Nach Fintech ist nun vermehrt auch von Regtech die Rede. Worum geht es dabei, und in welchen Bereichen kommt Regtech bereits zum Einsatz? Ist Regtech wirklich «The Next Big Thing» in der Finanzbranche?

Von Micha Bitterli, Head Managed Services, Deloitte

Im vergangenen Jahr hat sich neben Fintech ein weiteres neues Schlagwort entwickelt: Regtech. Bei dem Begriff handelt es sich um die Verschmelzung von «regulatory» und «technology», analog zu Fintech.

Dank Regtech-Anwendungen sollen Finanzdienstleister Compliance-Anforderungen automatisiert abarbeiten können. Denn Compliance kostet die Finanzdienstleister enorm viel, ist aber gleichzeitig kein Alleinstellungsmerkmal. Ist also Regtech die Antwort zum Thema regulatorische Effizienz?

Wir gehen sechs Kernfragen zum neuen Schlagwort der Finanzbranche nach. Im ersten Teil erfahren Sie mehr was Regtech überhaupt bedeutet, welchen Mehrwert es liefern kann, und ob es eine Form von Fintech ist.

1. Was ist Regtech?

Unter Regulatory Technology – also «Regtech» – versteht man die Verwendung von Technologie und insbesondere der Informationstechnologie im Zusammenhang mit der Einhaltung, der laufenden Überwachung und der Rapportierung von Regulationen.

Vereinfacht gesagt: Mittels Regtech werden regulatorische Prozesse automatisiert und deren Einhaltung garantiert. Um dies zu erreichen, werden die Prozesse unternehmensübergreifend standardisiert und mittels von Experten erstellten Regelwerken gesteuert.

2. Welchen Mehrwert kann Regtech liefern?

Regtech schafft Transparenz und Konsistenz, standardisiert Prozesse, liefert Interpretationen und steigert die Qualität. Dies alles idealerweise zu tieferen Kosten. So ist es mittels Regtech zum Beispiel jederzeit möglich, die angewendeten Regeln aufzuzeigen und zu überprüfen.

Nebst der erhöhten Sicherheit für das Finanzinstitut selbst, profitieren auch die Regulatoren von Regtech, da eine ständige Überwachung sichergestellt ist und die angewendeten Regeln transparent zur Verfügung stehen.

Regtech ermöglicht Echtzeit-Überprüfungen von Aktivitäten und bildet somit eine Grundvoraussetzung für diverse andere (Fintech-)Produkte, für deren Einsatz eine solche Prüfung notwendig ist (etwa Self-Service-Desk).

Das Potential von Regtech geht somit weit über reine Kosteneinsparungen hinaus, die in aktuellen Marktdiskussionen oft im Vordergrund stehen.

3. Ist Regtech eine Form von Fintech?

Durch die Tatsache, dass Regtech-Produkte momentan stark auf die Finanzindustrie ausgerichtet sind, könnte man zu diesem Schluss kommen. Wie der Name es bereits beschreibt, stehen jedoch Regulationen im Vordergrund und nicht etwa eine einzelne Industrie.

Nebst der unterschiedlichen Ausrichtung besteht der Hauptunterschied in der Tatsache, dass bei Regtech weniger die Technologie selbst als vielmehr das in der Technologie enthaltene Expertenwissen sowie die Transparenz im Vordergrund stehen. Entsprechend kann sich die Entwicklung von Regtech-Produkten durch Fintech-Gesellschaften als schwierig erweisen, da diese keinen Zugriff auf das notwendige Expertenwissen haben.

 


Die Fortsetzung finden Sie im 2. Teil dieses Beitrags auf finews.ch. Wer sich vertiefter mit der Materie beschäftigen möchte: Der Beitrag «Fintech, Regtech and the Reconceptualization of Financial Regulation» liefert interessante Anhaltspunkte.