wir nach wie vor den traditionellen Klassenunterricht an. Gerade in der unpersönlichen digitalen Welt sind persönliche Kontakte und der Austausch mit den Dozierenden und den Mitstudenten sehr wichtig.

«Dienstleistungen werden immer mehr auch von Instituten ausserhalb des Finanzbereichs erbracht»

Die zweite Ebene ist die Veränderung der Berufsbilder unserer Ausbildungen. Die Digitalisierung hat einschneidende Veränderungen der Infrastruktur, Prozesse, Produkte und auch der Anbieter hervorgebracht. Dienstleistungen werden immer mehr auch von Instituten ausserhalb des Finanzbereichs erbracht. Neben dem Finanzfachwissen werden Technologien und deren Anwendungen zu zentralen Wissensbereichen.

Ist das Bildungssystem Schweiz all diesen Ansprüchen gewachsen?

Unser Bildungssystem ist sehr gut aufgestellt, da mache ich mir keine Sorgen. Die Qualität wird durch die internen und externen Aufsichtsgremien (in unserem Fall das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI) gesichert.

Mindestens ebenso wichtig sind die grosse Zahl der Anbieter in der beruflichen sowie der akademischen Bildung und die internationale Ausrichtung vieler Institutionen. Damit entsteht eine gesunde Konkurrenz, die uns zu Höchstleistungen motiviert.


Das AZEK Ausbildungszentrum bietet seit mehr als 25 Jahren berufsbegleitende Lehrgänge für Finanzfachleute in den Bereichen Finanzanalyse und Vermögensverwaltung, Wealth Management und Finanzmarktoperationen an. Andreas Jacobs verfügt über langjährige Erfahrung in leitenden Positionen bei Finanzdienstleistern im In- und Ausland und hat sich während seiner ganzen bisherigen Laufbahn mit grosser Begeisterung als Dozent in Finanzthemen engagiert. Seit rund einem halben Jahr leitet er das AZEK Finanzausbildungszentrum.