In der aufgeladenen Diskussion um die Corona-Impfung wird ausgeblendet, dass Nicht-Risikogruppen im Prinzip über ein körpereigenes Immunsystem verfügen, das vor einer Covid-19-Erkrankung schützt. Wie stark das Immunsystem ist, lässt sich prüfen.

Turkmenistan ist das erste Land der Welt, das eine Impfpflicht für alle Bürgerinnen und Bürger über 18 Jahre eingeführt hat. In der Ex-Sowjet-Republik herrscht Diktatur. Wer sich durch die hiesige Tagespresse liest, könnte den Eindruck gewinnen, dass Turkmenistan das neue Vorbild ist.

So durfte kürzlich im «Blick» ein Verhaltensforscher frei und unwidersprochen Diskriminierungen und Bestrafungen von Menschen fordern, die sich gegen das Corona-Virus nicht impfen lassen. Noch fragwürdiger daran war, dass der «Experte» zum Sterblichkeitsrisiko bei einer Covid-19-Erkrankung völlig falsche Fakten verbreiten durfte.

Keine Belege? Unsinn!

An anderer Stelle rückte dasOnline-Medium «Watson» Ärzte, die sich auch im Zusammenhang mit Corona-Erkrankungen für eine Stärkung des Immunsystems aussprechen, in die Ecke von Sektierern, Esoterikern und Quacksalbern.

Wieder andere Medien geben sich alle Mühe, im Zusammenhang mit sogenannten «Corona-Mythen» die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass das körpereigene Immunsystem vor einer Corona-Erkrankung nicht schütze. Es gebe keine Belege dafür. 

Das ist Unsinn: Richtig ist, dass das Immunsystem nicht vor einer Corona-Infektion Schutz bietet. Gegen ein Erkrankung bietet es aber hervorragenden Schutz. Zur Auffrischung: Das körpereigene Immunsystem verfügt über mehrere, äusserst ausgeklügelte Abwehrstrategien gegen Viren und Bakterien.

Impfung bildet die Immunreaktion nach

Beispielsweise: Mit der Bildung von Antikörpern bildet das Immunsystem auch so genannte Gedächtniszellen aus. Diese speichern die Merkmale eindringender Erreger und können bei einem späteren Kontakt im Nu die passenden Antikörper bilden, welche den bereits bekannten Erreger unschädlich machen.

Die Impfung bildet diesen Prozess nach. In den mehrheitlich verwendeten MRNA-Impfstoffen gegen Corona ist es ein Botenmolekül, welches den Zellen die notwendigen Informationen übergibt, wie sie ein Virus-Protein herstellen sollen. Dieses Protein erkennt dann das Immunsystem und produziert die entsprechenden Antikörper. Darin besteht der Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung.

Risikogruppe oder nicht: Es macht einen Unterschied

Die Statistiken und Studien belegen auch aufgrund der Krankheits- und Sterblichkeitsraten, dass die Immunsysteme der sogenannten Risikogruppen, Alte und Menschen mit Grunderkrankungen, gegen die Sars-Cov-2-Viren schlechter gewappnet sind, und die Impfung dafür sehr guten Krankheitsschutz bildet.

Den Nicht-Risikogruppen und vor allem Jugendlichen und Kindern steht aber ein hervorragender Abwehrmechanismus zur Verfügung.
Es kann in der aktuellen Impf-Diskussion nützlich sein herauszufinden, wie gut das eigene Immunsystem in Form ist.

Hier sind fünf Check-Punkte:

1. Kompletter Blut-Check

Um herauszufinden, ob im Immunsystem alles funktioniert, wie es sollte, ist die Erstellung eines kompletten Blutbildes (CBC) der erste und wichtigste Schritt. Der Test misst den «Gesundheitszustand» des Bluts: Den Hämoglobingehalt, den Hämatokritwert (Zellvolumen), die Blutplättchen, die roten Blutkörperchen und auch die Menge der einzelnen weissen Blutkörperchen. Es sind insbesondere die Monozyten, Lymphozyten, Neutrophilen, Basophilen und Eosinophilen, die Aufschluss über das Immunsystem geben können. Bei einer Infektion steigt beispielsweise steigt die Anzahl Neutrophilen an.

2. Stoffwechsel und Entzündungsmarker

Das Immunsystem und der Stoffwechsel im Menschen gehen Hand in Hand: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung und reichlich Bewegung und Schlaf sind gute Voraussetzungen für einen gesunden Stoffwechsel, der wiederum Voraussetzung für ein gut funktionierendes Immunsystem ist.

Funktioniert dieses nicht gut und sind die körperlichen Abwehrkräfte geschwächt, kann dies umgekehrt ein Anzeichen für schlechten Stoffwechsel sein: Hoher Blutdruck, hohe Blutzuckerwerte, zu hoher Cholesterinspiegel etc.

Auch Entzündungs-Marker sind Blutwerte, mit denen man nach Entzündungen im Körper suchen kann. Die Feststellung und Messung von Biomarkern wie das C-reaktiv Protein oder D-Dimere können wie eine erhöhte Anzahl weisser Blutkörperchen anzeigen, ob den Körper eine Entzündung plagt.

3. Vitamin D

Die Rolle, welche Vitamin D für die Abwehrkräfte und das Immunsystem spielt, ist an dieser Stelle bereits ausführlich beschrieben worden. In aktuellen Studien ist eine Korrelation von Covid-19-Erkrankungen und Vitamin-D-Insuffizienz festgestellt worden. Jetzt, im Sommer, ist ein Vitamin-D-Mangel weniger wahrscheinlich als in den sonnenarmen Wintermonaten. Testen lässt sich der Vitamin-D-Level zuhause mit einem 25-Hydroxy-Vitamin-D-Test.

4. Vitamin C

Vitamin C ist viel mehr, als was im Orangensaft oder in Brausetabletten steckt. Intravenös verabreichte, sehr hohe Vitamin-C-Dosen werden heute erfolgreich in der Krebstherapie eingesetzt. Es gibt auch Ärzte, welche dieselbe Therapie bei Covid-19-Erkrankten empfehlen, sofern die Krankheit noch in einem frühen Stadium steckt. Fakt ist, dass Vitamin C eine Schlüsselrolle im Immunsystem zukommt. Es fördert die Vermehrung der Lymphozyten und der Neutrophilen, die Erreger im Körper bekämpfen.

5. Zink

Das Spurenelement ist ein altbekanntes Naturheilmittel bei Erkältungen, doch der positive Effekt von Zink auf das Immunsystem ist zumindest durch Experimente belegt: Zink wirkt regulierend auf die «erste Abwehrlinie» im Immunsystem, also bevor es beginnt, gegen Krankheitserreger gezielt Antikörper und T-Zellen zu produzieren. Klinische Studien dazu fehlen.

Doch auch hier haben Vergleichsstudien gezeigt, dass Corona-Erkrankungen schwerer verlaufen können, wenn man einen tiefen Zink-Wert hat. Entsprechende Tests sind erhältlich.