Mehr und mehr wird spürbar, dass es keine klare Lösung für die internationalen Krisen gibt. Hans-Peter Bauer über eine Situation, die auch für den Schweizer Immobilienmarkt ungemütlich wird.


Langsam, aber sicher werden in die Verlautbarungen der verschiedenen Akteure am Finanzmarkt Schuldzuweisungen für ein mögliches Scheitern eingebaut – vorsichtshalber, versteht sich. Vielleicht bedeutet dies aber auch, dass langsam die Einsicht reift, dass es diebislang für möglich gehaltene «Lösung» der augenblicklichen Wirtschaftskrise womöglich gar nicht gibt.

Wie sonst soll man es verstehen, wenn die G20 den Europäern nunmehr eine Woche Zeit einräumen, die Euro-Krise zu lösen, wenn ihnen dies in den zwei Jahren zuvor nicht gelungen ist? Auf jeden Fall – so der kanadische Finanzminister Jim Flaherty – würde andernfalls das Risiko einer globalen Rezession stark steigen. Also: Die Europäer sind schuld.

Und innerhalb der EU? Liegt die Schuld da eher bei den uneinsichtigen Griechen? Oder bei den Deutschen, die sich weigern, zusätzliche Schulden zu machen?

Die Wucht der Realität

Vielleicht versucht man auch davon abzulenken, dass die allenthalben verordneten Sparprogramme sich in ihrer negativen Wirkung aufgrund der starken Binnenverflechtung in den Euro-Ländern verdoppeln. Und dass die realen Auswirkungen stärker als bislang kommuniziert ausfallen werden.

Eine wichtige Frage lautet also: Wie wird die betroffene Bevölkerung auf weitere Einsparungen zu Gunsten des internationalen Finanzsektors reagieren? Offen ist auch, auf welchem Niveau unter den erwähnten Bedingungen eine Konsolidierung der Staatsfinanzen überhaupt möglich sein wird.

Für Immobiliengesellschaften sind das vordergründig immer noch «gute» Nachrichten. Doch langsam, aber sicher wird in vielen Ländern der Euro-Zone ein Puffer nach dem anderen aufgebraucht, so dass die reale Krise der Schweiz immer näher rückt – konkret: Die Nachfrage nach Schweizer Produkten und Dienstleistungen beginnt zu schwinden.

Wo bleibt das politische Feingefühl?

Das Vertrackte an der Situation ist, dass jede Lösung der Euro-Krise – oder im grösseren Rahmen der internationalen Bankenkrise – letztlich von der Beantwortung dieser realwirtschaftlich zentralen Fragen abhängt. Eine schrumpfende Konjunktur und sinkende Vermögenswerte werden kaum Kapital erzeugen können, und zusätzliche Staatgarantien werden unter diesen Bedingungen ebenfalls kaum überzeugen.

Es wäre daher äusserst vermessen, plötzlich in Euphorie auszubrechen. Die Lage bleibt angespannt, die Zinsen niedrig, und die Skepsis frisst sich langsam aber sicher immer tiefer. Wahrscheinlich braucht es jetzt eher politisches Feingefühl als ökonomischen Sachverstand.

Anyway, let’s hope for the best and prepare for the rest.