Die Wettbewerbskommission hat erfolgreich auf die Gebühren der neuen Debitkarten eingewirkt. Für aufstrebende Fintechs ist das keine frohe Botschaft.
Frisch, einfach in der Bedienung – und erst noch günstig: die Smartphone-Apps von Fintechs und Neobanken haben viel dazu beigetragen, dass Finanzdienstleistungen im Alltag teils kinderleicht geworden sind. Entsprechend hat das Banking übers Mobiltelefon massiv an Bedeutung gewonnen; digitale Angebote haben sich inzwischen an der Schnittstelle zum Kunden etabliert.
Wichtiger Etappensieg
Diese Erfolgsgeschichte ist nicht zu knapp der neuen Debit-Kartengeneration der Anbieter Mastercard und Visa zu verdanken. Seit ihrer Einführung in der Schweiz gelten diese als zentraler Treiber von hiesigen Fintech-Geschäftsmodellen. Entsprechend weit ist ihre Verbreitung inzwischen.
Doch nach anfänglicher Kulanz ziehen die Schweizer Wettbewerbshüter bei den neuen Karten die Schraube an und fühlen den Kartenriesen auf den Zahn. Wie auch finews.ch am Donnerstag berichtet, verzeichnete die Wettbewerbskommission (Weko) dabei einen Etappensieg. Die Behörde hat mit Mastercard eine einvernehmliche Lösung gefunden, demzufolge die Kartenanbieterin die so genannten Interchange Fees deutlich senkt.
Der Trend zeigt nach unten
Die Weko-Untersuchung zu den hiesigen Interchange Fees der Debitkarten von Visa geht derweil weiter, wie es am Donnerstag hiess. Der Trend ist jedoch klar: die Gebühren müssen sinken. Und das dürfte den Akteuren der schönen neuen Fintech-Welt noch so einiges Kopfzerbrechen bereiten.
Denn natürlich ist die gewaltige Infrastruktur, die hinter den Karten steckt, nie gratis zu haben gewesen. Die Zeche hat seit der Einführung – unbemerkt vom Endnutzer – der Handel gezahlt. Denn dieser ist den Zahlungsabwicklern (etwa Terminalanbieter wie Wordline) sowie den Kartenherausgebern (Banken oder Fintechs) die Interchange Fee schuldig. Bestimmt wird jene Gebühr von Visa und Mastercard, die damit einen wichtigen Anreiz für Finanzdienstleister schaffen, ihre jeweiligen Karten zu nutzen.
Ein Teil des Revenue-Streams nimmt ab
Gerade für auftstrebende Fintechs und Neobanken mit einem Fokus auf den Zahlungsbereit ist die Fee seither zu einer wichtigen Einnahmequelle avanciert. «Das Vorgehen der Weko ist relevant für Fintech-Geschäftsmodelle», sagt der Schweizer Branchenpionier und Gründer der Zürcher Software-Firma Additiv Michael Stemmle zu finews.ch. Damit nehme nun ein Teil dieses Revenue-Streams ab.
Während Banken noch auf diverse weitere Ertragspfeiler abstützen können, spüren dies Fintechs viel unmittelbarer. Es müssen also schnell neue Ideen her, wie die geschmälerten Einkünfte künftig kompensiert werden. «Fintechs müssen schauen, wie sie ihre Kundenbeziehungen und Kundeneinlagen zusätzlich anderweitig monetarisieren», sagt Stemmle.
Aufwändige Allianzen
Die Möglichkeiten dazu sind zwar vielfältig, etwa über den Verkauf von Versicherungen und Vermögensverwaltungs-Lösungen auf der Plattform, oder das Investieren der Kundengelder am Markt. Dazu sind Jungfirmen aber in aller Regel auf spezialisierte Partner angewiesen. Und der Aufbau von Allianzen kostet Zeit und Ressourcen.
Das Mastercard-Abkommen hat damit den Stress für Finanz-Startups, die derzeit auch mit höheren Kosten und versiegender Finanzierung zu kämpfen haben, nochmals erhöht.