Alle Welt kennt die Schweiz als global führender Standort für das Offshore-Banking. Derweil verwalten hiesige Asset Manager in aller Stille Hunderte Milliarden von Profiinvestoren aus dem Ausland.

Wer mit Schweizer Exporteuren spricht, kriegt das Klagelied vom starken Franken zu hören. Das ist bei hiesigen Asset Managern nicht anders: Wie deren Branchenvereinigung Asset Management Association Switzerland (AMAS) am (gestrigen) Montag vor Medienvertretern erklärte, hat die Landeswährung im vergangenen Jahr die Rendite von Fonds auf ausländische Wertschriften belastet.

Ein Drittel aus dem Ausland

Ansonsten wären die von der Branche verwalteten Vermögen wohl noch deutlicher gewachsen; die von der AMAS geschätzte Summe der Ende 2023 vom «Produktionsstandort Schweiz» aus betreuten Kundengelder beträgt rund 3’020 Milliarden Franken. Das sind 142 Milliarden Franken mehr als im Vorjahr.

Ein Drittel des Gesamtvolumens, führte AMAS-Präsident Iwan Deplazes aus, stammte dabei von institutionellen Investoren aus dem Ausland. Pensionskassen, Versicherer und Banken dort haben hiesigen Vermögensverwaltern im vergangenen Jahr also gegen 1 Billion Franken anvertraut.

Noch vor Deutschland

Das macht den Fondsstandort unterdessen auch zu einer europäischen Grossmacht. Wie eine von der AMAS zitierte Fondsstatistik des europäische Fondsverband EFAMA zeigt, lag die Schweiz mit gut 2,8 Billionen Euro im Asset Management verwalteten Geldern bereits Ende 2022 vor Deutschland, dem wichtigsten Vermögensverwaltungs-Markt Europas.

Mehr Geld betreuten damals nur noch (mit fast 10 Billionen Euro mit Abstand) die britische und mit mehr als 4,5 Billionen Euro die französische Konkurrenz.

Weniger sexy, aber dennoch potent

Dies lässt sich auch den insgesamt knapp 2,9 Billionen Franken an verwalteten Vermögen (aus dem In- und Ausland) gegenübergestellen, welche die Beratungsfirma KPMG Ende 2022 bei 73 Schweizer Privatbanken erfasste. Es zeigt sich: nicht nur der «Export» von Bankdienstleistungen an reiche Privatkunden aus aller Welt ist also ein Schweizer Milliardenbusiness, sondern längst auch das als weniger «sexy» wahrgenommene Asset Management.

Und mittlerweile rangieren die beiden Finanzplatz-Disziplinen in einer ähnlichen Grössenordnung.

Strukturelle Herausforderungen

Dabei ist nicht alles eitel Sonnenschein. Während das Swiss Private Banking schon lange mit Wachstumsschwäche zu kämpfen hat und seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine Anfang 2022 zusätzlich mit der Sanktionsthematik belastet ist, haben Asset Manager vor allem strukturellen Herausforderungen zu begegegnen.

Zu nennen sind hier etwa die 2023 stark akzuentierte Umschichtung von höhermargigen Wertschriftenfonds in weniger lukrative Geldmarkt-Produkte, oder der nicht enden wollende Trend weg von der «aktiven» Vermögensverwaltung hin zu relativ günstigen «passiven» Investments.

Der Kuchen wächst

Diese strukturellen Umwälzungen wie auch verstärkte Mittelabflüsse haben im Ausland prominente Akteure, so etwa den amerikanischen Riesen Blackrock oder die britische Fondsfirma Abrdn, jüngst dazu veranlasst, Hunderte Stellen zu streichen.

Folgt man der Branchenvereinigung, präsentiert sich das Bild in der Schweiz freundlicher. Der «Kuchen» der von den hiesigen Akteuren verwalteten Vermögen wachse. Ebenfalls bestehe ein Trend hin zu komplexeren Produkten, die auch mehr Arbeitsleistung verlangten, heisst es. «Wir suchen derzeit nach Mitarbeitenden», beschrieb AMAS-Chef Adrian Schatzmann den Trend am Arbeitsmarkt.

Run auf Kunden im Königreich?

Für Schweizer Asset Manager besteht dabei die Chance, dass der Kuchen bald noch ein Stück grösser wird. Dann nämlich, wenn sie wie erhofft unter vereinfachten Bedingungen um britische Institutionelle werben können.

Dies soll das neue Finanzdienstleistungs-Abkommen zwischen der Schweiz und Grossbritannien erlauben, das vergangenen Dezember vereinbart wurde. Allerdings fällt der Startschuss für den Run auf die Kunden im Königreich erst, wenn die Gesetzgeber beider Staaten das Abkommen ratifizieren. Die Nummer eins und drei im europäischen Fondsgeschäft würden sich damit die Hand reichen.

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