Für seine Leistungen im «Grand Resort Bad Ragaz» erhält der Bündner Marco Zanolari eine wichtige Auszeichnung. Kann er sein Kunststück als neuer Chef des «Living Circle» mit den Zürcher Häusern «Storchen», «Widder» und «Alex Lake Zurich» wiederholen? Begegnung mit dem Preisträger.

«Eine Cola, bitte», sagt der grossgewachsene und gutaussehende Marco Zanolari, als ihn finews.ch zum Gespräch in der «Cigar Bar» des Zürcher Hotels «Storchen» trifft. Alkohol trinke er an dem Tag sicherlich keinen. Das ist verständlich, denn der seit letztem August amtierende CEO der Hotelgruppe «The Living Circle» hat einen sehr fröhlichen und noch längeren Abend hinter sich.

Zanolari wurde nämlich am Sonntagabend im «The Dolder Grand» zum «101 Iconic Hotelier of the Year» gekrönt. Bei dem Preis handelt es sich um eine neu geschaffene Auszeichnung, welche besondere Leistungen in der Hotellerie würdigt.

Vom Kurhotel zur angesagten Destination

Das Einzugsgebiet des Wettbewerbs, und entsprechend die Konkurrenz, sind riesig: Die Jury muss eine Hotelier-Persönlichkeit auswählen, die zwischen Sylt und Bozen, zwischen Wien und Lugano, besonders Aussergewöhnliches vollbracht hat: Deutschland, Österreich, Südtirol und die Schweiz.

Bei Marco Zanolari besteht diese herausragende Leistung darin, das «Grand Resort Bad Ragaz» innerhalb weniger Jahre vom etwas angestaubten Kurhotel in eine der angesagtesten Ferien-Destinationen in Mitteleuropa verwandelt zu haben.

Sternenhimmel über Bad Ragaz

Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete die Gastronomie. Zanolari gelang es, die Restaurants des Resorts mit insgesamt sechs Michelin-Sternen und 76 Gault-Millau-Punkten zu etablieren. Er holte Sven Wassmer nach Bad Ragaz, der im «Memories» mittlerweile mit drei Sternen glänzt. Und er siedelte dort ein «IGNIV by Andreas Caminada» an, mit zwei Sternen.

Entsprechend ist es passend, dass der Bündner Spitzenkoch Andreas Caminada («Schloss Schauenstein») die Laudatio auf seinen in Chur aufgewachsenen Landsmann Marco Zanolari hielt.

«Motivation für die Zukunft»

Die Auszeichnung als «Iconic Hotelier» sei für ihn eine «grosse Ehre und gleichzeitig Motivation für die Zukunft», sagt der Ausgezeichnete am folgenden Tag im Hotel «Storchen». Seit zehn Monaten zielt seine Motivation auf «The Living Circle» ab.

Bei dieser Hotelgruppe, die den Familien Anda und Franz-Bührle sowie deren IHAG-Holding gehört (u.A. «AdNovum» und «Pilatus»), amtiert der Bündner als oberster Manager.

Eigenes Simmentaler Fleisch

Als solcher ist er verantwortlich für die Fünfsterne-Häuser «Storchen» und «Widder» in Zürich, «Alex Lake Zurich» in Thalwil, das «Castello del Sole» im Tessin, das Restaurant «Buech» in Herrliberg sowie die landwirtschaftlichen Produktionsbetriebe «Cantina alla Maggia», «Terreni alla Maggia», «Schlattgut» und das «Château de Raymontpierre» mit seiner Mutterkuhhaltung, woher das eigene Simmentaler Fleisch und verarbeitete Wurstwaren stammen.

Sein Credo in der Unternehmensführung beschreibt der Hotelier als «erst zuhören, bevor die Leute einem zuhören». Gerade zu Beginn einer neuen Aufgabe, sei es wichtig, den Betrieb und die Mitarbeiter richtig kennenzulernen.

Gastronomische Akzentverschiebung

Erste Pflöcke hat er dennoch bereits eingeschlagen. Dazu gehören das Insourcing der Unternehmenskommunikation und eine leichte Akzentverschiebung in der Gastronomie mit der neu geschaffenen Stelle eines regionalen F&B-Direktors.

Neben den Zürcher Gourmet-Adressen, der «Rôtisserie» im «Storchen» (ein Michelin-Stern) und dem «Widder Restaurant» im gleichnamigen Hotel (zwei Michelin-Sterne) brauche die Gruppe auf dem Platz Zürich kein weiteres Sterne-Lokal. Dementsprechend wird im «Alex» jetzt eine zugänglichere Zürichsee-Küche mit mediterranem Touch gepflegt.

Resort-Erlebnis an Limmat und Zürichsee

Verstärkt will Zanolari das gesamtheitliche Gäste-Erlebnis innerhalb der Gruppe betonen. «Wir verstehen uns als Ressort, das auf verschiedene Häuser verteilt ist.» So können die Gäste der Stadtzürcher Häuser mit dem hauseigenen Boot in die «Buech» nach Herrliberg oder ins «Alex» nach Thalwil fahren und dort die Freuden des Sees geniessen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Personalentwicklung. Anhand «inspirierender Rollenbilder und Karrieremöglichkeiten» will sich «The Living Circle» als attraktiver Arbeitgeber positionieren. «Die Hotellerie muss etwas gegen das Vorurteil von harten, undankbaren und schlecht bezahlten Jobs tun», so Zanolari.

Neue Lounge für die Mitarbeiter

Natürlich habe diese Priorität auch mit der derzeit sehr angespannten Personal-Situation in der Branche zu tun. «Oftmals sind es Krisen, die den Anschub für Verbesserungen geben.»

Die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern bringt «The Living Circle» bald schon am Münzplatz in bester Innenstadt-Lage zum Ausdruck. Dort hat Zanolari eine hochstehende Cafeteria-Lounge konzipiert, exklusiv für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Diese wird in jeder Hinsicht Massstäbe setzen, das Interieur verströmt New Yorker Bronx-Feeling.»

Expansion geplant

Ein bisschen weiter in die Zukunft gedacht, signalisiert Marco Zanolari, dass sein Unternehmen nach weiteren Objekten zur Integration in den «Living Circle» Ausschau halte. Das Augenmerk liege dabei klar auf der Schweiz. «Ein weiteres Haus in Zürich, oder etwas im Bündnerland wäre grandios.»

Das kürzlich geschlossene «Waldhaus Flims» sei aber eher keine Option. «Man muss mit einer gewissen Bescheidenheit an so eine Frage herangehen. Wenn es den drei Vorbesitzern nicht gelungen ist, das Haus profitabel zu führen - und das waren ja keine ‹Tubel› - warum sollte es uns dann gelingen?» Das Problem liege wohl eher in der Lage begründet und in der Art des Tourismus, welche die Destination anziehe.

«Aber ein kleines, exklusives Haus im Engadin – in einem Ort wie Sils – das wäre etwas…» Konkret in Aussicht habe man aber momentan nichts.

Der Hotelier trinkt seine Coca-Cola aus und erhebt sich. Er geht zurück ins Büro an der Strehlgasse, von wo aus er die Luxus-Gruppe steuert. So oft wie möglich aber, ist er draussen in den Häusern.


Im Zürcher Top-Hotel «The Dolder Grand» fand sich am vergangenen Sonntag die Crème de la Crème der Luxus-Hotellerie aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz ein.

Anlass für das Branchen-Stelldichein, das in bemerkenswert gelöster und familiärer Atmosphäre vonstatten ging, war die erstmalige internationale Publikation des aus Deutschland bereits bekannten Rankings «Die 101 besten Hotels».

Den Machern der Bestenliste rund um den Unternehmer Carsten K. Rath ist es gelungen, sich als Ersatz für das bekannte Hotel-Rating von Karl Wild zu positionieren, der altershalber aufhört. In der «Sonntags-Zeitung» ersetzen sie dessen traditionsreiche Publikation.

Für «The Living Circle» war das Ranking auch abseits von Zanolaris ad-personam-Auszeichnung von Erfolg gekrönt. Das «Widder Hotel» errang den 2. Rang in der Kategorie «101 Luxury Hotels in Historical Architecture», das «Hotel Storchen» erlangte den 27. Rang der «101 Hotels» und das «Castello del Sole Beach Resort & Spa» den 14. Platz sowie den zweitbesten Wert bei den «Luxury Spa & Health Resorts».

Als bestes Hotel in Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz wurde das «Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten» in Hamburg ausgezeichnet, vor dem Zürcher «The Dolder Grand» und dem «Hotel Sacher» in Wien.