Die Credit Suisse habe zuletzt wesentlich geschickter agiert als die Deutsche Bank, findet Alberto Tocchio. Der CEO von Heron Asset Management sagt zudem, worauf es bei UBS und CS zu achten gilt.


Herr Tocchio, ähnlich wie die Deutsche Bank schlitterte die Credit Suisse vor wenigen Jahren in eine tiefe Krise. Wie hat sich die Schweizer Grossbank im Vergleich zu ihrer Konkurrentin im Norden seither entwickelt?

Im laufenden Jahr ist die Aktie der Credit Suisse (CS) mit Minus 8,5 Prozent – wie übrigens andere Banken auch – hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Dennoch ist die Investment-Story der CS wesentlich anders als diejenige der Deutschen Bank. Das zeigt sich vor allem an der Performance im vergangenen Jahr: Die CS-Aktie legte um 23 Prozent zu, während die Titel der Deutschen Bank gleichviel einbüssten.

Wie erklären Sie sich das?

Fest steht, die CS hat bisher eine hohe Kostendisziplin bewiesen, und man darf zuversichtlich sein, dass sie die entsprechenden Ziele bis Ende 2018 auch tatsächlich erreicht. Dies bekräftigte unlängst auch CEO Tidjane Thiam gegenüber dem US-Sender «CNBC», als er sagte, dass es in den Zahlen für das erste Quartal 2018 keine grossen Überraschungen geben und die Bank «sehr profitabel» sein werde, wenn sie Ende Jahr ihre Restrukturierung abschliesse.

«Der Fokus bei den Quartalszahlen wird auf den Volatilitätsprodukten liegen»

Bei der Ergebnispräsentation am 25. April 2018 wird der Fokus stattdessen auf den Exchange Traded Notes (ETN) liegen. Diese Volatilitätsprodukte hatten der CS Anfang Februar 2018 Probleme bereitet, nachdem es an der Börse vorübergehend zu hohen Kursschwankungen kam. In der Folge kaufte die Bank diese Papiere den Kunden vorzeitig zurück. Im Markt herrscht denn auch eine gewisse Verwirrung, ob die CS aufgrund dieser Produkte materielle Verluste eingefahren hat. Nach meinem Verständnis hat die Bank diese ETN lediglich vertrieben, aber nicht erstellt, was wiederum die Haftungsverpflichtung der CS in diesem Fall begrenzen dürfte.

Was machte die CS im Vergleich zur Deutschen Bank in den vergangenen paar Jahren besser?

Der Erfolg der bisherigen Kostensenkungsmassnahmen der CS beruhte darauf, dass die Bank nicht-strategische Geschäftsfelder identifizierte und vollständig schloss. Dadurch liessen sich erhebliche Sach- und Personalaufwendungen effektiver einsparen als wenn sie bestimmte Bereiche nur teilweise heruntergefahren hätte. Denn viele Massnahmen, die lediglich auf teilweise Verkleinerungen abzielen, behalten in der Tendenz gewisse Fixkosten, während die Erträge schon weg sind.

«Die Deutsche Bank braucht zunächst einmal eine klar definierte Strategie»

Zudem hat die CS ihre Investitionen in die Technologie nicht durch irgendwelche Kosteneinsparungen beeinträchtigt, sondern sie hauptsächlich durch interne Effizienzsteigerungen finanziert.

Die Deutsche Bank unter der neuen Führung von Christian Sewing, der unlängst den glücklosen CEO John Cryan nach drei Jahren ablöste, braucht zunächst einmal eine klar definierte Strategie. Und alle Beteiligten müssen sich zu ebendieser Strategie bekennen. Bis dahin werden die Anleger skeptisch bleiben, wie die Kursentwicklung der Deutsche-Bank-Aktie seit der Nomination Sewings gezeigt hat.

Inflationsängste nehmen seit geraumer Zeit zu, parallel dazu steigen die Zinsen, während die Margen im Bankgeschäft tendenziell sinken. Warum sind Sie trotzdem zuversichtlich was europäische Finanzwerte angeht?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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