Sergio Ermotti hat in sechs Jahren als CEO der UBS mehr erreicht, als die meisten seiner Vorgänger. Doch werden seine Erfolge zu wenig honoriert – und auch blockiert, wie er andeutet.

Wie jeder CEO eines börsenkotierten Unternehmens orientiert sich auch Sergio Ermotti an der Bewertung der UBS am Aktienmarkt, um den Grad seines Erfolges zu messen. Seit der Tessiner das Ruder bei der Grossbank von Oswald Grübel vor sechs Jahren übernommen hat, hat die UBS-Aktie rund 50 Prozent an Wert zugelegt.

Derweil hat die Bank Risiken abgebaut, ihre Bilanz verkleinert, die Investmentbank in einen kleinen, aber profitablen Shop gewandelt und gleichzeitig die Position als grösste Wealth Managerin und Vermögensverwalterin der Superreichen gefestigt.

Der billigste Wealth Manager der Welt

Investoren und Märkte honorieren diese Veränderungen und Neuerungen unter Ermotti mit einer Bewertung, welche die UBS im Mittelfeld platziert, meist hinter den grossen US-Banken. Und das ärgert Ermotti, wie er gegenüber dem Londoner Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) eingesteht.

«Am Ende des Tages sind wir nicht die am höchsten bewertete Investmentbank, wir sind der am tiefsten bewertete Vermögensverwalter der Welt», so Ermotti. Was im Vergleich zu einem Asset-Management-Riesen wie Blackrock wie auch im Vergleich zur Zürcher «Pure Play»-Privatbank Julius Bär stimmt: Beide werden von Investoren höher bewertet als die UBS.

Das Stigma klebt noch immer

Ermotti weiss, dass an der UBS noch immer das Stigma einer Investmentbank klebt, die hoch geflogen und tief gefallen ist. Und das Investoren die Grossbank vielfach noch immer als riskanteres Investment ansehen, weil sie noch immer im Investmentbanking tätig ist.

Gleichzeitig wird die UBS von Regulatoren, in der Schweiz wie auch in Europa, hart angefasst. Insofern ist die UBS ein Teil eines europäischen Finanzsektors, der sich nur mühsam und schleppend aus der Krise aufrappelt. Derweil die amerikanische Konkurrenz prosperiert und in Europa Marktanteile gewinnt.

Die Problemmacher sind andere

Doch diese Sichtweise ist für Ermotti in Bezug auf die UBS ungerechtfertigt. Sie werde in den gleichen Topf geworfen wie die Krisenbanken. Dass die US-Banken ihre Probleme viel früher und entschlossener gelöst hätten sei «eine pauschale Aussage, die keine Substanz hat», stellt er klar.

Einige Banken, wie die UBS, hätten ihre Hausaufgaben gemacht, andere nicht. «Alle in die gleiche Kategorie zu stellen, ist eine totale Ungerechtigkeit.» Die Problemmacher hat der UBS-CEO auch identifiziert: Es sind nicht mehr die Investmentbanken, sondern die traditionellen europäischen Geschäftsbanken.

Übertriebene Regulierung

Ermotti sieht einen anderen transatlantischen Graben, welche die UBS klar benachteiligt: Die Regulatoren. Während sie in Europa ihre Schrauben eng und enger ziehen, weht in Trumps USA inzwischen ein milderer Wind. Halte dieser Trend an, warnt der 57-jährige Tessiner, «verliert das Europäische Finanzsystem seine Wettbewerbsfähigkeit vollkommen».

Die Regulierung hat in Europa ihren Höhepunkt erreicht – weitere Verschärfungen sind Ermottis Meinung nach völlig sinnlos. Er stellt dazu folgende Analogie an: «Wieviele Versicherungen kaufen Sie denn? Wenn ich eine kaufe und glaube, dass das System abgesichert und funktionsfähig ist, dann brauche ich doch keine zweite Versicherung zu kaufen, nur für den Fall, das die erste platzt.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.21%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.81%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.94%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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