Die Berücksichtigung sozialer Kriterien wird zu einem wichtigen Anliegen seitens der Investoren, sagt Delphine Riou von BNP Paribas Asset Mangagement.

Von Delphine Riou, Analystin ESG bei BNP Paribas Asset Management

Während die ESG-Analyse (Environmental, Social, Gouvernance, zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) bei den Investoren mehr und mehr zur Norm wird, erfährt auch das Kriterium «Soziales», das bisher hinter dem allgemeinen Trend zurückgeblieben war, wieder Interesse bei der Bewertung der Leistung eines Unternehmens.

Die Berücksichtigung sozialer Kriterien und Überlegungen wird zu einem wichtigen Anliegen seitens der Investoren. Ein Trend, der vor allem durch die Covid-19-Krise und die jüngsten Proteste gegen unterschiedliche Formen der Ungleichheit in den USA, wie in Form der Black-Lives-Matter-Bewegung, begünstigt wurde.

Wenn soziale Ungleichheiten unsere Gesellschaft bedrohen

Diese sozialen Ungleichheiten, die häufig durch Diskriminierungen jeglicher Art, berufliche Prekarität und Schwierigkeiten im Zugang zu Bildung oder zum Gesundheitssystem gekennzeichnet sind, bedrohen die wirtschaftliche Zukunft unserer Gesellschaft. Soziale Ungleichheit schmälert zudem für alle die Chance auf ein besseres Leben.

Dies wiederum begünstigt die Gefahr der Entstehung sozialer Gräben, die zu einer Infragestellung der Marktwirtschaft und sogar der Demokratie führen können.

Integratives Wachstum

Um zur Verringerung dieser Ungleichheiten beizutragen und die Entwicklung zu einer verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Wirtschaft zu ermöglichen, gilt es, Innovationen und neue Ideen aufzuzeigen, mit denen sich Wirtschaftswachstum mit Inklusion und Nachhaltigkeit verbinden lässt.

Integratives Wachstum ist ein Wirtschaftsmodell, das soziale Ungleichheiten einer Gesellschaft zugunsten einer besseren Chancengleichheit langfristig verringert.

Faire Verteilung

Dieses Wirtschaftsmodell definiert sich durch eine faire Verteilung des Wachstums in der Gesellschaft, wodurch Chancen geschaffen werden und ein Mindestmass an Schutz für alle ohne jegliche Diskriminierung gewährleistet wird.

Es ist möglich, wirtschaftlichen Mehrwert auf eine faire Art und Weise zu schaffen. Davon sind auch Investoren überzeugt. Laut der Greenwich-Studie , die für BNP Paribas Asset Management durchgeführt wurde, sind 79 Prozent der Investoren der Ansicht, dass sich die Berücksichtigung sozialer Kriterien in den Anlageansätzen eines Unternehmens langfristig positiv auf das Risikomanagement und die erzeugte Leistung auswirkt und gleichzeitig eine integrativere Gesellschaft begünstigt.

Boykott von Käufern

Für Investoren beschränkt sich die Rolle als Förderer inklusiven Wachstums daher nicht einzig darauf, zu versuchen, die negativen externen Einflüsse einer Investition (unsoziale oder unethische Geschäftspraktiken) zu begrenzen, um Reputationsrisiken (Boykott von Käufern) zu verringern, welche wiederum die Rentabilität von Investitionen schmälern würden.

So haben zahlreiche Studien die positive Wechselwirkung zwischen nachhaltigen Praktiken und wirtschaftlicher Rentabilität aufgezeigt: Unternehmen, die Best Practices in Bezug auf Vielfalt, Inklusion und Governance bei ihren Mitarbeitern, Kunden oder auch Zulieferern einführen, können langfristig bessere finanzielle Ergebnisse erzielen.

Zwei Beispiele

  • Unter den Fortune-500-Unternehmen, die nach der Anzahl der Frauen im Management gelistet sind, verzeichneten Unternehmen im ersten Quartal mit mindestens drei weiblichen Management-Mitgliedern einen um 42 Prozent höheren Umsatz und eine um 53 Prozent höhere Eigenkapitalrendite .
  • Unternehmen mit einer niedrigen Mitarbeiterfluktuationsrate generierten ein Jahresalpha von 0,8 Prozent (bei einem 3-jährigen Test – MSCI ACWI) und eines von 3,0 Prozent (bei einem 5-jährigen Test), was die universale Bedeutung eines guten Personalmanagements unterstreicht .

Um diese soziale Dimension in die Anlagestrategien zu integrieren, ist es wichtig, Unternehmen auszuwählen, die sich stärker am integrativen Wachstum beteiligen.

Langjährige Expertise

Investoren sind daher angehalten die Unternehmen, in die sie investieren, in Bezug auf jene Indikatoren herauszufordern, die mit einer bestimmten Palette von Kriterien für «integratives Wachstum» verknüpft sind: die Sicherheit der Mitarbeitenden, ein inklusives Arbeitsumfeld, Diversity Management Programme, die Parität in den Führungsgremien oder die Vergütungspolitik der Führungskräfte.

Hinsichtlich Forschung und thematischen Anlagestrategien verfügt BNP Paribas Asset Management über eine langjährige Expertise im Bereich der sozialen Kriterien, welche den Erwartungen von Sparern entsprechen, die darauf bedacht sind, sich für eine integrativere Gesellschaft einzusetzen und gleichzeitig einen langfristigen Wert zu schaffen.