Nach meinem Abitur 1972 habe ich zunächst Romanistik und Sinologie in Bochum studiert. Erst 1976 begann ich ein Studium in Humanmedizin in Kiel, wo ich 1981 promovierte.

«So habe ich in den 1980er-Jahren die Mikrotherapie aus der Taufe gehoben»

Ich habe dann als Assistenzarzt für Radiologie gearbeitet und war später an der Universität Witten/Herdecke bis zu meiner Emeritierung 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie und des weltweit einzigen Lehrstuhls für Mikrotherapie.

Sie gelten als «Vater der Mikrotherapie». Was muss man sich darunter feststellen?

Dabei geht es, vereinfacht gesagt, um die Zusammenführung und Weiterentwicklung von Radiologie, Endoskopie und Schmerztherapie. Im Jahr 2002 wurde der Begriff «Mikrotherapie» sogar in das medizinische Wörterbuch Pschyrembel aufgenommen. Von Hause aus bin ich High-Tech-Mediziner und Radiologe.

Ich habe gelernt, präzise Diagnosen über Schnittbilder im Computer-Tomographen (CT) und MRT zu realisieren. Da lag der Schritt nahe, dass das, was ich diagnostisch sehe, auch gezielt behandle. So habe ich in den 1980er-Jahren die Mikrotherapie aus der Taufe gehoben. Gegen grossen medizinischen Widerstand habe ich angefangen, in Tomographen bildgesteuert zu behandeln: Bandscheiben, Krebs, Schmerzen, Abszesse.

«Heute steuern wir die Eingriffe immer mehr navigiert, quasi GPS-gesteuert»

Die Mikrotherapie ist interdisziplinär und breitet sich weltweit aus. Heute steuern wir die Eingriffe immer mehr navigiert, quasi GPS-gesteuert auf einem Laserstrahl, der – wie auch an der Universität Basel – punktgenau auf den Körper projiziert wird, um die präzise Richtung bis zum Zielort zu definieren. Punktgenau!

Sie haben ein Medizin-Unternehmen rund um Ihre Tätigkeiten aufgebaut. Sie haben populärwissenschaftliche Bestseller zu medizinischen Fragen verfasst, Sie betreiben unter Ihrem Namen eine Zeitschrift und eine Fernsehsendung beim ZDF in Deutschland und betätigen sich auch als Investor. Was ist Ihre unternehmerische Motivation dafür?

Dort, wo ich in meinem Umfeld einen Mangel gesehen habe, sei es bei Untersuchungen, in der Therapie oder in der medizinischen Versorgung habe ich stets versucht, mich mit meinem Know-how oder mit finanziellen Mitteln einzubringen.

Das war zum Beispiel bei der Entwicklung von Sonden und Nadeln zur Mikrotherapie der Fall – die fehlten damals im Markt; genauso wie Befund-Software auf Laptops Ende der 1980er-Jahre. Auch Geräte zur Navigation waren kaum vorhanden. So gedieh meine unternehmerische Tätigkeit.

«In erster Linie bin ich Arzt und halte mich an den entsprechenden Kodex»

Anfang der 1990-Jahre vollzog ich als 38-jähriger Chefarzt für Radiologie den ersten medizinischen Management-Buyout-Deal einer radiologischen Einheit aus einem evangelischen Krankenhaus in Deutschland – weil ich mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden war.

Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Vertrauensperson als Arzt und Geschäftsmann?

Eine gute Frage! In erster Linie bin ich Arzt und halte mich an den entsprechenden Kodex. Dort, wo ich jedoch Entwicklungs- und Verbesserungspotenzial sehe, bringe ich mich unternehmerisch ein.