Ich war bereits Ende 2017 positiv in Bezug auf Bankentitel, die sich vor allem im Januar 2018 sehr gut geschlagen haben, nicht zuletzt auch dank einer Erholung der globalen Renditen. Vor allem die italienischen und spanischen Bankentitel haben den europäischen Markt deutlich übertroffen.

Inzwischen bin ich sogar noch positiver, da sich die Voraussetzungen für eine weitere Outperformance noch verbessert haben, zumal die jüngsten Kurskorrekturen nun sogar noch Platz für einige erfreuliche Überraschungen bieten dürften. Insofern ist der Bankensektor das effektivste Hedging-Tool in einem Szenario steigender Renditen.

«Viele Banken haben ihren Ausblick für 2018 äusserst vorsichtig formuliert»

Ausserdem haben viele Banken ihren Ausblick für 2018 äusserst vorsichtig formuliert, obschon sie mehrheitlich die Kosten nun im Griff haben und ein gesundes Bilanzwachstum verzeichnen. Insofern bestehen aktuell sehr gute Rahmenbedingungen für Anleger, die qualitativ gute Bankaktien zu vergleichsweise vernünftigen Bewertungen kaufen möchten. Ein wichtiges Indiz ist übrigens auch, dass im laufenden Jahr bislang keine Kapitalerhöhungen angekündigt wurden und die Aktivitäten im Bereich von Fusionen und Übernahmen namentlich in Spanien und Italien ein grosses Thema sind. Diese Konsolidierung dürfte die positive Entwicklung zusätzlich begünstigen.

Was sind Ihre Lieblingsbankaktien?

Ich mag Santander in Spanien und Intesa SanPaolo in Italien sowie die UBS. Die Schweizer Grossbank dürfte sich im ersten Quartal vor allem dank ihres Engagements im Handel mit Aktien und Devisen gut gehalten und ihre Konkurrenten übertroffen haben. Zudem gab die US-Bank Morgan Stanley kürzlich bekannt, im Januar und Februar in ihrem Vermögensverwaltungsgeschäft hohe Transaktionsvolumina verzeichnet zu haben. Dies dürfte sich auch im Geschäft von UBS Americas positiv niederschlagen.

Das Geschäftsmodell des sogenannten Swiss Banking ist in den vergangenen Jahren aufgrund der regulatorischen, aber auch technologischen Entwicklungen unter Druck geraten. Wie muss sich das Swiss Banking verändern, damit es auch in Zukunft als Gütesiegel verwendet werden kann?

Ich denke, die Frage ist eher, wie weit muss sich das Swiss Banking ändern, damit es auch inskünftig als Gütesiegel verwendet werden kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Schweiz mit einem Anteil von 24 Prozent am globalen grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft führend ist – und dies trotz verschärfter Regulierung und niedrigerer Zinssätze. Das Schweizer Modell ist nach wie vor solide und verlagert seine Kompetenzen zusehends in Richtung Qualität und Expertise.

«Ist das der Beginn eines neuen Trends?»

Per Mai 2017 verwalteten die Banken in der Schweiz Vermögen von 6,8 Billionen Franken, was einem Plus von 277 Milliarden Franken oder 4,2 Prozent gegenüber Ende 2016 entspricht. Dies spricht eindeutigen für einen anhaltenden Kapitalzufluss aus dem Ausland. Interessanterweise sagte UBS-Chef Sergio Ermotti kürzlich, dass sich die Schweiz nicht nur das Vermögensverwaltungsgeschäft konzentrieren sollte, sondern gleichzeitig das Firmenkundengeschäft – das Corporate Banking – ausbauen sollte. Ist das der Beginn eines neuen Trends?

Ist mit anderen Worten das Swiss Banking, wie wir es gekannt haben, am Ende?

Tatsache ist, dass das Schweizer Banken-Geschäftsmodell zunehmend in Konkurrenz zu demjenigen in den asiatischen Finanzzentren wie Hongkong und Singapur steht. Darum sollte die Schweiz ihre Standortfaktoren und ihre Reputation verstärkt ausspielen, indem sie Innovationen und Technologie – etwa im digitalen Banking – gezielt fördert und so einen Mehrwert für neue Kunden liefert.


Alberto Tocchio ist CEO und Chief Investment Officer des in Lugano ansässigen Vermögensverwalters Heron Asset Management. Der 45-jährige Italiener studierte Wirtschaftswissenschaften an der Carlo Cattaneo Universität in Castellanza, bevor er er im Jahr 2000 seine Karriere in der Finanzbranche bei Kairos Investment Management in London startete. Nach 17 Jahren verliess er das Mailänder Unternehmen, das mittlerweile zur Schweizer Julius-Bär-Gruppe gehört, und übernahm im August 2017 seine jetzige Funktion.

Gold hat mit 2'400 Dollar ein neues Allzeithoch erklommen. Ist dies der Anfang einer nachhaltigen Hausse?
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