Kunden verlangen heute eine kompetente Beratung und Betreuung, die nachhaltige Aspekte berücksichtigt. Dies erfordert von Beratern und Asset Managern profunde Kenntnisse, schreibt Andreas Jacobs.

Von Andreas Jacobs, CEO Ausbildungszentrum AZEK und SFAA (Swiss Financial Analysts Association)

Megatrends wie Klimawandel, Urbanisierung und steigende Ressourcenknappheit werden immer deutlicher spürbar und sensibilisieren breite Bevölkerungsschichten für die Themen Environmental, Social und Governance (ESG). Die Asset Manager integrieren ESG-Kriterien vermehrt in ihren Anlageprozess, und die Anlageberater stehen vor der Herausforderung, die komplexen Zusammenhänge ihren Kunden zu vermitteln.

Der Markt für nachhaltige Anlagen wächst rasch, sowohl in der Schweiz als auch international. Dies überrascht angesichts der mittlerweile deutlich zu Tage tretenden Folgen des Klimawandels nur wenig. Aber auch die weltweit rasch wachsende Bevölkerung sowie das Konsumverhalten kollidieren immer sichtbarer mit den knappen Ressourcen unseres Planeten.

Gravierende Reputationsschäden

Wie verhalten sich Unternehmen in diesem Umfeld? Wer sich langfristig auf dem Erfolgspfad bewegen will, muss neben wirtschaftlichen auch die umweltbezogenen und sozialen Risiken managen und die entsprechenden Chancen wahrnehmen.

Deren Vernachlässigung kann gravierende Reputationsschäden und finanzielle Verluste nach sich ziehen, so geschehen zum Beispiel im Textilsektor: Skandalöse Arbeitsbedingungen in Produktionsstätten globaler Modeketten wie H&M im Frühling dieses Jahres liessen die Verkaufszahlen einbrechen. Setzt ein Unternehmen auf Nachhaltigkeit, lohnt sich dies in der Regel nicht nur für Umwelt und Gesellschaft, sondern verbessert auch den eigenen finanziellen Erfolg.

Anspruchsvoller Balanceakt

Diese Argumentationskette gilt analog für Investoren. Konkret kann Nachhaltigkeit oder ESG auf unterschiedliche Arten in den Investitionsprozess einfliessen. Während nachhaltig investieren noch in den 1960er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts vor allem ethisch motiviert war, dominierte bis zum Jahrtausendwechsel der Gedanke, umwelt- und sozialgefährdende Investitionen zu vermeiden.

Seither hat sich die Integration von ESG-Faktoren im Anlageprozess etabliert. Dabei müssen Investitionen nicht nur nachhaltigen Kriterien genügen, sondern gleichzeitig das Risiko-Ertragsprofil des Portfolios verbessern. Je nach Präferenzen der Investoren kann dabei die Gewichtung der finanziellen, umweltbezogenen und sozialen Ziele unterschiedlich ausfallen.

Ohne Verschlechterung

Die empirische Evidenz zur erfolgreichen Umsetzung dieses schwierigen Balanceaktes in den Investitionsportfolios ist durchaus heterogen. Zumindest in den Anfangszeiten dieser Bewegung kamen verschiedene Studien zum Schluss, dass sich Nachhaltigkeit nicht ohne Abstriche bei den Renditen realisieren lässt.

Heute dominiert zunehmend die Meinung, dass Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können ohne gleichzeitig eine Verschlechterung des Risiko-Ertragsprofils in Kauf nehmen zu müssen.

Hohe Bedeutung von ESG in der Ausbildung

Kunden verlangen heute eine kompetente Beratung und Betreuung, die nachhaltige Aspekte berücksichtigt. Dies erfordert von den Anlageberatern und Asset Managern profunde Kenntnisse des komplexen Zusammenspiels zwischen nachhaltigen und finanziellen Einflussfaktoren und deren Integration in den Investitionsprozess. Nur gut ausgebildete Spezialisten können ihren Kunden mit nachhaltigen, auch in finanzieller Hinsicht attraktiven Investitionen einen effektiven Mehrwert bieten.

Damit sind auch Ausbildungsinstitutionen wie AZEK gefordert, die ESG-Themen konsequent und adressatengerecht in ihre Aus- und Weiterbildungsangebote zu integrieren. Nicht nur in den AZEK Lehrgängen wird ESG seit einigen Jahren als eigenständiges Thema von entsprechend ausgebildeten Experten gelehrt. Auch werden aufgrund der grossen Nachfrage regelmässig Nachdiplom-Seminare zum Thema angeboten.