Was beschäftigt die wohlhabenden, aber nicht schwerreichen Menschen? Eine Merrill-Lynch-Studie zeigt, dass sich im Affluent-Segment neue Denkweisen durchsetzen.

Gewiss, der «Affluent Insight Survey» des BofA-Vermögensverwalters Merrill Lynch untersuchte lediglich Amerikaner: Bei der repräsentativen Erhebung wurden im vergangenen August gut 1'000 Personen befragt, die mindestens 250'000 Dollar an investierbarem Vermögen haben.

Doch in den Antworten spiegelt sich ein Mentalitätswandel und ein Umgang mit den Finanzmärkten, der eventuell auch in Europa und der Schweiz spürbar werden könnte. Die Erhebung deutet jedenfalls an, dass sich in den Jahren seit der Krise von 2008 tatsächlich fundamental neue Denkweisen durchgesetzt haben könnten – auf breiter Ebene.

Konkret:

• 44 Prozent akzeptieren die heutige Unsicherheit als neue Normalität – «the new normal» –, und viele reagieren auch darauf: Sie nehmen ihre Finanzen intensiver unter Kontrolle, sie bauen Schulden ab und geben weniger aus. Die Hälfte der Befragten gab an, im letzten Jahr Schritte eingeleitet haben, um die Kontrolle über ihre Finanzen zu verstärken.

• Zugleich fand Merrill Lynch aber Hinweise, dass man wieder verstärkt in riskantere Anlageklassen investiert. Wie kommt das? Die vermögenden Menschen haben offenbar gelernt, mit dem Chaos umzugehen. 94 Prozent jener, welche die heutige wirre Zeit als neue Normalität definieren, gaben auch an, sie seien heute besser in der Lage, die Unsicherheit zu beherrschen.

• Umgekehrt definierten sich deutlich weniger Personen als konservative Anleger: Nur 30 Prozent gaben an, sie hätten eine tiefe Risikotoleranz und sie zögen Obligationen, Fonds oder Barpositionen vor. 2011 lag die Quote noch bei 36 Prozent, 2010 sogar bei 50 Prozent.

«Vorsichtig optimitisch»: So fasst Merrill Lynch die Erwartungen fürs kommende Jahr zusammen. 30 Prozent blicken optimistisch ins Jahr 2013, während 45 Prozent ihre Stimmung als «hoffnungsvoll» bezeichnen. Oder anders gefragt: 31 Prozent erwarten, dass sich die eigene finanzielle Lage im kommenden Jahr verbessern wird, während 41 Prozent damit rechnen, dass sie in etwa stabil bleibt.

Die finanziellen Hauptsorgen drehen sich um Gesundheitskosten und die Sicherung des Alters, ferner darum, dass man dereinst ältere Familienmitglieder oder erwachsene Kinder über eine längere Zeit zu finanzieren hat. Nur 42 Prozent der wohlhabenden Amerikaner glauben, dass sie derzeit genug Vermögen haben, um ihren Lebensstil auch nach der Pensionierung fortzusetzen.

• Merrill Lynch Global Wealth Management: «Affluent Insights Survey»