Auch im Swiss Banking wird das nachhaltige Verhalten von Mitarbeitenden relevant für den Lohn. Doch die eigentlich gute Absicht könnte in den Reihen des Personals für Frustration sorgen.

Das im vergangenen Februar lancierte Bonus-Programm der Credit Suisse (CS) für das höhere Kader hat wegen einer Knebel-Klausel schon zu reden gegeben. Dabei bergen noch andere Punkte Zündstoff. So wird der Aktienplan des Programms nach den Worten der Grossbank stärker an die strategischen Ziele und Vorgaben gebunden. Und diese berücksichtigen beim Institut ganz explizit nachhaltige Faktoren aus den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und gute Geschäftsführung (ESG).

Auch bei der UBS ist Nachhaltigkeit integraler Bestandteil der Strategie von CEO Ralph Hamers, der mit der Bank Menschen verbinden will, um eine bessere Welt zu schaffen. Wie die CS kennt die grösste Schweizer Bank auch Quoten für die Diversität in den eigenen Reihen – so sollen etwa im höheren Kader bis 2025 ein Drittel Frauen zugange sein. Auch dies ist von Vorgesetzten umzusetzen und dürfte bei deren Bewertung relevant sein. Kurz: auch im Swiss Banking wird das nachhaltige Verhalten relevant für den Lohn.

Die Krux mit der Vielfliegerei

Doch was gut gemeint ist, muss nicht unbedingt gut ankommen. Dass wäre insbesondere der Fall, wenn ESG-Vorgaben auf breiter Front verpasst werden und dafür sorgen, dass der Lohn tiefer ausfällt. Dies auch dann, wenn die operativen Vorgaben, etwa Ertrag und Neugelder im eigenen Aufgabenbereich, eigentlich erfüllt wären.

Zudem kann davon ausgegangen werden, das ESG-Zielvorgaben und operative Wegmarken sich zuweilen diametral widersprechen. Wenn eine Kundenberaterin etwa ihre Flugmeilen drastisch reduziert, kann sie ihre Klientel im Ausland nicht mehr so oft persönlich besuchen. Damit droht sie möglicherweise Mandate an Konkurrenten vor Ort zu verlieren.

Ein Blick ins Ausland ist da erhellend. In Grossbritannien etwa hat mit der Bank of England und der Finanzaufsicht FCA der Regulator die Diskussion vorgespurt, wie ESG-Kriterien in den Banker-Löhnen zu berücksichtigen sind. Das britische Fondshaus Schroders hat solche Vorgaben kürzlich bei seinen Fondsmanagern umgesetzt, und einer Umfrage zufolge haben knapp Zwei Drittel aller am britische Bluechip-Index FTSE gelisteten Firmen solche Faktoren in ihre Vergütung-Programme aufgenommen. Wobei diese Firmen nun die Erfahrung machen, dass Nachhaltigkeit-Vorgaben sehr schwierig zu messen sind, wie das Portal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Versprechen gebrochen?

Zudem haben auch die Schweizer Banken schon die Erfahrung gemacht: Es ist relativ einfach, Nachhaltigkeit-Versprechen abzugeben. Doch die Krux liegt in der Umsetzung, gerade bei so schwer beeinflussbaren Variablen wie dem Klimawandel. Der Erwartungsdruck ist hingegen enorm. So haben die Pressionen seitens von Umweltaktivisten und Aktionärsvertretern gegen hiesige Finanzinstitute massiv zugenommen. Vorgehalten wird den Banken etwa, dass sie immer noch Geschäfte mit Umweltsündern machten.

Doch der Ausstieg braucht Zeit, da es mehrjährigen Verträge abzulösen gilt. Was die Banker bräuchten, sei eine Zeitmaschine, um die Zukunft schneller in die Gegenwart zu holen, kommentierte finews.ch unlängst.

Dass im Finanzwesen alles vom Gehalt abhängt, ist aber möglicherweise selber eine wenig nachhaltige Sichtweise. Gegenüber dem britischen Portal sagten jedenfalls Experten, dass der Lohnhebel bisher keine «magische Wirkung» hin zu mehr Nachhaltigkeit entfaltet habe.