Forscher haben erneut untersucht, warum Frauen beruflich harziger vorankommen als Männer. Es zeigt sich: Mit Weiblichkeit hat es wenig zu tun.

Frauen haben in der Arbeitswelt, gerade mit Männern verglichen, häufig das Nachsehen. Zum Beispiel, wenn es um Beförderungen geht oder darum, wichtige Projekte zu erhalten, die die Karriere beflügeln.

In der Debatte rund um dieses Thema bekommen Frauen häufig zu hören, frau müsse sich eben immer noch zwischen Familie und Beruf entscheiden. Und sobald die Kinder kommen, wollten die Mütter sowieso keine Karriere mehr oder sie zumindest solange auf Eis legen, dass der Rückstand danach nicht mehr eingeholt werden kann.

Eine neue Studie der Wissenschaftlerinnen Robin J. Ely und Irene Padavic, welche die beiden im renommierten Harvard Business Review publiziert haben, bestreitet ebendies. 

Klagende Väter

Die beiden haben insgesamt 18 Monate in einem globalen Consulting-Unternehmen gearbeitet und dabei 107 Angestellte der Firma interviewt, Männer und Frauen.

Dabei fanden sie einerseits heraus, dass Männer das Problem von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie genauso spüren wie die Frauen, aber trotzdem die Karriereleiter hochklettern konnten – womit dieses Argument als Erklärung nicht gültig sein konnte. So beklagten sich zum Beispiel auch zwei Drittel der Angestellten, die Väter waren, über Konflikte zwischen Arbeit und Familie. Aber nur ein Drittel von ihnen nahm eine Anpassung vor, um ihn zu entschärfen.

Karrierekiller Teilzeit

Frauen kamen nicht weiter, so die Forscherinnen, weil in der ganzen Firma eine generelle Kultur der Überlastung herrschte, die sowohl Männern als auch Frauen schadete. Im Gegensatz zu den Männern wurden viel mehr Frauen einfach dazu ermutigt, der Überlastung mit Anpassungen wie zum Beispiel Teilzeitarbeit oder einem innerbetrieblichen Rollenwechsel zu begegnen, was aber deren Karriere zum Scheitern verurteilte.

Somit leiden beide Geschlechter laut der Studie unter der beruflichen Überlastung, die Frauen bezahlen jedoch – zumindest karrieretechnisch – einen höheren Preis dafür. Denn die Gesellschaft erwartet von ihnen, dass sie sich im Gegensatz zu den Männern früher oder später im beruflichen Leben zurücknehmen, um sich um die Familie zu kümmern, unabhängig davon, ob sie das wollen oder nicht. Tun sie es und arbeiten Teilzeit oder gar nicht, ist die Karriere vorbei.

Weniger Stress für Sie und Ihn

Das Problem sei aber durchaus zu lösen, so die Autorinnen. Und zwar, indem die Anforderungen an alle Angestellten soweit gesenkt werden, dass sich niemand mehr zwischen Beruf und Familie entscheiden muss.

Dadurch werde einerseits die weibliche Diskriminierung am Arbeitsplatz ein wenig entschärft. Ausserdem belegten diverse weitere Studien, dass Angestellte, die nicht konstant überarbeitet sind, deutlich produktiver, weniger krank und insgesamt profitabler für das Unternehmen sind.