Zudem: in Zeiten der Digitalisierung und strikter Governance wirken der Ritt auf dem Harley-Davidson-Motorrad oder Abstecher ins Zürcher Rotlicht-Viertel museal, wenn nicht gar unseriös. In den USA wird längst deutlich mehr als die Hälfte der Aktien von Maschinen gehandelt.

Prozessketten bei Unternehmen sind rund um den Globus vernetzt, Neuigkeiten machen via Social Media innert Sekunden die Runde. Als einzelner Investor da noch den matchentscheidenden Deal zu erkennen, ist schier unmöglich geworden.

Das hat ausgerechnet ein Börsenguru erkannt, der Trendfolge-Spezialist Paul Tudor Jones. Schon 2016 sagt er: «Kein Mensch ist besser als eine Maschine, und keine Maschine ist besser als ein Mensch mit einer Maschine.»

Lernende Maschinen

Diese Ansicht teilt in der Schweiz Michael Appenzeller, der mit dem Fintech Nectar Digital Wealth Portfolios mittels Künstlicher Intelligenz (KI) konstruiert. «Die Welt ist zu stark vernetzt und die Finanzmärkte zu komplex geworden, als dass ein einzelner Mensch noch kompetent Anlageentscheidungen treffen könnte», so Appenzeller.

«Wir setzen deshalb auf lernende Maschinen, die den Menschen bei seinen Anlageentscheidungen unterstützen.»

Aktivisten in den Kulissen

Das würde bedeuten, dass die Börsengurus der Zukunft den Ruhm mit einer Maschine teilen müssen, ja von den Algorithmen gar überschattet werden. So gehören die maschinengesteuerten Vehikel der amerikanischen Firma Renaissance Technologies zu den am meisten bewunderten Fonds überhaupt. Kaum einer hat jedoch vom Mathematiker James Simons gehört, der das Unternehmen 1982 gründete.

Hinter einem Firmennamen verborgen bleiben oftmals auch die aktivistischen Investoren, die einigen Beobachtern als die Investmentgurus von morgen gelten. So macht derzeit die schwedische Beteiligungsfirma Cevian Schlagzeilen, weil sie den Verkauf des Basler Logistikkonzerns Panalpina kompromisslos vorantreibt.

Doch ausser Mitgründer Lars Förberg tritt kaum einer aus der Cevian-Equipe ins Rampenlicht – die Aktivisten fädeln ihre Deals offenbar lieber anonym und hinter den Kulissen ein.

Demnach sind nicht die Tage des Anlegers aus Fleisch und Blut, wohl aber jene des Einzelkämpfers an den Börsen gezählt. Wie sagte nochmal Edouard Carmignac, als er die Leitung des Patrimoine-Fonds an seine Angestellten David Older und Rose Ouahba übergab: «Ich bin froh, ein so talentiertes Team bei der Verwaltung unterstützen zu dürfen.»