Die UBS hat die gesamte Finanzbranche auf dem linken Fuss erwischt. Doch was macht den verblüffenden Erfolg der grössten Schweizer Banken wirklich aus? Ein siebenteiliger Deutungsversuch.

1. Körners Saat blüht auf

Erstmals seit langem vermag die grösste Schweizer Banken auch in der institutionellen Vermögensverwaltung zu brillieren, wie sie am Dienstag mitteilte. Die Sparte Global Asset Management verbuchte einen bereinigten Vorsteuergewinn von 186 Millionen Franken. Es ist das beste Quartal seit 2009. Der Geschäftsertrag nahm Performance-bedingt zu, während der Aufwand aufgrund geringerer Rückstellungen sank. Und es gab signifikante Neugeldzuflüsse.

Das alles ist nicht selbstverständlich, fristete die Division doch lange ein Schattendasein. Das hat sich nun offenbar geändert, was wiederum Ulrich Körner, dem Chef dieser Abteilung aeit Anfang 2014 zuzuschreiben ist.

Der nach aussen oftmals etwas unnahbar wirkende schweizerisch-deutsche Doppelbürger erweist sich somit als unprätentiöser Schaffer, der in einer gewinnorientierten Division – nicht wie vorher im Corporate Center – Performance bolzen kann. Vor dem Hintergrund, dass sich die Schweiz als Asset-Management-Standort profilieren will, ist zu hoffen, dass ein wesentlicher Teil dieser Wertschöpfung auch bei der UBS in der Schweiz stattfindet.

2. Beratung zeigt richtig Wirkung

«Das erste Quartal 2015 hat gezeigt, dass die Kunden die Beratung der UBS schätzen», teilte die UBS am Dienstag mit. Das, was mittlerweile alle Geldhäuser anstreben, nämlich die Kunden sozusagen an der Hand zu nehmen, zeigt bei der UBS offensichtlich Wirkung. Denn in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nahm der Ertrag in erster Linie auf Grund höherer transaktionsabhängiger Einkünfte zu, wie die UBS festhält.

Mit anderen Worten: Den Kundenberatern gelingt es nun, mit ihr Ratschlägen die Klientel zu mehr Transaktionen zu bewegen – dies in einem Negativzinsumfeld und einer bereits mächtig angeheizten Börsenphase.

3. Das Ende der europäischen Misere

Wenn es eine Marktregion auf der Welt gibt, die den meisten Schweizer Banken in den vergangenen Jahren arg zu schaffen gemacht hat, dann ist es Europa. Denn mit dem Ende des steuerorientierten Offshore-Banking brachen erhebliche Erträge weg und es kam zu massiven Geldabflüssen, weil die Kunden ihre Vermögen für Strafzahlungen in der Heimat brauchen mussten und sie dann das verbliebene Geld ins eigene Land abzogen.

WM Europe 500

Dieser Trend ist nun gebrochen, zumindest bei der UBS. Die Bank konnte im ersten Quartal 2015 einen signifikanten Neugeldzufluss in Europa verbuchen. Geht das so weiter, kann die Vergangenheitsbewältigung definitiv ad acta gelegt werden.

4. Neue Grösse, unangreifbar – eine Gefahr?

In der Präsentation zum ersten Quartalsergebnis 2015 findet sich eine weitere, interessante Feststellung: Die UBS betont nicht nur, dass sie die weltweit führende Vermögensverwalterin ist, sondern dass sie auch signifikante «Benefits» von ihren Skaleneffekten habe. Die Eintrittshürden auf diesem Niveau seien dementsprechend hoch – und würden noch weiter wachsen. Mit anderen Worten: Die UBS findet zu ihrer alten Grösse von vor der Finanzkrise zurück und wird so auch wieder unangreifbar; genauso wie 2006 und in der ersten Hälfte von 2007.

Barriere 500

Mit der schieren Grösse läuft die UBS allerdings auch wieder die Gefahr, träge, nachlässig und sonst noch alles zu werden, was sie in der Vergangenheit auch schon alles war. Nicht ohne Grund heisst es: Hochmut kommt vor dem Fall. Also Vorsicht.

5. Teures amerikanisches Rennpferd

Vorsicht ist umso mehr geboten, wenn eine Sparte so schnell unterwegs ist wie das Wealth Management Americas unter der Führung des umtriebigen Robert «Bob» McCann. Sein Team konnte erneut mit einem starke Geschäft auftrumpfen: Die investierten Vermögen stiegen dort mit über 1'000 Milliarden Dollar auf ein neuen Rekordhoch. Das Neugeldwachstum bliebt mit 1,9 Prozent auf Kurs.

Ebenso deutlich zeigt sich aber, dass die schnelle Gangart nicht gratis zu haben ist. Die Brutto-Marge war das zweite Quartal infolge rückläufig. Und das Kosten-Ertrags-Verhältnis verbesserte sich zwar gegenüber dem Vorquartal, war aber mit 85 Prozent um Welten schlechter als die 59 Prozent der gesamten Wealth-Management-Division. Deshalb stellt sich Frage zunehmen dringend, wann McCann sein Rennpferd zügeln muss.

6. Zitterpartie um Rechtsfälle hält an

Noch grösser sind die Risiken, welche der UBS in Amerika seitens der Behörden drohen. So hatten Beobachter bereits für Anfang Mai mit einer Einigung der UBS mit dem US-Justizministerium (Departement of Justice, DoJ) im so genannten Forex-Skandal gerechnet. Einen Deal mit dem DoJ konnte die Grossbank nun (noch) nicht vermelden. Die Verhandlungen mit der Behörde befänden sich aber im fortgeschrittenem Stadium, heisst es.

Medienberichten zufolge droht der Schweizer Grossbank vom DoJ wegen der Manipulation von Wechselkursen eine Strafe von bis zu 1 Milliarde Dollar. Die Bank tätigte bisher Rückstellungen für Rechtsfälle in der Höhe von 2,7 Milliarden Franken.

Zudem liess die UBS durchblicken, welche Zitterpartie die neuerlichen Verhandlungen mit dem amerikanischen Justizdepartement eigentlich sind. Komme nämlich das DoJ zum Schluss, dass die UBS erneut gegen US-Gesetz verstossen habe, könnten frühere Einigungen mit der US-Behörde – etwa im Libor-Skandal – hinfällig werden.

7. Die Aktie steht immer noch unter Sippenhaft

UBS-CEO Sergio Ermotti hatte schon anlässlich des Jahresergebnisses 2014 verkündet: Die Ende 2011 eingeläutete «Transformation» der Grossbank sei abgeschlossen. Das Glanzresultat im 1. Quartal hat diesen Anspruch nun bestätigt. Doch spüren das auch die Aktionäre?

Für das letzte Jahr wird ihnen erstmals eine Dividende plus eine Zusatzzahlung zugesprochen. Wer zudem auf die Ankündigung der Transformation Ende 2011 UBS-Aktien zukaufte, kann sich mittlerweile über eine Wertsteigerung von 63 Prozent freuen. Das ist massiv mehr als die 5 Prozent Performance der Erzrivalin Credit Suisse.

Dem Schweizer Blue-Chip-Index SMI hinkt der UBS-Kurs aber immer noch hinterher – ein klares Zeichen dafür, dass den Bank-Aktien in Zeiten magerer Eigenkapitalrenditen und schwer kalkulierbarer Rechtsrisiken immer noch ein Makel anhaftet.

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