Was ebenfalls immer noch gern übersehen wird: China ist gut aufgestellt für neue strukturelle Chancen, die weit über Tech und Konsum hinausgehen.

Von Yingying Wu, Portfolio Manager at DNCA Finance

Nach fast allen Massstäben können Anleger in chinesischen Aktien dieses Jahr als eines abhaken, das man am besten vergisst. Angesichts etlicher Widerstände, etwa durch neue Vorschriften, eine Abschwächung auf dem Immobilienmarkt und eine restriktivere Zentralbank (die People’s Bank of China, kurz PBoC), hat der MSCI China Index im laufenden Jahr – seinem schlechtesten seit 2018 – bisher 16 Prozent abgegeben.1

Viele hochkarätige Tech-Werte sind weiter gefallen, obwohl die globalen Aktienmärkte kräftig anzogen. Kein Wunder daher, wenn manche Anleger das Handtuch schmeissen.

Interessante Kaufchance

Für längerfristig orientierte Anleger stellt die jüngste Verkaufswelle allerdings eine durchaus interessante Kaufchance dar – vor allem, da das Schlimmste überstanden scheint und vermutlich bereits eingepreist sein dürfte.

Chinesische Aktien werden derzeit mit einem unspektakulären KGV von rund 13 gehandelt – nachdem sie in diesem Jahr schon ein Hoch von 17 erreicht hatten. Damit ist China billiger als viele andere asiatische Länder, in denen der S&P 500 auf der Grundlage astronomischer Gewinnschätzungen mit einem KGV für die nächsten zwölf Monate von 21,4 notiert.2

Unglaubliche Renditen

Chinas Produktion geht zwar weiter zurück, doch bei der Immobilien- und Energiekrise scheint der Tiefpunkt überwunden, und für nächstes Jahr werden nach wie vor 5 Prozent Wachstum prognostiziert.3 Beim Kreditimpuls ist die Talsohle durchschritten. Ein Vertrauensbeweis: Anleiheinvestoren greifen wieder vermehrt zu chinesischen Hochzinstiteln, angelockt durch unglaubliche Renditen in der Grössenordnung von ganzen 25 Prozent.4 Die Spreads haben sich seither verengt, was für ein Nachlassen der zuletzt verzeichneten Belastungen spricht.

Vor allem aber scheint die PBoC bereit, ihre Geldpolitik wieder zu lockern – und zwar zu einer Zeit, in der die übrigen Zentralbanken weltweit die Zügel anziehen. Die Bank dürfte der Wirtschaft vermutlich nicht mit allen Mitteln unter die Arme greifen wie 2008 und 2015.

Aktienmarkt mit Rückenwind

Doch viel Lust auf weitere Schwäche oder eine eskalierende Krise zeigt sie ebenfalls nicht. Das sollte einem Aktienmarkt Rückenwind geben, der zwar anfällig für Verkaufswellen ist, doch selten längere oder gar mehrjährige Verlustphasen erleidet und seit 2006 mit dem MSCI All Country World Index Schritt hält.

Was ebenfalls immer noch gern übersehen wird: China ist gut aufgestellt für neue strukturelle Chancen, die weit über Tech und Konsum hinausgehen.

Trotz der vermeintlichen Paria-Rolle auf dem Klimagipfel COP26 gab es hinter den Kulissen einen politischen Vorstoss zur Förderung einer Energiewende, die inzwischen in vollem Gang ist. Dazu gehören die Einführung von Subventionen zur Förderung der Entwicklung neuer Technologien (Energiespeicherung, Offshore-Windkraft etc.), Ökozertifikate und CO2-Handelsprogramme, Obergrenzen für den Verbraucher fossiler Energie und riesige Wind- und Sonnenprojekte im Nordwesten Chinas.

Grösster Batteriehersteller

Noch mögen die chinesischen Kohlekraftwerke die Schlagzeilen beherrschen, doch China verfügt heute vermutlich über mehr börsennotierte Unternehmen, die auf erneuerbare Energie setzen, als jedes andere Land der Welt: Bei Solarmodulen haben chinesische Firmen entlang der gesamten Lieferkette einen Weltmarktanteil von 70 bis 80 Prozent.5 Bei Windkraft haben Unternehmen wie Xinjiang Goldwind dem dänischen Disruptor Vestas bei der Gesamtzahl der Turbinen inzwischen den Rang abgelaufen und schliessen technisch rasch auf.

Das Gleiche gilt für Elektrofahrzeuge. Tesla mag amerikanisch sein, doch China kann mit den grössten Batterieherstellern der Welt aufwarten, die auf die fortschrittlichsten Technologien und hoch entwickelte Produktionsprozesse zurückgreifen können. Und es verfügt über führende Elektrofahrzeugmarken, die vor allem im eigenen Land Marktanteile gewinnen können, wenn heimische Verbraucher weiter verstärkt Elektrofahrzeuge ordern.

An vorderster Front

Schliesslich erkennen wir noch jede Menge Chancen, wenn sich China weiter modernisiert. Das betrifft das Gesundheitswesen (da die Bevölkerung älter, aber reicher wird), Technologien zur Selbstversorgung (wie Halbleiter), heimische Konsummarken (bei einer wachsenden Mittelschicht) und Digitalisierung in Bereichen mit bisher geringer Durchdringung (also Software).

In all diesen Bereichen bedeutet Chinas fehlende Bereitschaft, dem Westen die technische Vorherrschaft zu überlassen, dass das Land auch weiterhin an vorderster Front des Wandels stehen und Chancen bieten wird.

Nach einem turbulenten Börsenjahr rührt sich der chinesische Drache erneut. Vielleicht ist es an der Zeit, wieder mehr auf den Wachstumsmotor der Welt zu setzen?

1 Zahlen per 22. November 2021
2 Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist die Kennzahl zur Bewertung eines Unternehmens, die den aktuellen Aktienkurs in Beziehung setzt zum Gewinn je Aktie
3
IMF, November 2021, https://www.imf.org/en/News/Articles/2021/11/18/pr21338-china-imf-staff-completes-2021-article-iv-mission-to-the-peoples-republic-of-china
Quelle: Bloomberg
Quelle:
 Internationale Energiebehörde


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