Im Zeitalter der Digitalisierung in der Bankbranche braucht es auch im Ausbildungsbereich veränderte Ansätze. Vor diesem Hintergrund hat die Schweizerische Bankiervereinigung eine Neuausrichtung vorgenommen, wie David Schlumpf schreibt.

Von David Schlumpf, Head Learning & Leadership Development bei Julius Bär und neuer Präsident der Fachkommission Bildung bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Die Bankenbranche ist im Umbruch. Im Zeitalter der Digitalisierung ändern sich Geschäftsmodelle und Arbeitsprozesse schnell und nachhaltig. Um die vielfältigen Herausforderungen bewältigen zu können, braucht es neue und weitergehende Kompetenzen. Ein wichtiger Fokus liegt auf dem selbstverantwortlichen und kontinuierlichen Lernen.

Die Aus- und Weiterbildung ist sowohl für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer wichtiger denn je, um konkurrenzfähig zu bleiben. Als Branchenverband muss die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) schnell und flexibel auf diese Änderungen reagieren können und hat daher im Bildungsbereich eine Neuausrichtung vorgenommen.

Neue strategische Positionierung

Angesichts der Digitalisierung erhöht sich die Priorität des Bildungsauftrags und damit der Verantwortung für die Banken. Die SBVg trägt diesem Umstand mit einer neuen strategischen Positionierung Rechnung. Diese hat unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeit der Bildungskommission der SBVg, die ich seit März 2019 präsidiere.

Neue Trends müssen schnell identifiziert werden, flexibel als Lerninhalte in verschiedene Bildungsgefässe einfliessen können und den Mitarbeitenden der Banken transparent verfügbar gemacht werden. Dies erfordert aktive Kollaboration zwischen den verschiedenen Akteuren.

Kultur der Selbstkompetenz

Bildung bedeutet Zukunft: In der Schweiz gibt es etwa 250 Banken mit mehr als 130‘000 Mitarbeitenden (Vollzeitäquivalente). Menschen, die sich täglich für ihr Unternehmen und den Finanzplatz einsetzen. Sie sind das Kapital der Banken in der Schweiz. Der Finanzplatz stützt sich auf eine grosse Vielfalt an Know-how und Kompetenzen. Jedes Institut und jede einzelne Funktion hat dabei Spezifitäten.

Der Wandel der Branche wird vom Einzelnen zunehmend mehr Selbstveränderungsfähigkeiten verlangen, um auch zukünftig erfolgreich zu bleiben. Dies führt zu einer Kultur der Selbstkompetenz, die sich auf allen Ebenen der Organisation widerspiegelt. Entsprechend hoch sind das Bedürfnis und die Notwendigkeit, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln sowohl für die Banken als auch für die Mitarbeitenden.

Zentrales Anliegen

Die neue Bildungsstrategie der SBVg beruht auf zwei Aufträgen: den Bildungsdienstleistungen und der Bildungsentwicklung.

Die Bildungsdienstleistungen stellen das Fundament unserer Aktivitäten dar. Diese umfassen alle Tätigkeiten, die mit der Koordination der Grundbildung, mit Lehrabschlussprüfungen und mit Weiterbildung zu tun haben. Schliesslich absolvieren jedes Jahr etwa 1‘200 junge Menschen die Lehrabschlussprüfung im Bereich Bank. Die enge Abstimmung der Bildungsinhalte mit Anbietern von weiterführenden Bildungsangeboten ist ebenfalls ein zentrales Anliegen.

Neue Trends und Themen

Heute antizipieren, was die Bankmitarbeitenden von morgen können müssen. Das ist die zentrale Aufgabe der Bildungsentwicklung. Diese ist zukunftsgewandt und strategisch auf kompetenzübergreifende Themen ausgerichtet.

Sie hat zum Ziel, neue Trends in der Bankwelt zu erkennen und zu analysieren. Themen wie Sustainability, Wealth Tech, Reg Tech oder Artificial Intelligence gehören heute schon vielerorts zum Bildungsangebot.

Zielgerichtete Angebote

Die im Bereich Bildungsentwicklung identifizierten Trends betreffen nicht nur die Fachkompetenzen der Mitarbeitenden, sondern beeinflussen auch in erheblichem Masse die Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen. Diese ganzheitliche Kompetenzentwicklung soll in die operative Ebene des Bildungsangebots einfliessen.

Hierzu bedarf es eines gemeinsamen Kompetenzverständnisses, das als Bindeglied zwischen Finanzbranche und Bildungsinstitutionen herangezogen wird. Bankmitarbeitenden kann so ein transparenter und in sich konsistenter Zugang zu Bildungsangeboten ermöglicht werden. Bildungsinstitutionen andererseits können ihr Angebot zielgerichteter offerieren.

Dachverband als Kurator

Die SBVg wird zudem verstärkt als Kurator auftreten. Damit ist einerseits die Koordination des Engagements der Branche auf den verschiedenen Stufen der Aus- und Weiterbildung gemeint und anderseits das Monitoring der transversalen Themen, wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit, und deren Einfluss auf die Bankenwelt.

Bei weiteren aktuellen Themen wird sich die SBVg weiterhin engagieren und dabei auch eng mit dem Verband Arbeitgeber Banken und der Fondation Place Financière Genève innerhalb der SBVg-Fachkommission Bildung zusammenarbeiten.

Vernetzen durch Austausch und Dialog

Die Fachkommission Bildung versteht sich nicht nur als Kurator sondern bietet auch eine ideale Plattform für den Austausch zwischen Bildungsspezialisten, Mitgliedern, Bildungsinstitutionen, Behörden und Forschung. Geplant sind in diesem Sinne eine Reihe von Anlässen zu bildungsrele-vanten Themen in verschiedenen Regionen. Auch über das Bildungsprojekt «Kaufleute 2022», das die Reform der kaufmännischen Grundbildung zum Ziel hat, soll aktiv informiert werden.

Beim Angebot von Weiterbildungskursen will die Fachkommission weiterhin den Dialog mit den Bildungsanbietern pflegen. Der Verband sieht sich in der Rolle eines Interessenvertreters, welcher die Bedürfnisse der Banken aufnimmt und diese in Form von Inputs und Empfehlungen an den Markt weitergibt.
Bildung ist die Grundlage unseres zukünftigen Geschäftserfolgs. Wir sind uns dieser Verantwortung bewusst und gestalten die Rahmenbedingungen vorausschauend mit.