Mikrofinanzierungen für Kleinstfirmen sind in Schwellenländern etabliert. Wenn aber Ein-Mann/Frau-Betriebe zu KMUs heranwachsen, fehlt ihnen oft die Anschlussfinanzierung. Was dann?

Von Katharina Sommerrock, Philanthropy Advisor bei der LGT

Seit ihren Anfängen in den frühen 2000er-Jahren legte die Mikrofinanzierung vielfach den Grundstein für den Erfolg von Kleinstunternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Solche erfolgreichen Kleinstunternehmen haben wiederum das Potential, zu kleinen oder mittelgrossen Unternehmen (KMU) heranzuwachsen und so laufend mehr Menschen Beschäftigung und Einkommensmöglichkeiten zu bieten.

KMU als Wirtschaftsmotor

In Entwicklungs- und Schwellenländern ist die zum Teil schnell wachsende Bevölkerung oft unter- oder prekär beschäftigt. Die damit verbundene Einkommensarmut begünstigt Gewalt, Konflikte und Migrationsdruck.

Wachstumsstarke KMU sind eine wichtige Voraussetzung, um in diesen Ländern mehr Beschäftigung zu schaffen, bestehende Beschäftigungsverhältnisse zu formalisieren, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und viele der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu erreichen.

Zu gross für Mikrofinanzierung

Um ihre positive Wirkung entfalten und weiter wachsen zu können, sind die KMU in Entwicklungs- und Schwellenländern aber auf den Zugang zu geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten angewiesen. Gerade in diesen Regionen haben die Finanzmärkte aber oft noch strukturelle Schwächen: Die meisten Mikrofinanzinstitutionen (MFI) sind immer noch auf sehr kleine Unternehmen fokussiert und Geschäftsbanken sind nur beschränkt daran interessiert, an junge und eher kleinere KMU Kredite zu vergeben.

Mit Erfolg der Mikrofinanzierung entwachsen, sind KMU deshalb mit einer Finanzierungslücke konfrontiert. Der unzureichende Zugang zu Krediten und Beratung schränkt ihr Wachstumspotenzial stark ein.

Daraus resultiert das Phänomen des «Missing middle» in Niedriglohn-Ländern: Diese Volkswirtschaften bestehen mehrheitlich aus Kleinstunternehmen und einigen wenigen Grossunternehmen, während in Hochlohnländern der dazwischenliegende KMU-Sektor deutlich ausgeprägter ist und den Hauptteil der Wirtschaftskraft darstellt.

Markt für Finanzintermediäre und Investoren

Die gute Nachricht: Immer mehr MFI und einige Geschäftsbanken haben diese Lücke erkannt und begleiten ihre Kunden auf dem Weg vom Kleinstunternehmen zum KMU mit entsprechenden Finanzierungsdienstleistungen. Sie entwickeln damit ihr eigenes Geschäftsmodell weiter und erweitern auch ihre Kundenbasis. Das Marktpotenzial und der entsprechende Kapitalbedarf hierfür sind zurzeit aber noch nicht einmal ansatzweise erschöpft – das SME Finance Forum schätzt, dass 200 Millionen KMUs weltweit Wachstumskapital benötigen.

Hier bieten sich für Investoren, die sowohl an finanzieller als auch sozialer Rendite interessiert sind, interessante alternative Anlagemöglichkeiten, deren Performance nur wenig mit derjenigen an den globalen Finanzmärkten korreliert.

Zunehmend machen deshalb spezialisierte Anbieter, wie Symbiotics, und auch Banken, wie die LGT, solche Angebote ihren Kunden zugänglich und ermöglichen diesen damit, zur Erreichung der UN-Entwicklungsziele beitragen zu können.


Katharina Sommerrock vertritt seit 2013 bei der LGT Themen von nachhaltigem Anlegen im Allgemeinen bis zu Impact Investing und Venture Philanthropy im Speziellen nach aussen und innen. Zuvor studierte sie Betriebswirtschaft und arbeitete acht Jahre lang für die internationale Strategieberatung Bain & Company, wo sie hauptsächlich Finanz- und Private–Equity-Unternehmen beriet. Während dieser Zeit absolvierte sie auch eine Dissertation zu Social Entrepreneurship – ein Thema, das seither fester Bestandteil ihres Berufslebens ist.