Der Kampf um die besten Talente wird mit harten Bandagen geführt – auch in der Bankbranche. Dabei schiessen sich die Arbeitgeber aber oft selber ins Bein.

Wer sich auf eine Stelle bewirbt, muss sich oftmals gedulden, bis der gewünschte Arbeitgeber endlich einen Entschluss gefasst hat. Vielen Kandidaten reisst dabei der Geduldsfaden. «Die Recruiting-Prozesse der Schweizer Unternehmen dauern zu lang, wodurch ihnen die besten Bewerber verloren gehen», stellt eine aktuelle Umfrage des Personalberaters Robert Half mit Fokus auf Fach- und Führungskräfte im Finanzwesen fest.

In der Folge würden weniger geeignete Mitarbeiter eingestellt, wodurch auf lange Sicht die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gefährdet sei, warnt Sven Hennige, Senior Managing Director bei Robert Half.

So verlieren rund 60 Prozent der 500 befragten Arbeitnehmer in der Schweiz das Interesse an einer vakanten Position, wenn der Bewerbungsprozess zu lange dauert, hiess es weiter. Auch späte Rückmeldungen zum aktuellen Stand im Einstellungsverfahren, schlechte Kommunikation und zu lang hinausgezögerte Entscheidungen nerven die Bewerber (siehe Tabelle).

RHalf 500

Wartezeiten haben zugenommen

Die Zeitspanne zwischen Ausschreibung einer vakanten Stelle bis zur Einstellung eines neuen Mitarbeiters hat sich zwischen 2013 und 2016 bei einer Mehrheit der Unternehmen sogar verlängert, wie eine Befragung von Personalchefs aus 100 Unternehmen weiter ergab.

Laut Robert Half suchen rund vier Fünftel der Unternehmen bis zu drei Monate nach Mitarbeitern für ihre Teams; noch länger dauert es bei Vakanzen mit Führungsverantwortung.

Zu viele reden mit

Diese Zeitspanne könnte indes im Schnitt auf sechs Wochen reduziert werden. Dafür sei aber eine Vereinfachung des Bewerbungsablaufs notwendig. Denn dieser sei oftmals zu kompliziert, zu viele Personen würden mitreden und auch Budgetfreigaben dauerten oft zu lange, so Hennige.

Lang andauernde Recruiting-Prozesse stellen auch eine Belastung für die bestehenden Mitarbeiter dar, wie es weiter heisst. Die Folge sind höhere Krankenstände, steigende Arbeitsunfähigkeitsquoten und Umsatzeinbussen.