Die Situation für Wandelanleihen hat sich durch die erhöhte Volatilität verändert. Die Emissionsvolumina sind zurückgekommen. Trostlosigkeit dominiert jedoch nicht überall.

Von Leonard Vinville, Fondsmanager, M&G Global Convertibles Fund

In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ist die Zahl neuer, von US-Unternehmen begebener Wandelanleihen deutlich gesunken. Laut UBS Convertibles Research nahmen amerikanischen Emittenten im ersten Quartal lediglich 1,74 Milliarden Dollar zu.

Das ist der niedrigste Betrag in einer vergleichbaren Periode seit vielen Jahren. Wenn eine Erholung ausbleibt, könnte sich 2016 als eines der am wenigsten aktiven Jahre für US-Wandelanleihen herausstellen.

Noch nicht genug Vertrauen

Es scheint, als hätten US-Unternehmen noch nicht die stark erhöhte Marktvolatilität überwunden, die den Jahresanfang 2016 geprägt hat. Auch hat die anschliessende Erholung der Aktienkurse noch nicht genug Vertrauen geschaffen, auf dessen Basis sich die Unternehmen zu Finanzierungszwecken an die Investoren im Segment der Wandelanleihen wenden.

Das Emissionsvolumen aus den USA wäre sogar noch niedriger ausgefallen, hätte Whiting Petroleum im Rahmen seiner Umwandlung von Forderungen in Anteilscheine nicht drei Wandelanleihen begeben.

US-Primärmarkt liegt am Boden

Die Mühen und Belastungen im Bereich der Wandelanleihen spiegeln sich zudem am US-Markt für Hochzins-Anleihen: Auch hier haben die Emissionsvolumina deutlich nachgegeben. S&P Capital IQ zufolge lag das Emissionsvolumen für Hochzins-Anleihen im ersten Quartal 2016 um 66 Prozent niedriger als im selben Zeitraum 2015. Die Situation verbesserte sich allerdings gegen Ende März, als eine Reihe an grossen Emissionen an den Markt kamen.

Es sieht so aus, als könnte der Primärmarkt für Wandelanleihen in den USA noch für eine Weile brach liegen. Dies wird sich unter Umständen erst ändern, wenn ein dauerhafter Zinsanstieg die Attraktivität des Marktes verbessert. Dessen ungeachtet sind einige Marktteilnehmer zuversichtlich, dass wir gegen Ende der aktuellen Berichtssaison eine erhebliche Zunahme des US-Emissionsvolumens sehen werden.

Europa, China und Japan springen in die Lücke

Trostlosigkeit ist jedoch nicht überall die dominierende Stimmungslage. Der Markt für Wandelanleihen ist ein globales Phänomen. Die USA sind zwar immer noch die grösste und wichtigste Region, doch konnten Emittenten aus anderen Bereichen für einen gewissen Ausgleich sorgen.

Beispielsweise sahen wir einen stetigen Strom an Emissionen in Europa, wo im ersten Quartal unter anderem Veolia Environment und Safran in Frankreich, Telefonica in Spanien und Grand City Properties in Deutschland neue Papiere begeben haben. Weiter emittierte Vodafone in Grossbritannien enorm grosse Pflichtwandel-Anleihen.

Weitere grosse Emissionen kamen unter anderem in China von CRRC und China Railways. Japan verzeichnete sogar das seit langer Zeit beste Quartal für Neuemissionen. Besonders positiv für den japanischen Markt war die Auflegung einer aus zwei Tranchen bestehenden Wandelanleihe von Suzuki, die es alleine auf ein Volumen von 1,8 Milliarden Dollar brachte.

Markt wird wieder drehen

Es ist kein Geheimnis, dass dem Markt für Wandelanleihen eine gewisse programmierte Obsoleszenz innewohnt: Die Instrumente werden entweder in Anteilsscheine konvertiert, wenn alles nach Plan läuft. Oder dann getilgt, wenn die Performance der zugrundeliegenden Aktien nicht den Erwartungen entspricht.

Aus diesem Grund kommt einem aktiven Primärmarkt eine besondere Bedeutung zu, wenn es um die Vermeidung einer Kontraktion durch Konversion, Tilgung oder Übernahme geht.

Von zyklischer Natur

Andererseits sind wir nicht zu sehr besorgt, dass das gegenwärtige niedrige Niveau im Emissionsvolumen – insbesondere in den USA – einen negativen Effekt auf das Wandelanleihen-Universum haben wird. Der Primärmarkt war von jeher zyklischer Natur.

Wir mögen im Moment nur wenige Neuemissionen im Angebot haben, doch sind wir zuversichtlich, dass sich das Blatt später wenden wird.

Gute Resonanz

Bei einer anhaltenden Aktienmarkt-Rally sollten opportunistischen Emissionen folgen. In unseren Augen ist der Markt für Wandelanleihen weiterhin gross genug und ausreichend gestreut, den Anlegern lohnende Investitionen zu bieten.

Wir sind optimistisch: Die gute Resonanz, welche die meisten neuen Wandelanleihen in letzter Zeit genossen haben, könnte gemeinsam mit den relativ niedrigen Kosten eine steigende Zahl an Unternehmen ermutigen, den Markt für ihre Finanzierungsprojekte zu nutzen.