Die Credit-Suisse-Krise vor Jahresfrist hat die Debatte um die Too-big-to-fail-Thematik neu entfacht. Klarheit über nötige Nachbesserungen soll der baldige Bericht des Bundesrats zur Aufarbeitung der Ereignisse und eine Evaluation des Too-big-to-fail-Regimes schaffen. An der FINANZ’24 wird sich eine Expertenrunde kritisch mit dem Thema auseinandersetzen.

Im Nachgang zur globalen Finanzkrise von 2007/2008 wurde in vielen Länder, so auch in der Schweiz, ein Too-big-to-fail-Regime entwickelt, das für global systemrelevante Banken die Eigenmittel- und Liquiditätserfordernisse deutlich verschärfte.

Ebenso formuliert das Regime Instrumente zur Abwicklung von Banken, die sich nicht mehr aus eigener Kraft stabilisieren können. Damit soll in solchen Fällen die globale Finanzstabilität gewahrt bleiben und die öffentliche Hand so wenig wie möglich finanziell belastet werden.

Zusätzliche Brisanz

Doch im Fall der gestrauchelten Credit Suisse (CS) kam kein solcher Abwicklungsplan zum Einsatz. Vielmehr wurde die Grossbank mit staatlicher Unterstützung von der UBS übernommen. Sollte nun dereinst die UBS in eine ähnliche Lage geraten, steht die Option einer inländischen Übernahme nicht mehr zur Verfügung.

Vor diesem Hintergrund haben die Frage der Funktionstüchtigkeit der vorgesehenen Abwicklungsinstrumente und der Durchsetzungskraft der Behörden zusätzlich an Brisanz gewonnen.

Reformbedarf ist unübersehbar

In diesem Punkt sieht die Expertengruppe «Bankenstabilität», die das Eidgenössische Departement für Finanzen EFD vergangenes Jahr zur Aufarbeitung der CS-Krise und der Evaluation des Too-big-to-fail-Regimes eingesetzt hatte, denn auch Handlungsbedarf.

So empfiehlt sie Nachbesserungen bei der Krisenvorbereitung und beim Krisenmanagement, wofür die Finanzmarktaufsicht Finma, die Nationalbank und das EFD gemeinsam die Verantwortung tragen. Die Expertengruppe rät in ihrem Bericht überdies zu einem Ausbau der Liquiditätsversorgung während einer Krise, zu einer Vervollständigung des Instrumentariums der Finma sowie zur Transparenz hinsichtlich der Qualität der erforderlichen Eigenmittel.

Lösungsansätze der Finma

Der Reformbedarf, den die Expertengruppe in ihrem Bericht vom Herbst 2023 ermittelt hat, bildet die Grundlage für Bericht des Bundesrats, den er für April 2024 angekündigt hat. Ebenso dürften darin die Lösungsansätze der Finma einfliessen, die sie in ihrem Ende 2023 veröffentlichten Berichts zur Aufarbeitung des CS-Falls postuliert hat.

Wie die Zukunft von «Too big to fail» aussieht, diskutieren am 25. April 2024 an einem FINANZ’24-Roundtable Wirtschaftsprofessor Yvan Lengwiler von der Universität Basel, der Mitglied der Expertengruppe «Bankenstabilität» war; Professor Erwin W. Heri, Dozent an der Universität Bern und Gründer der Wissensplattform fintool.ch; Adriel Jost, Fellow am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP), sowie Jürg Müller, Direktor des Schweizer Think-Tanks Avenir Suisse, unter Leitung von Mark Dittli, Chefredaktor von «The Market».