Die politische Diskussion um eine Reform der Schweizer Vorsorgewerke lässt einen zentralen Faktor aus: Die Pensionskassen. Nicht nur die schlechte Anlageperformance, auch die ineffiziente Verwaltung geht auf die Kosten der Versicherten.

Das Fazit der Studie des Online-Vergleichsdienstes Comparis muss hellhörig machen: In der Verwaltung der Vorsorgevermögen herrschten grosse Ineffizienzen, es werde schlecht gewirtschaftet, es fehlten echte Markmechanismen, Pensionskassen seien geschützte Biotope in einer abgeschotteten Blase.

Zu diesem harschen Fazit gelangt der Report, nachdem er die Vermögensverwaltungs- und Administrationskosten von 73 Schweizer Pensionskassen untersucht hat, welche zusammen Vorsorge-Gelder von über 450 Milliarden Franken verwalten. 

Diskrepanzen bei Kosten und Performance

Die Studie zu den Kosten, zu denen dieses Volksvermögen verwaltet wird, zeigt im Prinzip dieselbe Problematik, welche zuletzt der Asset Manager Swisscanto in seiner Pensionskassenstudie aufgezeigt hat: Die Diskrepanzen zwischen den einzelnen Pensionskassen in der Beruflichen Vorsorge sind riesig.

Comparis stellte enorme Kostenunterschiede fest. Die teuerste Pensionskasse verursacht für jeden einzelnen Versicherten das 15-fache der Administrationskosten als die günstigste. Bei den Vermögensverwaltungskosten ergibt sich praktisch dasselbe Bild: Die teuerste Stiftung verrechnet ihren Versicherten das 14-fache der Gebühren als die günstigste. Diese Kostenunterschiede für die grundsätzlich gleiche Dienstleistung seien ein Hinweis auf schlechtes Wirtschaften oder für das Fehlen echter Marktmechanismen, so der Comparis-Experte.

1'180 Franken pro Versicherten

Bei den Performance-Unterschieden herrschen zwischen den einzelnen Vorsorgewerken ebenfalls riesige Gräben: Die beste Kasse erzielte gemäss Swisscanto im Jahr 2020 eine Rendite von 12,3 Prozent, die schlechteste ein Minus von 6,5 Prozent. Und dies in einem Jahr, das sich an den Börsen am Ende gar nicht so schlecht erwies.

Einzelne Pensionskassen erwirtschaften also nicht nur zulasten der Versicherten unterdurchschnittliche Renditen. Sie wälzen auch Kosten ab. Gemäss Comparis sind es im Durchschnitt 1'180 Franken pro Jahr pro Versicherten. Grösster Kostenpunkt dabei: Die Vermögensverwaltung mit einer durchschnittlichen Gebühr von 0,41 Prozent auf den verwalteten Guthaben, also rund 960 Franken pro Versicherten.

Grössere PK sind im Schnitt besser

Comparis kommt in seinem Pensionskassen-Sample wie auch Swisscanto zum Schluss, dass grössere Pensionskassen grundsätzlich besser wirtschaften. Sie erzielen im Schnitt bessere Renditen und weisen tiefere Verwaltungskosten aus.

Eine weitere Feststellung von Comparis ragt zudem heraus: Pensionskassen im Umfeld einer Bank würden gemäss der Analyse oftmals geringere Vermögensverwaltungs-Kosten aufweisen. Als Beispiel einer extrem günstigen Pensionskasse nennt Comparis jene der Zürcher Kantonalbank (0,13 Prozent). Eine Faustregel ergibt sich daraus aber nicht: Die Pensionskasse der Grossbank Credit Suisse wies für 2020 einen Aufwand für die Vermögensverwaltung von 0,8 Prozent auf.

Es geht: Tiefe Kosten und gute Performance

Hohe Verwaltungsgebühren, die ihre Ursache durch ein aktiveres Asset Management finden, müssten demnach grundsätzlich eine bessere Performance ausweisen. Doch dem ist gemäss Comparis nicht so. Es habe keine Korrelation festgestellt werden können.

In Einzelfällen scheint diese Korrelation aber zu existieren. Die genannte Pensionskasse der Credit Suisse erzielte in den vergangenen zwei Jahren eine überdurchschnittliche Performance von 8,7 Prozent. Auch die Pensionskasse der Stadt Zürich zeigte eine gute Performance von 8,8 Prozent, die Vermögensverwaltung kostet dabei stolze 0,98 Prozent.

Reform bei den Pensionskassen?

Die Pensionskasse Zürcher Kantonalbank zeigt, dass auch mit sehr tiefen Kosten eine erfolgreiche Vermögensverwaltung betrieben werden kann. Sie performte 9,7 Prozent.

Den Reformpolitikern, die seit Jahren das Vorsorgesystem zulasten der Versicherten zu stabilisieren suchen, etwa durch die Senkung des Umwandlungszinssatzes oder die Erhöhung des Rentenalters, würde es gut anstehen, das «geschützte Biotop» der Pensionskassen unter die Lupe zu nehmen. Auch nach Jahren der Kostendiskussion sind die Unterschiede zwischen den Anbietern weiterhin frappant.

Zu hohe Kosten und anhaltend unterdurchschnittliche Performances machen bei weit über 1 Billion Franken BVG-Gelder jedes Jahr einen Unterschied von zig Milliarden Franken aus, die im Endeffekt den Versicherten entgehen, ohne dass sie darauf einen Einfluss nehmen können.

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