Sparzwang, Digitalisierung und Konsolidierung lassen Banker im kommenden Jahr um ihren Job bangen. Höchste Zeit, sich neue Fähigkeiten anzueignen – elf Vorsätze für die Karriere.

Die Banken galten lange als sichere Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitenden regelmässig Boni und Gehalts-Erhöhungen zusteckten. Doch spätestens seit der Finanzkrise hat sich das Blatt gewendet.

Bankmanager wie Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam oder UBS-CEO Sergio Ermotti stehen mit beiden Füssen auf der Kostenbremse, spalten Geschäftsbereiche ab, legen den Fokus nur noch auf ausgewählte Märkte oder automatisiere Prozesse. Dies geht in der Regel auf Kosten der Mitarbeitenden. 

In die Offensive gehen

Für Banker kein angenehmes Umfeld, und viele zittern um ihren Job. Oft fällt in Gesprächen denn auch die Suche nach einem «Plan B», also nach einer Alternative zum Finanzjob.

Doch nicht nur der ungewissen Zukunft, sondern auch des Jobinhalts wegen sind viele mit dem Bankfach unzufrieden. Kundenberater etwa verwenden heute oftmals viel Zeit für die Erfüllung von Compliance-Vorschriften. Die Kerntätigkeit, die Betreuung und Beratung der Kunden, verkommt zur Nebensache.

Einige echauffieren sich darüber. Doch sie machen die Faust im Sack und halten die Füsse still – nicht zuletzt wegen des oft immer noch attraktiven Salärs. Doch dies ist auf Dauer kein Weg. Stattdessen gilt es, im kommenden Jahr in die Offensive zu gehen.

1. Branchenwechsel anvisieren

Gerade junge Banker und Bankerinnen sollten sich nicht des Geldes wegen von einem Branchenwechsel abhalten lassen. Eine umfassende Selbstreflexion ist nötig: Was will man, was sind die Lebensträume?

2. Vielsprachigkeit ist Trumpf

Wer im Banking bleiben will, kommt nicht darum herum, sich weiterzubilden. Neben Finanzfachwissen wird Sprachenkompetenz immer wichtiger. Diese lässt sich (noch) nicht durch Computer ersetzen. Wer mit Vielsprachigkeit punktet, hat es einfacher bei Kunden und schafft sich Vorteile gegenüber der angelsächsischen Konkurrenz, die oft nur des Englischen mächtig ist.

3. Digitalisierung nicht als Feind sehen

Verarbeitungsprozesse werden automatisiert und in Billiglohnländer verlagert. Die Beratung wird zunehmend durch Robo-Adivsor und künstliche Intelligenz substituiert. Solche Entwicklungen mögen einem Existenzängste einflössen, aber Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber.

Stattdessen gilt es, die Digitalisierung nicht als Feind zu sehen, sondern sie zu verstehen und alles daran zu setzen, Prozesse, effizienter und effektiver zu gestalten. So erwirbt man Digital-Expertise und macht sich für Banken begehrt.

4. Finanzboutiquen anschauen

Ein Wechsel zu einem spezialisierten Finanzdienstleister, beispielsweise im Bereich nachhaltige Anlagen, bietet in der Regel umfassendere Jobprofile und kürzere Entscheidungswege als bei einer Grossbank. Dies motiviert und trägt einem über mögliche Verdiensteinbussen hinweg.

5. Netzwerke aufbauen und pflegen

Sich elektronisch mit der Finanzcommunity vernetzen, die Kontakte pflegen und dabei den physischen Kontakt nicht vernachlässigen – diese Tätigkeit ist wichtiger denn je. So wird man sichtbar und greifbar für potentielle Arbeitgeber, was in einer Welt wie dem Banking, in der die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern tendenziell zurückgeht, von entscheidendem Vorteil ist. 

6. Scheinwerfer auf sich richten

Gerade Schweizer Banker und Bankerinnen im Speziellen tun sich oft schwer, selbstbewusst aufzutreten. Anstatt sein Licht unter den Scheffel zu stellen, gilt es im kommenden Jahr, die Scheinwerfer auszupacken und auf sich zu richten. 

7. Externe Unterstützung einholen

Gespräche mit diversen seriösen Jobvermittlern können Klarheit verschaffen, in welchen Finanzsektoren es noch interessante Karrierechancen gibt. Ebenfalls lässt sich klären, ob man dazu bereits das nötige Rüstzeug hat oder sich noch gewisse Fähigkeiten aneignen muss. 

8. Intern das Gespräch suchen

Wer mit seinem Jobinhalt unzufrieden ist oder glaubt, demnächst auf der Abschussliste zu stehen, hat zwei Möglichkeiten. Den Kopf in den Sand stecken und weitermachen wie bis anhin – oder aber das Gespräch mit den Vorgesetzten und der Personal-Abteilung suchen. Letztere Variante ist die bessere. Damit zeigen sie Veränderungsbereitschaft. Und dies kommt bei den Entscheidungsträgern besser an, als nichts tun.

9. Ordnung ist das halbe Leben

Wer gut organisiert ist, kommt in der Regel zeitig in den Feierabend und muss den Oberen nicht ständig erklären, weshalb dieses oder jenes nicht erledigt ist – was letztlich der Karriere schadet. Um die Pendenzen zeitgerecht und zufriedenstellend abzuarbeiten, gilt das Rezept: Tätigkeiten ordnen, priorisieren und mit einer Bearbeitungszeit versehen, die es unbedingt einzuhalten gilt.

10. Für Ausgleich sorgen

Mens sana in corpore sano, zu Deutsch: gesunder Geist in einem gesunden Körper. Bankenjobs fordern einen primär auf kognitiver Ebene, zudem verrichtet man diese Tätigkeit meist sitzend. Doch ein fitter Kopf reicht nicht aus, um leistungsfähig zu sein. Auch der Körper muss ab und an gestärkt werden. Die Regel lautet: Sich dreimal am Tag je 10 Minuten sportlich betätigen – das reicht aus, um fit zu bleiben.

11. Nicht verzagen

Insbesondere Banker über 50 sind von drohender Arbeitslosigkeit besonders betroffen. Umso wichtiger sind die oben aufgeführten Punkte 1 bis 10. Das Wichtigste ist: Flexibilität, und zwar nicht nur, was das Erlernen von digitalem Know-how betrifft, sondern auch bezüglich des Arbeitsmodells. Man muss bereit sein, befristete Arbeitsverhältnisse einzugehen oder auf zeitlich befristeten Projekten zu arbeiten. So mindert man das Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit und sammelt gleichzeitig Berufserfahrung. 

Hier finden Sie zahlreiche Berichte von finews.ch, wie Sie Ihre Karriere fördern können.