Hat aktives Fondsmanagement noch einen Wert? Diese Frage stellten sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Anleger. Besonders in effizienten Märkten wie den USA ist passives Investieren populär. Die Hintergründe.

Von Christian Zschiesche, Head of Investment Consulting Zentral- und Nordeuropa, Allfunds

Ende April 2019 erreichte das Vermögen in passiven US-Aktienstrategien (einschliesslich ETFs und passiv verwalteter Anlageinstrumente) mit 4,3 Billionen Dollar (laut Morningstar) erstmals das Niveau der aktiven US-Aktien und hat diese seitdem überholt.

Dies deckt sich mit der Tatsache, dass der S&P 500 Index (Nettorendite, in Dollar) seit Beginn 2010 eine Rendite von 235 Prozent erzielt hat, während der durchschnittliche aktive US-Aktienfonds seinen Anlegern nur eine Rendite von 172 Prozent beschert hat (basierend auf dem Durchschnitt der Morningstar EAA Fund US Large Cap Blend Kategorie; per Ende 2019).

Einige Nachteile

Der Grund hierfür liegt teilweise in der auf die Krise von 2008 folgenden 10-jährigen Hausse – Fondsmanager, die nicht massiv in wachstumsstarke Marktbereiche wie Technologie investiert waren, konnten mit dem Index nicht mithalten. Trotz ihrer niedrigen Gebühren gibt es jedoch einige Nachteile, die mit passivem Investieren verbunden sind, von denen wir im Folgenden zwei behandeln werden.

Erstens haben aktive Manager die Möglichkeit, ihr Portfolio so zu strukturieren, dass Anleger gegen signifikante Markteinbrüche geschützt sind. Passivanleger werden in einem rückläufigen Markt einfach dem Markt nach unten folgen, während viele aktive Manager mehr Möglichkeiten haben, auf Aktien mit grösserer Widerstandskraft gegenüber makroökonomischen Einflüssen auszuweichen.

Vorsicht walten lassen

Beispielsweise haben Fondsmanager, deren Strategien auf Aktien höherer Qualität abzielen, die Anleger in einem Abwärtsmarkt, wie im Dezember 2018, im Allgemeinen geschützt. Andererseits betreiben einige aktive Manager hochdynamische Strategien, die in Schwächephasen nicht unbedingt guten Schutz bieten – Anleger sollten daher bei der Auswahl eines aktiven Fonds Vorsicht walten lassen.

Zweitens, wie Michael Burry (die Hauptfigur im Film «The Big Short») in einem kürzlich auf «Bloomberg» geführten Interview erwähnte, wird durch passive Investitionen die Kursfindung an den Aktienmärkten verdrängt. Märkte wie die USA sind effizient, was zum Teil auf die schiere Anzahl von Analysten zurückzuführen ist, die fundamentales Research auf Aktienebene betreiben; dies in Kombination mit der breiten Diversifikation macht den S&P 500 zu einem Index, der sich ideal für die passive Replikation eignet.

Ironie der Geschichte

Es überrascht also nicht, dass er einer der für passive Anlageansätze beliebtesten und am häufigsten verwendeten Indizes ist. Im Vergleich zu anderen Märkten war es für aktive Manager eine Herausforderung, diesen Index zu übertreffen. Setzt sich das Ausmass der Zuflüsse in passiv verwalteten Vehikeln weiter fort, so besteht die Gefahr, dass diese Kapitalströme zu einem bedeutenderen Markttreiber als die Fundamentaldaten der Unternehmen werden.

Kommt es dazu, dann könnte das Gewicht der Abflüsse aus passiven Instrumenten im Falle eines eintretenden Börsencrashs die Abwärtsbewegung insbesondere bei Blue-Chip-Strategien potenziell noch deutlich verstärken. Die Ironie dabei ist, dass diejenigen Anleger, die sich wegen der hohen Effizienz für passive Investments in Märkten wie den USA entscheiden, auf lange Sicht eventuell eher zu einer grösseren Ineffizienz beitragen könnten.

Mehr Ineffizienzen

Bestimmte Marktsegmente (wie Indizes auf asiatische Nebenwerte), in denen die Analysten-Abdeckung auf Aktienebene im Vergleich zu anderen Märkten noch weniger ausgeprägt ist, bieten deutlich mehr Ineffizienzen und damit mehr Möglichkeiten für aktive Investmentansätze. Es gibt zudem auch Indizes auf Regionen und Marktsegmente, deren Zusammensetzung aufgrund mangelnder Diversifizierung aus Anlegerperspektive nicht für eine passive Strategie geeignet sind. Beispielsweise machen die drei grössten Positionen des Swiss Market Index (SMI) mehr als 50 Prozent aus.

Bei Allfunds sind wir zwar der Ansicht, dass passive Anlagestrategien Vorzüge bieten, sind uns aber auch der Risiken bewusst. Wir sind der Meinung, dass ein aktives Fondsmanagement nach wie vor einen Wert darstellt. Allerdings sollten Anleger die zugrunde liegenden Strategien sorgfältig prüfen, bevor sie einen Anlageentscheid treffen.


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