Lange kam das eine nicht ohne das andere aus. Wer in einer grösseren Bank Karriere machen wollte, musste Offizier im Militär sein, und die Armeespitze bestand aus vielen Führungskräften der Banken. Das hat sich inzwischen geändert. Gleichzeitig ist die Armee heftigster Kritik ausgesetzt. Für den Finanzexperten Beat Wittmann ein absolutes No-Go, wie er im Interview mit finews.tv klarstellt.

Die Parallelen könnten kaum offensichtlicher sein. Ähnlich wie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) präsentiert sich die Schweizer Armee heute in einem desolaten Zustand. Sie wird ihrer Aufgabe in einer geopolitisch stark polarisierten Welt kaum mehr gerecht.

Währenddessen liefern sich die Politiker und Lobbyisten in Bundesbern einen Grabenkampf, der darauf hinausläuft, beim Militär zu sparen, um Partikularinteressen – sprich Subventionen – nicht zu gefährden. Diese Situation veranlasste den Schweizer Finanzexperten Beat Wittmann, sich in einem Gastbeitrag auf finews.first zu Wort zu melden. Darin formuliert er klare Forderungen für eine schlagkräftige und zukunftsfähige Armee.

Findet nicht statt

«Es geht um die Verteidigung einer freien, demokratischen Ordnung, und wir sind zu Recht sehr stolz auf unsere Tradition – auf unsere Demokratie, also frage ich mich, warum wir sie nicht entschlossener verteidigen», sagt Wittmann im Interview mit finews.tv.

Auch die Neutralität sei nur möglich, wenn man sie glaubwürdig verteidige. «Und das findet nicht statt», so Wittmann weiter. Dabei betont er, dass der Abstand zu den umliegenden Nato-Staaten sich gemessen an den Rüstungsausgaben immer mehr vergrössere. «Wir sind bei der Hälfte des Aufwands, und die Nato wird es nicht akzeptieren, dass sich die Schweiz in dieser Form anlehnt.»

Wie bei der Credit Suisse

Wittmann findet, dass die schrittweise Erhöhung der Armeeausgaben, so dass sie bis spätestens 2030 mindestens 1 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) betragen, in keiner Weise der Realität entspricht, also nicht den effektiven Erfordernissen genügen.

«In der Schweiz geschieht lange nichts, bis dann alles geschieht», kritisiert Wittmann und fährt fort: Wir haben das zuletzt bei der Credit Suisse gesehen. Doch ich würde mir wünschen, dass wir einen öffentlichen Diskurs führen, eine faktenbasierte Diskussion, und dass das Programm der Armee mit Alimentierung, Ausrüstung und Ausbildung tatsächlich stattfindet.

Auf Kosten der Armee

In seinem Forderungskatalog schlägt Wittmann vor, zahlreiche Subventionen abzuschaffen. «Hier stehen die Bauern an vorderster Front. Sie verteidigen ihre Interessen, selbst wenn es auf Kosten der Armee geht, moniert Wittmann, der viele Jahre Offizier (Oberstleutnant) im Militärischen Nachrichtendienst (MND) im Armee-HQ in Bern war.

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