Das anhaltende Tiefzinsumfeld lässt Anleihen als ziemlich reizlos erscheinen. Warum es sich für Anleger dennoch lohnt, in diese Assetklasse zu investieren, erläutert Ethenea-Anleihenexperte Simon Oeser.

In der Vergangenheit galten Anleihen stets als attraktive Ergänzung eines Portfolios, als geeigneter Ausgleich, und um potenzielle Volatilitäten an den Aktienmärkten zu neutralisieren. Dennoch fragen sich viele Anleger heute, ob dies auch in Zeiten niedriger Zinsen noch funktioniert. Kann man so noch Geld verdienen? Für die Spezialisten von Ethenea Independent Investors ist die Antwort ein klares «Ja».

Historisch gesehen sind Anleihen teuer. Gleiches gilt für alle anderen traditionellen Anlagemöglichkeiten. Und obwohl wir oft gehört haben, dass Aktien alternativlos sind, sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass Anleihen im Rahmen einer Multi-Asset-Strategie ebenfalls unverzichtbar sind.

Anleihemanagement – so kann es gelingen

Diszipliniertes und aktives Management ist entscheidend für die erfolgreiche Verwaltung eines Anleihenportfolios. Es ist wichtig, die spezifischen Risiken, die sich im Wesentlichen aus der Bonität des Anleiheemittenten ergeben, von den Marktrisiken zu trennen.

Daher gibt es fünf wichtige Aspekte des Anleihemanagements:

  1. In einem Niedrigzinsumfeld ist es wichtig, die Zinssensitivität (gemessen an der Duration) aktiv und diszipliniert zu steuern. Ansonsten könnte eine kleine Zinsbewegung einen grossen Teil der Jahresperformance zunichte machen. Dies gilt auch für die Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen (Credit Spreads). Auch hier muss das Marktrisiko aktiv gesteuert und gegebenenfalls systematisch kontrolliert werden.
  2. Zudem ist es sehr wichtig, selektiv vorzugehen. Man muss genau hinschauen, was man kauft. Nicht nur der Emittent muss genau betrachtet werden, sondern auch die Bewertung der Einzelanleihe.
  3. Oft schauen Investoren nur auf die laufende Rendite (Coupon-Zahlung einer Anleihe) oder die Rendite bis Fälligkeit und vernachlässigen dabei die Form der Renditekurve. Bei relativ steilen Renditekurven kann man zusätzlich zum Coupon (oder Jahreszins) attraktive Kursgewinne durch das Verkaufen einer Anleihe vor ihrer Fälligkeit erzielen.
  4. Anleihen in Fremdwährungen bieten teilweise eine attraktivere Rendite als Anleihen in Euro. Es lohnt sich daher, diese in das Portfolio aufzunehmen. Dabei ist es allerdings wichtig, die Kosten der Währungsabsicherung zu berücksichtigen.
  5. Bei Anleihen fallen immer indirekte Handelskosten aufgrund der unterschiedlichen Geld- und Briefkurse an. Um diese Kosten und ihre Auswirkungen niedrig zu halten, verfolgen wir zwei Strategien: Erstens kaufen wir Anleihen, von denen wir auch mittel- und langfristig überzeugt sind, um nicht kurzfristig zu spekulieren. Zweitens partizipieren wir gezielt in Neuemissionen von Anleihen, da hier neben dem Wegfallen der Geld- und Briefkurse zusätzlich meist noch ein Renditeaufschlag winkt.

Hält man sich diszipliniert an diese fünf Aspekte und steuert das Portfolio aktiv, so kann man trotz des Niedrigzinsumfeldes weiterhin eine attraktive Rendite mit Anleihen erzielen!