Jede dritte Schweizer Fachkraft hat sich bereits von der Stadt verabschiedet, wie eine neue Umfrage nahelegt. Aus Sicht von Banken ist dies aus mehreren Gründen beachtenswert.

Ganze 29 Prozent der Fachleute in der Schweiz wohnen bereits im ländlichen Raum, 38 Prozent überlegen aktuell diesen Schritt: Dies ist der Befund einer Umfrage der Personalberatungs-Firma Robert Walters in Genf, die dazu schweizweit 250 Fachkräfte befragt hat.

Dank der Arbeit aus dem Homeoffice nehme das Phänomen der beruflichen Migration zu, folgern die Studienautoren. Immer mehr Führungskräfte würden das städtische Umfeld zugunsten ländlicherer Gegenden verlassen. Gleichzeitig wollen sie ihre meist in den Zentren angesiedelte Stelle nicht aufgeben.

Mehr als die Hälfte könnte ganz aufs Büro verzichten

Die Stichprobe, auf die sich die Personalberater stützen, ist nicht gerade riesig – dennoch passt die Erkenntnis zur Entwicklung, die mit der Corona-Pandemie deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Unmittelbare Auswirkungen hat die «Flucht ins Grüne» am Schweizer Immobilienmarkt, wo plötzlich die Nachfrage nach peripheren Lagen deutlich anzog, wie auch finews.ch berichtete. Das spüren auch die Tourismusregionen des Landes: «Arbeiten, wo andere Ferien machen» wurde zum viel bemühten Slogan.

Angefacht wird der Trend beim Wohneigentum noch durch das Preisgefälle zwischen Stadt und Land: Der Mittelstand sucht vermehrt in der Peripherie der Grosszentren oder in ländlichen Gemeinden nach erschwinglichem Wohneigentum, zumal diesen Käufern der Trend zum Homeoffice nun einen grösseren Suchradius erlaubt.

Die Banken bekommen die Absetzbewegung aus den Städten nicht nur über das wichtige Hypothekengeschäft zu spüren, sondern auch bei der eigenen Belegschaft. Die erhöhten Flexibilität, die sich mit dem Homeoffice ergibt, ist durchaus etwas, was Arbeitnehmende heute einfordern. Laut Robert Walters gaben 57 Prozent der Umfrageteilnehmer an, bereit zu sein, ganz auf die Arbeit im Büro zu verzichten.

Sicherheit und Gesundheit entscheiden über Job

Mehr und mehr gehört das flexible Arbeiten also zur Grundausstattung, welche auch Finanzdienstleister im Kampf um die besten Talente am Arbeitsmarkt bieten müssen. Wie die Beratungsfirma Oliver Wyman jüngst in einer weltweiten Erhebung feststellte, haben die zuweilen traumatischen Erfahrungen mit dem Coronavirus und der anhaltend hohe Stress dazu geführt, dass sich die Angestellten auf ihre Grundbedürfnisse besinnen: Bei der Stellenwahl seien nun Gesundheit und Sicherheit entscheidende Faktoren, so die Berater.

Auch diese Faktoren sind in der weniger dicht besiedelten Peripherie aktuell wohl einfacher zu finden.