In einer Serie unterhalten sich Christian Katz, CEO der SIX Swiss Exchange, und Claude Baumann von finews.ch über brisante Themen aus der Finanzwelt.

Christian_Katz_CB_4

Herr Katz, müssen Sie 2013 um Ihren Job bangen?

Nein, ich bange nicht um meinen Job, aber man muss natürlich trotzdem immer auf Achse bleiben. Unsere Mitarbeitenden haben in einem sehr schwierigen Jahr ausgezeichnete Arbeit geleistet. Wir konnten unsere Kosten stark reduzieren, verschiedene Innovationen einführen und einen fast einwandfreien Betrieb sicherstellen.

Die Handelsaktivitäten an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange gingen im vergangenen Jahr allerdings massiv zurück. Muss die Börse jetzt reorganisiert werden?

Wir haben gegen Ende letzten Jahres mit Urs Widmer einen neuen Chief Operating Officer (COO) eingeführt, der unser Management-Team mit seinen Kompetenzen in den Bereichen Organisation und Umsetzung weiter verstärkt. Die entsprechenden Anpassungen in der Organisation sind Abrundungen, nicht eingreifende Veränderungen.


«Wir sind in der Natur ein Fixkosten-Geschäft»


Trotzdem, droht ein Stellenabbau, falls sich die Handelsumsätze und -abschlüsse auch im laufenden Jahr weiter zurückbilden?

Wir sind in der Natur ein Fixkostengeschäft, das heisst wir profitieren von positiven Skalen und intensiver Nutzung unserer Infrastruktur. Seit 2009 haben wir diese Infrastruktur sehr viel kostengünstiger gemacht, hauptsächlich durch Sachanpassungen, nicht vorwiegend durch Stellenabbau. Das wird auch weiterhin unser Ziel sein, wir haben noch weiteres Effizienzgewinnungs-Potenzial.

Erstmals lagen 2012 auch die Handelsaktivitäten im Segment der Exchange Traded Funds (ETF) unter dem Vorjahr. Ist die bis anhin ungebremste Wachstumsgeschichte der Indexprodukte fürs Erste vorbei?

Nein, die Wachstumsgeschichte wird meines Erachtens weitergehen. Die ETF-Umsätze sind 2012 nur unter dem Rekordjahr 2011 geblieben. Sie liegen aber immer noch markant über den Umsätzen von 2010. Die Anzahl Produkte und Market Makers sind 2012 auf ein neues Hoch gestiegen. Zusätzlich hat das Segment der Investment Funds und Exchange Traded Products (ETPs) 2012 ein neues Umsatzhoch erreicht.


«Das ist nicht im Interesse der Anleger»


Trotz rückläufiger Handelsaktivitäten im ETF-Segment nahm die Zahl der kotierten Indexprodukte weiter zu. Braut sich da eine Blase zusammen?

Nein. Die Anforderungen der Finma für die Bewilligung von ETFs sind weiterhin sehr restriktiv. Zusammen mit den Anforderungen der Börse für die entsprechenden Produktemittenten und Market Makers funktioniert hier der Anlageschutz hervorragend.

Im letzten Jahr ging mit EFG Financial Products ein führender Schweizer Anbieter von strukturierten Produkten an die Börse. Welche Entwicklung erwarten Sie in diesem Segment im laufenden Jahr, nachdem 2012 die Umsätze markant eingebrochen sind?

Im Markt für strukturierte Produkte sehen wir eine klare Gefahr, dass nämlich einige Marktteilnehmer den Handel von Scoach Schweiz vermehrt auf intransparente OTC Plattformen oder ungenügend regulierte Gefässe umzuleiten gedenken. Das ist nicht im Interesse der Anleger, untergräbt die Anstrengungen der Regulatoren und gefährdet das empfindliche Vertrauen in die Finanzmärkte.


«Kaum jemand ist dabei»


Hier sind Scoach Schweiz und SIX gefragt, sowohl im technischen Ausbau als auch in der Preisstellung für den transparenten Handel an unserer Börse. Das ist ein klarer Fokus für uns im 1. Halbjahr 2013, hier werden wir handeln.

Eigentlich haben sich die Börsenkurse im vergangenen Jahr unerwartet positiv entwickelt. Doch irgendwie scheinen viele Anleger diese Hausse verpasst zu haben. Woran lag das?

Wir sind in der Tat in einem nunmehr rund vier Jahre anhaltenden «Bullen-Markt», der im 1. Quartal 2009 seinen Anfang nahm. Der SPI ist seither um rund 80 Prozent gestiegen, der SMI um mehr als 60 Prozent. Im letzten Jahr sind wir weltweit in eine Phase der sinkenden und tiefen Volatilität gefallen. Und wie Sie sagen – kaum jemand ist dabei.


«Wir planen ein neues Handelssegment»


Dies hat mit unserer harten Erfahrung im Krisenjahr 2008 und den Nachbeben in der globalen Weltwirtschaft zu tun. Auf Grund des grossen Vertrauensschwunds in der Anlegerwelt ist dieses ziemlich übliche Nachkrisen-Rally bisher auf tiefem Volumen geblieben.

Im letzten Jahr nahm die SIX Swiss Exchange die «schnellste Handelsplattform der Welt» in Betrieb. Mit welchen Superlativen wollen Sie in diesem Jahr aufwarten?

Wir haben einige Innovationen für den Markt im Köcher, inklusive ein neues Handelssegment und die Einführung der modernsten Indexberechnungsplattform. Das Höchste, was wir 2013 anstreben wollen, ist aber, dass wir noch näher an unsere Kunden heranwachsen und uns bei ihnen als die beliebteste Börse in Europa etablieren.


Christian_Katz_180_2Christian Katz leitet innerhalb der SIX Gruppe den Geschäftsbereich Swiss Exchange. Dieser betreibt die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange sowie das Joint-Venture Scoach, die europaweit erste spezialisierte Börsenorganisation für strukturierte Produkte. Zudem verantwortet er den europäisch führenden Indexanbieter STOXX, sowie die Swiss Fund Data.

Vor seinem Eintritt Anfang 2009 führte der 45-jährige Christian Katz das Representative Office von Goldman Sachs in der Schweiz, wo er sich auf das institutionelle Aktien- und Aktienderivatgeschäft fokussierte. Zuvor war er acht Jahre für J.P. Morgan Chase tätig.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.26%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.75%
pixel