Grosse Vorsätze führen zu schnellen Enttäuschungen. Statt mit langen Listen und übertriebenen Ambitionen kann es sich lohnen, im neuen Jahr klein anzufangen.

Auch wenn wir wissen, dass es selten klappt: Dem Drang, sich mit dem Beginn eines neuen Jahres dem Optimismus hinzugeben und eine Liste mit guten Vorsätzen zu formulieren, können sich die wenigsten vollständig entziehen.

Was sich an einem stillen 1. Januar wie ein verdienter Neustart anfühlt, wird allerdings häufig schon im Februar zur Enttäuschung. Immer wieder liest man, dass 80 Prozent der Neujahrsvorsätze schon im Februar obsolet sind. Die Folge ist, dass bei vier von fünf Leuten der Optimismus von Anfang Januar innert weniger Wochen in Enttäuschung umschlägt.

Keine grossen Pläne

Die Alternative dazu ist nicht, die Hoffnung auf jegliche Verbesserung zu begraben. Stattdessen sollte der Neujahrsvorsatz dem Leitsatz «klein, fein und allein» entsprechen.

Grosse Pläne lassen sich nur umsetzen, indem man sie auf viele Einzelteile herunterbricht. Was für ein geschäftliches Projekt gilt, stimmt auch privat: Der Vorsatz, 50 Kilogramm abzunehmen ist in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt. Klein anzufangen, zum Beispiel indem man Mahlzeiten im Voraus zu planen beginnt, eignet sich als Teil dieses Projekts genauso gut als Vorsatz – und hat ungleich grössere Chancen auf Erfolg.

Qualität zählt

Diese höheren Erfolgschancen bei kleinen Vorsätzen verhindern nicht nur den Frust im Februar – sie wirken sich positiv auf andere Bereiche des Lebens aus. Zu oft tappt der Mensch in die Denkfalle, wonach alles bestens wird, wenn nur dieses eine grosse Hindernis aus dem Weg ist.

Natürlich sollte es das Ziel sein, auch die grossen Dinge anzugehen, die vielleicht schon Gegenstand mehrerer gebrochener Neujahrsvorsätze waren. Deshalb zählt auch die Qualität des kleinen, feinen Vorsatzes, der dann zum Fundament einer nachhaltigen Verbesserung werden kann.

Erfolgserlebnisse suchen

Die neue Gewohnheit sollte etwas mit dem grösseren Problem zu tun haben, welches man langfristig beheben will. Neben Ernährung kann dieses auch mit Zeitmanagement, Sport, Konzentration oder Schlaf zu tun haben – alles Bereiche, welche neben dem Arbeitsleben und der omnipräsenten Technologie manchmal zu kurz kommen.

So kostet der sofortige Griff zum Natel nach dem Aufstehen täglich zu einem Zeitverlust, der schlimmstenfalls noch Stunden später nachhallt. Eine mögliche Alternative: das Bett machen. Damit wird der erste Handgriff bereits zum Erfolgserlebnis, welches möglicherweise den Sprint zur Bus- oder Tramhaltestelle überflüssig macht.

Beine statt Kopf

Ähnlich niederschwellig ist es, kurze Strecken zu Fuss zurückzulegen. Während sich die Beine dabei bewegen, kommt der Kopf notwendigerweise zur Ruhe, da Smartphone und Zeitung dabei idealerweise in der Tasche bleiben. Und der Schritt vom kleinen Spaziergang zur Joggingrunde ist leichter als derjenige vom Sofa zu den täglichen zehn Kilometern, an welchen so viele scheitern. 

Obwohl hier bereits drei Vorschläge erwähnt wurden: Der ideale Neujahrsvorsatz ist klein, fein und allein. Es soll kein Sammelsurium von Aktivitäten zum Alltag hinzukommen, welches in der Wirkung einer langen To-Do-Liste gleicht, die kaum ohne Stress zu bewältigen scheint.

Stattdessen sollte die neue Gewohnheit für sich allein stehen: ein erster Schritt zur Bewältigung eines grösseren Hindernisses.

Weder Strafe noch Resignation

Neben den bereits erwähnten Vorschlägen könnte auch das Erstellen eines Wochenplans, regelmässiges Üben mit einer Meditations-App oder ein abendlicher Wecker als Erinnerung an die Schlafenszeit zu neuen Gewohnheiten werden, welche auf den Rest des Lebens abstrahlen.

Zuletzt ist bei all diesen Dingen wichtig, nicht zu drakonisch mit sich selbst zu sein. Ein Lapsus soll weder Strafe noch Resignation mit sich ziehen, sondern einfach ein erneutes Beginnen am kommenden Morgen.