Obwohl Rohstoffguru Jim Rogers weiterhin an das gelbe Edelmetall glaubt und nicht verkauft, ist seiner Ansicht nach der grosse «Sell-off» noch nicht vorbei.

Ein für Gold-Bullen beliebtes Argument, an das sie sich klammern: Wenn der Goldpreis weiterhin unter den Förderkosten für den Abbau ist, beeinträchtigt dies den Minenbetrieb und führt somit zu einer Verknappung des Angebots. Die Konsequenz: eine Erhöhung des Goldpreises.

Doch nicht alle sind der Ansicht, dass eine Mine heruntergefahren würde, nur weil der Marktpreis unter die Anschaffungskosten gesunken ist. Die Schliessung einer Goldmine sei ein langer Weg, so der Rohstoffguru Jim Rogers. Es koste Geld, eine Mine zu schliessen und es koste Geld, sie wieder zu öffnen.

«Ich bin jetzt schon seit einiger Zeit in der Investmentwelt und ich weiss, dass Preise auch für Jahre unter den Produktionskosten bleiben», erklärte der Chairman von Rogers Holdings auf der Webseite des amerikanischen Branchenportals «Business Insider».

Rogers, der vor zwei Jahren den Fall des Goldpreises auf 1'200 Dollar je Unze korrekt vorhersagen konnte, hält einen Goldpreis von 900 Dollar pro Unze für möglich, wie er in einem anderen Interview mit «Business Insider» sagte. Das wäre – vom aktuellen Goldpreis ausgehend – 30 Prozent tiefer.

Entkopplung zwischen den Märkten

Auch Ole Hansen, Leiter Rohstoffstrategie der Saxo Bank, rechnet damit, dass Gold weiterhin unter Druck bleibt. Obwohl die tieferen Preise die physische Nachfrage nach Schmuck und Münzen erhöht, hat seiner Ansicht nach die physische Nachfrage viel mehr einen psychologischen Einfluss auf den Spotpreis.

«Angesichts der Grösse des Marktes für ETFs und Futures hat der physische Markt oftmals eher einen psychologischen als einen tatsächlichen Einfluss», so der Rohstoffstratege bei Saxo Bank in Kopenhagen. «Bislang allerdings werden steigende Zinsen und ein stärkerer Dollar das Gold unter Druck halten, egal wie stark die physische Nachfrage ist.»

Zwar machten niedrigere Preise physische Käufe attraktiver und die Goldförderung weniger lohnend, jedoch habe es in den letzten Monaten eine «Entkopplung» zwischen dem physischen und dem Investmentmarkt für Gold gegeben, erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg».