Anleger sollten wissen, wie nachhaltig eine Anlage tatsächlich ist und nachvollziehen können, auf welcher Basis die entsprechende Einschätzung beruht.

Von Andrea Ferch, Senior Sustainable Investing Specialist bei der LGT

Viele Menschen machen sich Gedanken über die Auswirkungen ihres Handelns auf Umwelt und Gesellschaft. Sie möchten zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen und kaufen deshalb regionale und saisonale Biolebensmitte ein, trennen ihren Müll oder nutzen öffentliche Verkehrsmittel.

Was viele nicht wissen: Auch mit der Geldanlage kann man Positives bewirken. Mit der nachhaltigen Ausrichtung ihres Vermögens können Anleger einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Umwelt leisten und gleichzeitig eine langfristige finanzielle Wertsteigerung erzielen.

Notwendige Informationen fehlen oftmals noch

Die gute Nachricht: Das Interesse für nachhaltiges Anlegen ist durchaus vorhanden, wie die aktuelle «Schroders Global Investment Study 2021»* zeigt. Demnach stehen 57 Prozent der Befragten einem Umstieg auf ein nachhaltiges Portfolio positiv gegenüber, 37 Prozent neutral und nur 6 Prozent negativ.

Trotz positiver Einstellung investieren noch immer nicht allzu viele Menschen nachhaltig. Das liegt oftmals daran, dass ihnen die notwendigen Informationen fehlen. Für viele Investoren, insbesondere Privatanleger, ist es meist nicht ersichtlich, ob sie Aktien von Firmen in ihrem Wertpapierdepot halten, die mit ihren Produkten eine nachhaltige Entwicklung fördern, oder ob genau das Gegenteil der Fall ist.

Wir sind davon überzeugt: Wenn Menschen schwarz auf weiss sehen, welche Wirkung ihre Geldanlage hat, werden sie bereit sein zu handeln.

LGT Sustainability Rating – Transparenz auf einen Blick

Um das Informationsdefizit hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Finanzanlagen zu beseitigen, haben wir das LGT Sustainability Rating entwickelt, mit dem wir Aktien, Anleihen, Fonds und Exchange Traded Funds (ETFs) bewerten. Das Rating macht unseren Kunden auf einen Blick transparent, wie umwelt- und sozialverträglich Anlagen sind und unterstützt sie bei der nachhaltigen Ausrichtung des Portfolios.

Zur Bestimmung des LGT Sustainability Ratings von Aktien wird die Nachhaltigkeit des jeweiligen Unternehmens und bei Anleihen die Nachhaltigkeit des zugrundeliegenden Emittenten (Unternehmen, Land oder supranationale Organisation) bewertet. Die Nachhaltigkeitsbewertung wird mit einem von der LGT entwickelten Analyse-Tool, dem sogenannten ESG-Cockpit, durchgeführt.

Dieses ist bereits seit 2009 erfolgreich im Einsatz. In den Bewertungsprozess fliessen unternehmens- und länderspezifische Rohdaten von sechs renommierten Anbietern von Nachhaltigkeitsdaten ein. Ergebnis dieses quantitativen Bewertungsprozesses ist ein Rating, das von einem Stern (ungenügend) bis zu fünf Sternen (exzellent) reicht.

Verfügbarkeit von ESG-Daten auf solidem Niveau

In den vergangenen Jahren hat sich das Angebot an ESG-Daten, sowohl was die Breite als auch Tiefe der Abdeckung angeht, deutlich verbessert. Bei ESG-Daten zu Unternehmen stehen uns mittlerweile Kennzahlen und Informationen zu einer grossen Anzahl von Firmen zur Verfügung. Diese reichen von Daten, wie beispielsweise dem CO2-Ausstoss, über Informationen zu Gesundheits- und Sicherheitsstandards bis hin zu Angaben über negative Vorkommnisse, wie etwa Fälle von Korruption.

Zusätzlich verfügen wir über Informationen, die die Wirkung der Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen, den sogenannten Impact, auf Menschen und Umwelt aufzeigen. Die Quantität der Daten allein reicht allerdings nicht aus. Ein zentraler Punkt ist die Datenqualität. Die Daten müssen hochwertig sein, damit verlässliche Aussagen möglich sind.

Auch in puncto Datenqualität hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wir wählen für unseren Ratingprozess jeweils den Anbieter aus, der uns die Daten in der besten Qualität liefert. Trotzdem verlassen wir uns nicht blind auf die Daten, sondern führen regelmässig Plausibilitätschecks durch.

Umfassende Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen

Konkret analysieren wir die Nachhaltigkeit von Unternehmen nach einem umfassenden Prozess, der drei Elemente berücksichtigt: operatives Geschäft, Impact von Produkten & Dienstleistungen sowie Kontroversen.

  • Operatives Geschäft: Bei der Bewertung des operativen Geschäfts wird beurteilt, wie umwelt- und sozialverträglich ein Unternehmen sein Geschäft betreibt. Dies geschieht anhand von Kriterien aus den Bereichen Umwelt (E), Soziales (S) und Governance (G), den sogenannten ESG-Kriterien. Im Umweltbereich wird beispielsweise analysiert, wie hoch die Treibhausgasemission und der Wasser- und Energieverbrauch einer Firma sind. Im Sozialbereich spielen unter anderem die Arbeitsbedingungen und der Umgang mit Minderheiten eine Rolle. Bei der Governance achten wir zum Beispiel auf die strategische Verankerung von Nachhaltigkeitszielen. Die Gewichtung der ESG-Kriterien folgt dabei dem Prinzip der Wesentlichkeit und ist auf die jeweilige Branche zugeschnitten.
  • Impact von Produkten und Dienstleistungen: Hier wird analysiert, welche Wirkung – positiv oder negativ – die Produkte und Dienstleistungen einer Firma auf Menschen und Umwelt haben. Die Bewertung des Impacts basiert auf den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (United Nations Sustainable Development Goals, UN SDG). Für jedes Unternehmen ermitteln wir, wie stark positiv oder negativ seine Produkte und Dienstleistungen zur Erreichung dieser 17 Ziele beitragen. So hilft beispielsweise Windenergie unserem Klima, da sie zur Reduktion von CO2-Emissionen führt. Damit liefert sie einen positiven Beitrag zum Ziel 13, «Massnahmen zum Klimaschutz». Im Gegensatz dazu haben die Produkte von Tabakfirmen oder Fast-Food-Herstellern eine massiv negative Wirkung auf die Gesundheit und konterkarieren damit Ziel 3, «Gesundheit und Wohlergehen».
  • Kontroversen: Als Kontroversen werden jegliche negativen Vorkommnisse bezeichnet, welche im Zusammenhang mit dem Geschäftsbetrieb/der Produktion einer Firma oder der Nutzung ihrer Produkte/Dienstleistungen auftreten. Beispielsweise kann es bei der Produktion zu schweren Umweltschäden kommen, da eine Firma giftige Abwässer in Flüsse leitet. Oder die Produkte eines Arzneimittelherstellers haben massiv gesundheitsschädigende Nebenwirkungen.

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Aus der Analyse des operativen Geschäfts, dem Beitrag zur Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sowie allfälliger Kontroversen berechnen wir das LGT Sustainability Rating und erreichen so eine umfassende Einschätzung der Nachhaltigkeit von Unternehmen.

Impact von Produkten und Dienstleistungen entscheidend

Bei der Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen spielt der sogenannte Impact der Produkte und Dienstleistungen eine entscheidende Rolle. Seit März 2020 ist diese Impact-Analyse ein wichtiges Element bei der Bestimmung des LGT Sustainability Ratings von Unternehmen. Auch bei der Verwaltung unserer nachhaltigen Anlagelösungen liegt ein Hauptaugenmerk auf diesem firmenspezifischen Impact.

So wird die Wirkung aller Portfoliounternehmen auf die 17 Ziele bewertet, mit der Absicht, einen positiven Gesamtbeitrag des Portfolios zu den 17 Zielen zu erreichen. Die Portfoliomanager fokussieren dafür auf Unternehmen, deren aggregierter Beitrag ihrer Produkte und Dienstleistungen zu den 17 Zielen positiv ist. Wann immer möglich, achten wir darauf, Firmen ins Portfolio aufzunehmen, die zu solchen Zielen beitragen, die bislang unterrepräsentiert oder kaum im Portfolio vertreten sind.

Die Analyse des firmenspezifischen Impacts ermöglicht es uns ausserdem, in massgeschneiderten Portfoliolösungen den Investmentschwerpunkt nach Kundenwunsch auf spezifische SDGs zu setzen.

Ausblick bezüglich Transparenz

Was die künftige Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten und -informationen angeht, kann man optimistisch sein. Rückenwind kommt von Initiativen auf dem Finanzplatz Schweiz und auf EU-Ebene. Die Finanzbranche wird weitreichende Offenlegungspflichten zu erfüllen haben und arbeitet an der Schaffung einer erhöhten Transparenz hinsichtlich der nachhaltigkeitsbezogenen Chancen und Risiken von Finanzinstrumenten.

Die Informationslage für Investoren wird sich also weiter verbessern, sodass diese in Zukunft fundierte Anlageentscheidungen zur nachhaltigen Aufstellung ihres Portfolios treffen können. Damit haben es die Investoren in der Hand, die Weichen für ihre Vermögensanlage zu stellen.

*Schroders Global Investment Study 2021, für die 23'000 Investoren weltweit befragt worden sind.


LGT – professioneller Partner für Intermediäre

Die LGT beschäftigt sich bereits seit mehr als zehn Jahren intensiv mit dem Thema nachhaltiges Investieren. Ein wichtiges Ziel unserer Nachhaltigkeitsstrategie 2025 ist es, den Anteil nachhaltiger Investments in den Portfolios unserer Kunden substanziell zu steigern. Dies wollen wir durch ein vielfältiges Angebot von nachhaltigen Anlagelösungen und -dienstleistungen erreichen.

Auch unsere Intermediärkunden werden künftig noch umfassender von unserem Angebot und unserer langjährigen Expertise im Bereich nachhaltiges Investieren profitieren können. Dafür werden wir in diesem Jahr ein umfangreiches Dienstleistungspaket lancieren, welches ihnen ermöglicht, ihren Kunden nachhaltige Portfoliolösungen anzubieten und gleichzeitig für die weitreichenden regulatorischen Neuerungen gewappnet zu sein.

Das LGT Angebot für Intermediärkunden soll folgende Leistungen umfassen:

  • Schaffung von Transparenz durch Bereitstellung von Nachhaltigkeitsratings und -analysen
  • Zugang zu Research-Inhalten und Investmentideen im Bereich Nachhaltigkeit
  • Nachhaltigkeits-Reportings im Rahmen der Vermögensübersicht
  • Wissenstransfer zu den Themenbereichen Nachhaltigkeit und nachhaltiges Investieren
  • Unterstützung bei regulatorischen Fragestellungen, wie beispielsweise den Anforderungen der Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzsektor (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR)