Die UBS scheint mit Entlassungen im grossem Stil nun Ernst zu machen, ist Medienberichten zu trauen. So oder so erweist sich die Mechanik der Integration als gnadenlos. Doch die Politik muss sich einen Aufschrei verkneifen, findet finews.ch

Es ist ein Versprechen, das Sergio Ermotti gleich bei seiner überraschenden Ernennung zum neuen UBS-Chef im März 2023 gab: Beim Zusammenschluss der Credit Suisse (CS) mit der UBS werde die Eignung aller Mitarbeitenden geprüft, ganz gleich, wo diese gearbeitet hätten. «Bei der CS gibt es sehr starke Personen», konzedierte der Manager damals.

Ein gutes Jahr später gewinnt der Personalabbau bei der Grossbank an Fahrt. Wie auch finews.ch berichtete, soll es bis Ende Jahr zu nicht weniger als fünf Entlassungswellen bei der UBS kommen – wobei die Jobaxt die bisherigen Angestellten der CS offenbar besonders hart trifft. Bis zu 60 Prozent aller Mitarbeitenden der Krisenbank sollen bis Ende 2024 das Unternehmen verlassen haben, folgt man dem Bericht.

Greifbare Nervosität

Gegenüber finews.ch erklärte nun ein Sprecher, die UBS weise die Aussagen zu den Ex-CS-Kräften als reine Spekulation zurück. «Es gibt keine Fakten, die dies belegen», erklärte er.

Aussage steht somit gegen Aussage. Das kann auch als Hinweis verstanden werden, wie die Nervosität bezüglich den bevorstehenden Abbaumassnahmen der UBS zunimmt. Dies angesichts eines Fahrplans, den die Führung des Instituts seit der offiziellen Übernahme der CS im Sommer 2023 minutiös und in hohem Tempo abspult.

Wegmarken bis 2026 gesetzt

Weitere Wegmarken stehen bis Ende 2026 fest. Allein in diesem Jahr ist etwa mit der juristischen Fusion der beiden Stammhäuser UBS und CS zu rechnen sowie mit dem Zusammenschluss der jeweiligen Schweizer Banken. Begonnen hat ausserdem der Transfer von Kunden und Produkten in Asien und Luxemburg, die Zusammenführung des Schweizer Filialnetzes sowie der Stillegung von 30 Prozent aller IT-Applikationen der CS.

Alle diese Massnahmen werden sich auf das beschäftigte Personal auswirken, im Backoffice der kombinierten Grossbank wie auch an der Kundenfront.

Das gnadenlose Uhrwerk, nach dessen Mechanik der Zusammenschluss der beiden grössten Schweizer Banken voranschreitet, tickt dabei eher noch schneller. Vergangenen Februar hat die UBS das Sparziel bis ins Jahr 2026 um 3 Milliarden auf 13 Milliarden Dollar erhöht. Anfang April teilte das Institut dann mit, dass es eigene Aktien im Wert von bis zu 2 Milliarden Dollar erwerben will.

Geldsegen für Investoren

Ebenfalls machte die UBS ihren Aktionären Hoffnung auf stufenweise ansteigende Dividendenausschüttungen. So erwarten Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) etwa, dass sich die Dividende der kombinierten Grossbank bis 2027 verdoppelt.

Das erhöht den Erfolgsdruck auf die CS-Integration enorm, notabene ein Projekt, das im Bankwesen in dieser Grösse noch nie zuvor unternommen worden ist. Entsprechend steigt das Enttäuschungspotenzial, zumal der Kurs der UBS-Aktien seit der Zwangsübernahme der CS um fast zwei Drittel geklettert ist. Diese Vorschusslorbeeren verteilten die Börsianer für die Vision eines «Wealth Management Powerhouse» mit 5 Billionen Dollar an verwalteten Vermögen bis 2028.

Wachstum auf vollen Touren

Auch wer bei der UBS seinen Job behält, wird diesen Druck wohl zu spüren bekommen. Die Versprechen gegenüber den Investoren sind nur einlösbar, wenn die Wachstumsmaschinerie trotz den Integrationsarbeiten auf vollen Touren läuft. Aus dem Schweizer Wealth Management etwa ist zu hören, dass dort im Wochentakt Leistungsvorgaben gesteckt und auch kontrolliert werden.

Hunderte Angestellte der Grossbank drohen derweil schon vorher Rennen zu fallen, erweisen sich die Spekulationen über geplanten Entlassungen als stichhaltig. Das wäre hart für die Betroffenen – gerade die Politik sollte sich aber einen Aufschrei verkneifen.

Wohl keine Abstriche für die Aktionäre

Denn auch sie treibt mit ihren Entscheiden die unerbittliche Mechanik der CS-Integration voran. Dies erst recht, wenn die vom Bundesrat jüngst vorgeschlagene Erhöhung der Eigenmittel bei der UBS umgesetzt wird. Die Massnahme hätte unweigerlich zur Folge, dass sich das Geschäft für die Grossbank verteuert. Das Geldhaus müsste sich dann noch mehr anstrengen, um die Versprechungen gegenüber seinen Aktionären einzulösen.

Dass die UBS gegenüber den Eignern Abstriche macht, ist dabei kaum zu erwarten. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Kosten des teuren Eigenkapitals an die Kunden weitergegeben werden – und beim Personal eingespart werden.

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