Der Bankenkoloss UBS muss enger an die Zügel genommen werden. Dies fordert ein Ökonom, der für seine Forschung zu Bankenkrisen den Nobelpreis erhalten hat.

Der amerikanische Ökonom Douglas W. Diamond rät der Schweiz zu einer schärferen Aufsicht im Umgang mit der kombinierten UBS.

An einer Investorenkonferenz in Paris gab der Professor zu bedenken, sich gut zu überlegen, wie der Bankenkoloss UBS beaufsichtigt werden soll, berichtete die «Handelszeitung» am Montag (Artikel kostenpflichtig).

Schlechte Noten für die Aufsicht

Man soll keine globale Bank tolerieren, wenn sie in einer Notlage nicht gerettet werden kann, erklärte Diamond. Er lobte die UBS zwar für ihre vorbildliche Kultur der Risikoreduktion. Trotzdem soll nach seinem Urteil die Aufsicht verschärft werden.

Was Diamond sagt, hat in der Finanzwelt Gewicht. Der amerikanische Ökonom hat im vergangenen Jahr zusammen mit Ben Bernanke und Philip Dybvig den Wirtschaftsnobelpreis erhalten.

Bahnbrechende Forschung

Gemäss dem Preiskomitee haben die drei Laureaten den Grundstein gelegt, dass weder die Finanz- und Schuldenkrise von 2008 noch die Corona-Pandemie zu einer langwierigen, globalen Wirtschaftskrise führte.

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Douglas W. Diamond (Bild: Universität von Chicago)

Ihre Erkenntnisse waren ausschlaggebend für eine Finanzmarktregulierung, mit der Bankkollapse verhindert werden können.

Verspätete Wandlung von AT1-Anleihen

Enttäuscht zeigte sich Diamond in Paris zum Kollaps der Credit Suisse, zumal die Schweiz nach der Finanzkrise 2008/2009 mit ihrer Regulierung der Grossbanken weiter gegangen sei als andere Länder.

Ausserdem kritisierte Diamond die späte Abschreibung der nachrangigen Wandelanleihen (Additional Tier 1 bonds, AT1). Die nach der Finanzkrise eingeführten Instrumente hätten viel früher in Eigenkapital gewandelt anstatt ganz abgeschrieben werden sollen.

Verfehlte Bonusprogramme

Eine weitere Lehre ist für Diamond, das Risikoverhalten des Managements besser zu kontrollieren. Dazu schlägt Diamond sogenannte Bonus Bonds vor, bei denen der Bonus in Form von bedingten Wandelanleihen ausbezahlt wird.

Damit sollen die Manager mehr wie Anleihegläubiger denken und Risiken vermindern, heisst es.

Heikle Rekapitalisierung

Als wichtigste Aufgabe ins Stammbuch schreibt Diamond den Regulatoren, die kombinierte UBS zu rekapitalisieren, ohne Unruhen zu schüren.

Zum einen empfiehlt der Ökonom dabei einen spezielle Stresstests, bei denen langfristige Aktiva zu Marktpreisen bewertet werden. Zum andern soll über einen Dividendenstopp die Kapitaldecke wieder aufgebaut werden.

Eine Analyse von finews.ch brachte weitere Instrumente ins Spiel. Sinnvoll wäre etwa ein flexibles Drehbuch oder ein Fonds im Stil der Einlagensicherung Esisuisse, in den alle Akteure am Bankenplatz einzahlen müssten. Damit liesse sich der Zugriff auf Steuergelder bei einer nächsten Bankenkrise eindämmen.

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