Digitalisierung in der Finanzindustrie ist in weiten Teilen mit Innovation gleichzusetzen. Und zwar echter Innovation, nicht lediglich ein paar Verbesserungen des Bestehenden.

Von Thomas Wüst, CEO ti&m

Echte Innovation in der Digitalisierung ist die Anwendung von neuen - oder auch von bereits bekannte - Technologien in neuer, überraschender und so noch nicht gesehener Art und Weise. Und da neue Technologien heute wirklich grundlegende neue Möglichkeiten bieten (Ubiquität, Mobilität, PeerToPeer, ...) ist das Potential für innovative Anwendungen gewaltig. Die Möglichkeiten sind noch lange nicht ausgelotet, die Fantasien sowohl der Anbieter als auch der Konsumenten haben noch reichlich Futter.

Aber Innovationen lassen sich nicht befehlen, andererseits passieren sie auch nicht von allein. Es gilt, ein Umfeld zu schaffen, welches die Chancen erhöht, am Ende mit einer echten Innovation dazustehen. Dies ist der Ausgangspunkt für die ti&m garage, unseren Cocktail an Methoden, Skills und Tools - in der richtigen Mischung ein Garant für Innovationen.

Kreativität statt Optimierung

Mit Innovation in obigem Sinne soll also nicht optimiert, sondern kreiert werden. Schwarze Six Sigma Belts sind hier fehl am Platze, hier geht es darum, maximale Freiheitsgrade zuzulassen. Versuch und Irrtum, Spinnereien zulassen, scheinbar abwegige Pfade zu verfolgen - das ist hier gefragt.

Gleichzeitig braucht es Methoden und vor allem Erfahrung, um diesen Kreativprozess zu steuern, gedankliche Ausflüge immer wieder mal einzufangen und zu fokussieren, und die Ideenfindung vorwärts zu bringen. Design Thinking ist hier das Zauberwort, eine Denkweise und eine Sammlung von Methoden, die in den letzten Jahren die Practices der Designer auf andere Gebiete übertragen hat.

Agilität dank Veränderungsbereitschaft

Irgendwann ist der kreative Prozess dann so weit, dass sich eine Lösung herauskristallisiert. Nicht in dem Sinne, dass eine klassische Spezifikation existiert, eher im Sinne einer konkreten Idee. Aber gut genug, um schon mal mit der Entwicklung anzufangen. Vielleicht schon mal das User Interface gestalten, oder sogar die Integration mit einem Backend-System oder Daten-Feed realisieren. Die Requirements wechseln häufig, zeigen aber schon mal mehr oder weniger in eine Richtung. Hier kommt das Mantra der agilen Softwareentwicklung ins Spiel: 'Embrace Change!'

Agile Methoden sind für diese Situation also quasi geschaffen. Iterative und inkrementelle Entwicklung von MVP's (minimal viable products), Timeboxing als Instrument der Fokussierung auf das Wesentliche, ständiges Hinterfragen des Vorgehens - die Zutaten, die es braucht, um aus einer Idee ein konkretes Produkt entstehen zu lassen.

Innovation ist es erst, wenn es läuft

Am Ende eines Innovationsprozesses muss daher ein handfestes, für den Endkunden erfahrbares Erlebnis stehen. Nur so kann man wissen und überprüfen, ob die ganzen kreativen Höhenflüge auch wirklich ein Zielpublikum finden. Fokussierung, Erfahrung, Einsatz und das richtige Tooling sind hier die Schlüsselelemente.

Um diese Komponenten nun zu einem spannenden Cocktail zu mixen, gehen wir in der ti&m garage folgendermassen vor: Nimm die Ideenträger und Fachexperten des Kunden aus ihrem täglichen Umfeld heraus, stecke sie mit erfahrenen Design Thinkern, Designern und Softwareengineers in einen Raum, gib ihnen einen fixen Zeitraum um danach mit konkreten Ergebnissen wieder aufzutauchen.

Gerührt und geschüttelt

Dieses Team durchläuft nun mehrfach die oben vorgestellten Phasen, und zwar gemeinsam und in mehrfachen Iterationen. Das Ergebnis einer agilen Iteration kann auf einmal wieder einen Kreativprozess freisetzen, erste Ergebnisse scheitern im Feldversuch und werden nochmals entwickelt - eben gerührt und geschüttelt.

Aus diesen «Garagen» sind schon unterschiedlichste Lösungen aus den Bereichen Mobile Payment, Crowd Investments, Health Insurance, Energie und Transport entstanden. Immer steht am Anfang eine mehr oder weniger konkrete Idee, oft sieht die Lösung dann überraschend anders aus – innovativ halt.


Thomas Wüst hat Informatik an der ETH in Zürich studiert und ist seit über 30 Jahren in den Bereichen IT-Consulting und Software Engineering tätig. Seine berufliche Laufbahn startete er als Software-Ingenieur und später als Projektleiter bei einem Finanzdienstleister, danach wirkte er als Gruppenleiter bei einer Versicherung. Im Jahr 2002 übernahm er die Geschäftsführung der Schweizer Niederlassung einer internationalen Consultingfirma, bis er Anfang 2005 die ti&m gründete. Seitdem leitet Thomas Wüst als CEO und Hauptaktionär das Unternehmen. Ausserdem ist er Präsident des Verwaltungsrates der ti&m.