Der Börsen-Guru Jim Rogers ist inzwischen 80 Jahre alt. Die Weltsicht des «Indiana Jones des Finanzwesens» hat sich extrem verfinstert, wie ein aktuelles Gespräch mit ihm zeigt.

Was hat Jim Rogers nicht alles erlebt: 1973 hatte er mit dem Hedge-Fonds-Pionier George Soros den Quantum Fonds gegründet, der in einer Dekade eine Rendite von mehr als 4’000 Prozent erzielte. Nur 37 Jahre jung entschied sich der Amerikaner dann, frühzeitig in Rente zu gehen. Wiederholen lasse sich die Gewinnsträhne, so sagte er damals, sowieso nicht.

Darauf tourte er mit einem Mercedes drei Jahre lang rund um die Welt, stellte einen Rekord für die längste Autofahrt auf – und erfand sich neu als Schriftsteller.

Immer mehr Gefahren

Mit mittlerweile 80 Jahren schaut Rogers also auf einer Karriere zurück, die ihm nicht zu unrecht den Ruf eines «Indiana Jones des Finanzwesens» verschafft hat, nach dem Helden einer Filmtrilogie von Regisseur Steven Spielberg. Doch der inzwischen in Singapur wohnhafte Börsen-Guru betrachtet das Geschehen an den Finanzmärkten deshalb nicht etwa mit abgeklärter Gelassenheit, sondern überraschend pessimistisch.

So erklärte er gegenüber dem britischen Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig). «Für mich liegt es auf der Hand, dass das nächste Problem an den Märkten oder mit der Konjunktur das schlimmste meines gesamten Lebens sein wird», erklärte der Veteran. Die wirtschaftlichen Probleme werden im nächsten Jahrzehnt zunehmen, glaubt Rogers, und seit der Finanzkrise von 2008 sei die Verschuldung in gefährliche Höhen geschossen.

Finster wie Faber

Damit klingt Rogers, der gern in adrettem Anzug und farbiger Fliege auftritt, inzwischen fast so düster wie der amerikanische Ökonom Nouriel Roubini oder der Schweiz-stämmige Börsen-Guru Marc Faber, der in seinen aktiven Zeiten gerne auch als «Dr. Doom» betitelt wurde.

Einen Silberstreifen sieht die Investmentlegende, die im Mercedes jahrelang stets auf den nächsten Horizont zufuhr, jedenfalls nicht. So hätten die führenden Notenbanken zwar erkannt, dass die Wirtschaft mit der Inflation ein Problem habe. «Aber», sagte Rogers, «ich bin nicht sicher, dass die Zentralbanken dieses Problem schon in den Griff bekommen haben.»