Yves Robert-Charrue, Europa-Chef der Julius Bär, ist überzeugt, dass die Integration von WMPartners der Bank und den Kunden einen Mehrwert bringt – selbst wenn ein Stellenabbau nicht auszuschliessen ist.


Yves Robert-Charrue, warum der überraschende Schritt einer vollständigen Integration von WMPartners in die Julius Bär?

Wir sind überzeugt, dass bankenübergreifende und -unabhängige Vermögenslösungen – wir nennen das Multi-Custody – einem starken Bedürfnis der Kundschaft entsprechen. WMPartners macht genau das: Sie hat ihre Kundendepots bei rund 30 Banken gebucht.

Sie verfügt über alle Schnittstellen und Werkzeuge, die es braucht, um an der laufenden Konsolidierung in der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter mitzumachen. Diese Fähigkeiten und das Know-how von WMPartners wollen wir gerne in Julius Bär integrieren, um sie breiter nutzen zu können.

Wollen Sie weitere Vermögensverwalter zukaufen?

An der anhaltenden Konsolidierung wollen wir uns weiterhin beteiligen, richtig. Dabei ist für uns aber auch klar: Für die Fähigkeit, im Multi-Custody Bereich tätig zu sein, brauchen wir keine separate legale Einheit.

Hat die Integration von WMPartners einen Stellenabbau zur Folge?

Ja, möglicherweise. Wir sind jedoch bestrebt, sämtliche Mitarbeiter in der Julius Baer Gruppe beschäftigen zu können.

«Wir erreichen eine Vereinfachung»

Das wird vielfach der Fall sein. Das Frontteam bleibt zusammen, aber einen Abbau im Backoffice-Bereich können wir nicht ausschliessen.

Was erhoffen Sie sich operativ von der Integration?

Wir erreichen eine gewisse Vereinfachung, indem wir eine eigenständige legale Einheit weniger haben. Wir können durch die Integration von Bereichen wie Marketing, Produkte-Know-how, Finanzplanung wie auch Portfoliomanagement in die bestehende Bankeninfrastruktur Synergien schaffen.

Für die Kundenseite ergeben sich ebenfalls Vorteile, weil wir nun ein umfassenderes Offering mit einer offenen Produktearchitektur aus einer Hand anbieten können.

Was passiert mit dem WMPartners-Management unter Daniel Aegerter?

Daniel Aegerter und die Geschäftsleitungsmitglieder werden die Integration begleiten. Wir erwarten, die Integration im vierten Quartal 2017 abgeschlossen zu haben.

«Die Integration ist sehr gut machbar»

Auf der Systemseite werden diese Arbeiten aber erst im Laufe des Jahres 2018 vollendet sein. Wir haben ein gutes Team. Die Idee ist, Fähigkeiten und Know-how der WMPartners in der Bank zu nutzen. Deshalb ist es auch sehr wichtig, dass das Team voll dabei ist.

Gibt es finanzielle Anreize, dass WMPartners-Mitarbeiter an Bord bleiben?

Das kommentieren wir nicht.

Was wird sich für Kundenberater ändern?

Die Zusammenarbeit mit Spezialisten in der Bank besteht bereits, also wird es für viele Kundenberater keine grossen Veränderungen geben. Julius Bär ist eine sehr unternehmerische Bank.

Wir haben in den letzten Jahren viele Akquisitionen getätigt und diese sowie die neuen Kollegen gut integriert. Die Organisationen von Julius Bär und WMPartners sind sich bereits heute relativ nahe. Demnach ist auch diese Integration sehr gut machbar.

Der Schritt ist eine Abkehr von der bisherigen Strategie. Ist das Modell der unabhängigen Vermögensverwaltern gescheitert?

Das würde ich so absolut nicht sehen. Vermögensverwalter, die in einer klar abgesteckten Nische oder einem bestimmten Markt tätig oder auf eine ganz bestimmte Investment-Strategie fokussiert sind, haben eine gute Zukunft vor sich. Durch ihr Alleinstellungsmerkmal schaffen sie einen Mehrwert.

Weniger Chancen sehe ich für Vermögensverwalter, die ein bisschen alles machen und nicht die kritische Grösse mitbringen. Kleine und mittelgrosse Vermögensverwalter müssen sich darum gut überlegen, wie sie sich für die Zukunft aufstellen wollen. Für ganz kleine Vermögensverwalter sieht es so aus, dass ihnen die Regulatoren einen Sonderstatus gewähren.


Yves Robert-Charrue ist Europa-Chef der Bank Julius Bär und leitet auch den Bereich Unabhängige Vermögensverwalter und Global Custody. Er ist seit über acht Jahren für die Privatbank tätig und hat bereits die verschiedensten Positionen bekleidet. Wie CEO Boris Collardi, hat Robert-Charrue seine Bank-Karriere bei der Credit Suisse gestartet. Nebenbei ist er leidenschaftlicher Musiker.

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