Wie entstehen die Preise auf dem Kunstmarkt, und was sollte man beachten, wenn man sein Anlage-Portfolio mit Kunstwerken erweitern möchte?

Sammler wie Eli Broad, Alice Walton, und die Schweizerin Maja Hoffmann machen es vor: Eine Kunstsammlung kann ein lukratives Investment sein. Das Geheimnis liegt in der Fähigkeit, das undurchsichtige Labyrinth der Kunstpreisfindung zu durchschauen.

Doch wie entstehen diese Preise, und was sollten Sie beachten, wenn man ein Portfolio durch Kunstwerke erweitern möchten?

Vom Atelier zum Markt

Die Preisgestaltung für Kunst beginnt beim Künstler. Nehmen Sie Damien Hirst: Er bewertete seine berühmten «Spot Paintings» nach Grösse und Anzahl der Punkte. Künstler verwenden oftmals den «Künstlerschlüssel», eine Formel, die sich auf die Grösse des Kunstwerks (Höhe x Breite x Faktor x) bezieht, als Anhaltspunkt für die Preisfindung.

Ein Beispiel: Bei einem Gemälde mit der Grösse 60 x 50 Zentimeter (Höhe x Breite) und einem Schlüssel von 2,5 kostet jedes Werk dieser Grösse 7'500 Franken, sofern vom Künstler so definiert.
Der Preis kann sich allerdings aus der Norm bewegen, wenn das Kunstwerk im Rahmen einer wichtigen Museumsausstellung gezeigt oder in einen bekannten Werkkatalog oder Kunstbuch aufgenommen wird.

Die Macht der Galerien

Galerien wie die Gagosian Gallery oder die Schweizer Galerie Hauser & Wirth spielen eine wesentliche Rolle in der Preisbildung und im Vermarktungsprozess. Sie kalkulieren Preise auf Basis des Künstlerschlüssels, des Künstlerrufs, des Kunstmarkts und der Qualität des Kunstwerks.

Dabei übernehmen sie oft die vollständige Vermarktung für den Künstler, was bedeutet, dass sie die Exponate organisieren, die Werke präsentieren und die Beziehung zu potenziellen Käufern pflegen. Zusätzlich spielen Galerien eine entscheidende Rolle in der Zertifizierung von Kunstwerken, ein wichtiger Aspekt für spätere Verkäufe.

Direkt vom Künstler zu kaufen kann je nach Künstler problematisch sein, daher ist der Kauf über eine Galerie eine häufig gewählte Option. Galerien behalten in der Regel etwa 50 Prozent der Verkaufspreise – ein beachtlicher Anteil, der bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt werden sollte. Dennoch sind Galerien weiterhin massgeblich am Erfolg der Künstler beteiligt und leisten oftmals die nötige Aufbauarbeit.

Preisentwicklung durch Kunstmessen und Auktionen

Bei globalen Events wie der Kunstmesse Art Basel oder Auktionen von Sotheby's, Christie's oder auch dem Schweizer Auktionshaus Koller können die Preise stark schwanken. Hier gewinnt das Höchstgebot – und mit einem erfolgreichen Verkauf kann der Marktwert eines Künstlers steigen.

Auktionshäuser verlangen normalerweise Gebühren von etwa 25 Prozent sowohl vom Käufer als auch vom Verkäufer, hinzukommen Aufpreise, Steuern und Abgaben.

Rekordsummen für Kunstwerke

Der rekordbrechende Verkauf 2017 von Leonardo da Vincis «Salvator Mundi» für 450 Millionen Dollar zeigt die Potenziale von Kunstinvestitionen. Es ist nach wie vor das teuerste Gemälde der Welt. Ein anderes Beispiel ist Andy Warhols Portrait «Marilyn Monroe», das im Mai 2022 bei der Auktion von Christie's New York den Hammerpreis von 170 Millionen erzielte.

Der eigentliche Verkaufspreis war jedoch um ein Vielfaches höher. 15 Prozent der Summe als Aufpreis sowie zusätzlich acht Prozent Umsatzsteuer. Somit bezahlte der Eigentümer für «Shot Sage Blue Marilyn» insgesamt 195 Millionen Dollar plus zusätzliche Abgaben.

Vor einem Kunstankauf ist es ratsam ähnliche Werke zu vergleichen, die Provenienz zu prüfen und die Meinung unabhängiger Gutachter hinzuzuziehen. Kunst ist ein volatiler Markt und die Rentabilität hängt stark von Trends ab.

Nicht wie andere Märkte

Der Kunstmarkt funktioniert nicht wie andere Märkte. Viele Entscheide hängen von subjektiven Faktoren ab: persönliches Interesse, Gefallen der Kunstwerke und verfügbares Vermögen für den Erwerb. Renditeversprechen bei Kunstwerken sollten immer mit Vorsicht bedacht werden. 

Die Preisgestaltung in der Kunstwelt ist komplex, aber die potenziellen Gewinne können beachtlich sein. Mit fundiertem Wissen und einer durchdachten Strategie kann das Investieren in Kunst ein gewinnbringendes Element eines Portfolios werden.