Im vergangenen Jahr hat die Schweizer Fondsbranche Rekorde geschrieben. Doch die Zeiten werden unsicherer, warnen die Autoren einer neuen Studie.

Das Asset Management ist ein wichtiges Standbein Schweizer Finanzindustrie: Dies bekräftigt die diesjährige Ausgabe der Asset-Management-Studie, die am Dienstag veröffentlich wurde.

Per Ende 2021 belief sich demnach das von hiesigen Fondshäusern verwaltete Vermögen branchenweit auf rund 3,30 Billionen Franken, ein Plus von 18 Prozent zum Vorjahr. Vom Wachstum seien 3,9 Prozentpunkte oder 108 Milliarden Franken auf Neugeldzuflüsse und damit auf organisches Wachstum zurückzuführen, so die Erhebung. 14,4 Prozentpunkte oder 402 Milliarden Franken entfallen auf die Anlageperformance, heisst es in der von der Hochschule Luzern (HSLU) und der Asset Management Association Switzerland (AMAS) erstellten Studie.

In der Branche selbst arbeiten rund 10'500 Personen und in Diensleistungsbereichen um das Asset Management herum rund 48'200 Menschen, wie es in der Studie heisst. «Das Asset Management hat sich immer mehr zu einem Anker innerhalb der Schweizer Finanzindustrie entwickelt, sagte AMAS-CEO Adrian Schatzmann im Gespräch mit finews.ch.

Unsichere Aussichten

«Erhebliche geopolitische Spannungen, hohe Inflation und volatile Finanzmärkte lassen die Marktaussichten für die Branche in naher Zukunft unsicherer erscheinen», sagt Jürg Fausch, Ökonom an der HSLU und Hauptautor der Studie. Er rechnet damit, dass die verwalteten Vermögen im bisherigen Jahresverlauf aufgrund der Marktentwicklung gesunken sind und auch der Zustom der Nettoneugelder eher am unteren Ender der durchschnittlichen Raten liegen könnte.

Die Asset Management Branche sei auf Stabilität und Langfristigkeit ausgelegt, betonte AMAS-Chef Schatzmann. Im Wettbewerb sei Skalierung ein wichtiger Aspekt und es gebe eine gewisse Bewegung im Markt. Die aktuelle Situation sei ein Zyklus, der keine grössenen Auswirkungen haben dürfte. Anders würde es bei einer langanhaltenden Schwächephase aussehen.

Auch über einen längeren Zeitraum stellen die Autoren der Branche ein gutes Zeugnis aus. Im Zeitraum 2016 bis 2021 wuchsen die verwalteten Vermögen mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 10,8 Prozent, wobei 3 Prozent auf den Netto-Neugeldzufluss entfielen. Die durchschnittliche Gewinnspanne wird auf 15 Basispunkte des verwalteten Vermögens geschätzt. Die gesamten Nettoeinnahmen der Branche werden auf 16,5 Milliarden Franken geschätzt und die Gesamtgewinne auf rund 4,95 Milliarden Franken.

AMAS AUMs

(Quelle: Asset Management Szudie 2022)

Der Malus, nicht in der EU zu sein

Das Schweizer Asset Management, dass auch viele Gelder aus dem Ausland anzieht, fördere das Wirtschaftswachstum und leistet einen Beitrag zu einem nachhaltigen Vorsorgesystem, heisst es in der Studie. In Europa konkurriere die Schweiz auf Augenhöhe mit den Finanzplätzen London und Frankfurt. Dank des soliden inländischen Talentpools und der hohen Attraktivität für ausländische Fachkräfte sei die Schweiz führend bei den Akquise von Talenten.

Als Schwäche wird hingegen die Regulierung gesehen. Das hänge damit zusammen, dass die Schweiz als Nicht-EU-Land regulatorischen Nachteilen ausgesetzt sei. Das wirke sich auch auf das Ranking des Schweizer Hubs im Bereich Nachhaltigkeit aus. Die Schweiz müsse sich intensiv auf Nachhaltigkeit und Innovationen im Bereich Fintech und Digital Assets konzentrieren. Dies seien die wichtigsten Wachstumsmärkte und das Wettbewerbsfeld, auf dem sich die Zukunft der Asset-Management-Branche entscheiden wird.

Insbesondere die grösseren Asset Manager seien alle in der EU vertreten. «Jeder dritte Franken wird im Ausland verdient», betonte Schatzmann.

Grössere «Load»

Gemessen am Volumen der verwalteten Vermögen sei das Private Banking zwar grösser, jedoch sei die Effektivität im Asset Management höher. Pro Vollzeitäquivalent komme das Asset Management auf verwaltete Kundengelder von 271 Millionen Franken während es im Privat Banking nur 94 Millionen Franken seien. Anderseits wird von Fondsmanagern auch nicht erwartet, dass sie ihre Investoren zum Essen ausführen.

Auch aus der Perspektive des Asset Management nimmt sich die Schweiz als ein globaler Vermögensverwaltungs-Standort aus, auf dem in- und ausländische institutionelle Kunden betreut würden. Seit 2017 sei der Anteil der im Auftrag von ausländischen Vertragskunden verwalteten Vermögen auf 33 von zuvor 25 Prozent gestiegen.

AMAS Ausland s

Brücke zur Realwirtschaft

«Das Asset Management stimuliert das langfristige Wirtschaftswachstum, indem es den Investitionskanal zwischen den Finanzmärkten und der Realwirtschaft bereitstellt. Es trägt zudem zur Nachhaltigkeit des Vorsorgesystems bei, indem es aus den Ersparnissen von Millionen Menschen in der Schweiz und im Ausland wertvolle Renditen generiert», sagt Fausch.

«Der Schweizer Asset-Management-Hub beweist seine hohe Wettbewerbsfähigkeit durch seine breit abgestützte Strategie, ein führender Hub für Sustainable Finance zu werden», sagt Schatzmann. «Wir werden den Weg der Nachhaltigkeit und der Innovation weiter konsequent verfolgen, um die Zukunft dieses wichtigen Teils der Schweizer Finanzindustrie zu sichern.»

Nachhaltiges Investieren gewinnt an Bedeutung

Sustainable Finance oder Nachhaltige Finanz wird denn auch als wichtiges Zukunftsthema gesehen. Fast 90 Prozent der befragten Asset Managerinnen und Manager würden nachhaltige Anlagen als «ziemlich» oder «sehr wichtig» in ihrem Investment Management einstufen. Rund 40 Prozent der Firmen geben an, ESG-Kriterien vollständig in ihren Anlageprozess integriert zu haben.

Wie auch bei der Regulierung gebe es hier jedoch auch Unsicherheit, etwa bei der Frage, ob die Schweiz die Taxonomie der EU übernehmen werde, oder ob es bei den Standards eine eigene Schweizer Lösung geben wird.

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