Der Lockdown zwingt zum Wechsel auf den digitalen Kanal. Für die Lernenden im Bankfach bedeutet dies eine massive Umstellung – aber wohl auch eine prägende Lektion für die Karriere.

Non scholae, sed vitae discimus: Der lateinische Wahlspruch prangt an vielen altehrwürdigen Schulgebäuden und erinnert die Schüler daran, dass sie hier fürs Leben lernen sollen. Für die Lernenden im Swiss Banking ist das sicher seit dem 16. März der Fall: KV, Mittelschulen und Bankfach-Ausbildung haben aufgrund des Corona-Lockdowns auf Fernunterricht umgestellt.

Derweil herrschen im Lehrbetrieb Homeoffice oder Split-Teams – an der forcierten Digitalisierung führt auch für Bankstifte kein Weg mehr vorbei.

Am Schalter ist noch wer

Das bedeutet tiefgreifende Umstellungen für Tausende von angehenden Berufsleuten im Banking. Die Marktführerin UBS etwa ist mit rund 850 Auszubildenden einer der grössten privaten Ausbilder der Schweiz. Diese Hundertschaften wurden nun nach Haus geschickt. Die Lernenden seien derzeit im Homeoffice, so wie viele UBS Mitarbeitende, heisst es bei der Grossbank auf Anfrage.

Dabei stünden sie mit ihrem Praxisausbilder bei der Bank im virtuellen Austausch. Besonders gefordert seien derzeit die IT-Lernenden, heisst es weiter: Sie unterstützen die IT-Hotline für UBS Mitarbeitende direkt aus dem Homeoffice.

Auf Fernunterricht und virtuelle Betreuung umgeschaltet wurden auch die rund rund 600 Lernenden in KV-, IT-Lehrberufen und Mittelschulabsolventen bei der Credit Suisse (CS). Allerdings gibt es Ausnahmen, wie es auf Anfrage bei der zweitgrössten Schweizer Bank heisst. Wo Homeoffice aufgrund der geschäftlichen Gegebenheiten nicht angeboten werden kann – etwa am Bankschalter – seien diverse Massnahmen zum Schutz der Lernenden und aller anderen Mitarbeitenden ergriffen worden.

Vertrauen gewinnen

Bei der grösste Staatsbank, der Zürcher Kantonalbank (ZKB), ist man zuversichtlich, dass die meisten Inhalte von der Kundenfront weiterhin vermittelt werden können. Dies, da die Lernenden ihre Tätigkeit grösstenteils auch im Homeoffice erledigen können. Bei Bedarf werde geprüft, ob es wirksame Einsatzmöglichkeiten in anderen Abteilungen gibt.

Das ist wohl die Lektion der nächsten Generation von Swiss Bankern fürs die Karriere: Ein Grossteil der Tätigkeiten lassen sich digital abwickeln. «Wir gewinnen nun Vertrauen in die digitalen Kanäle, die wir vorher schlicht zu wenig nutzen mussten», berichtet ein führender Schweizer Banker über seine Erfahrungen im Homeoffice.

Was Hänschen lernt...

Was Hänschen lernt, vergisst Hans nimmermehr – und das ist von Bedeutung, wenn die Lernenden einmal die Karriereleiter bis nach oben geklommen sind. UBS-Chef Sergio Ermotti, sein Vermögensverwaltung-Chef Iqbal Khan und ZKB-Leiter Martin Scholl: allesamt haben sie als Stifte begonnen.

Während in den letzten Wochen einige Digitalisierungs-Versäumnisse bei den Banken schmerzlich spürbar wurden, zählt die Bankfach-Ausbildung nicht dazu. Die überbetrieblichen Kurse bei der von der Branche getragenen Lehrstätte CYP wurden früh digitalisiert und konnten nun reibungslos in den virtuellen «Krisenmodus» schalten, wie zu vernehmen ist.

Entscheid noch vor Ostern

Zitterpartie bleiben die Lehrabschluss-Prüfungen, die schweizweit im Mai und Juni ins Haus stehen. Im Grundsatz gilt für die Examen grünes Licht. Am 9. April, also noch vor Ostern, fällt Wirtschaftsminister Guy Parmelin den finalen Entscheid. Doch das löst noch nicht die Frage, wie die Prüfungen am Ende über die Bühne gehen.

«Die Organisation und Durchführung der Prüfungen wird im derzeitigen Umfeld eine anspruchsvolle Aufgabe sein», weiss Sabine Balmer Kunz, Leiterin Young Talents Schweiz bei der CS. Auch bei der Erzrivalin sind Ausbildungsverantwortlichen nun gefordert: «UBS begleitet die Lernenden mit einem auf die derzeitige Situation ergänzenden virtuellen Lehrplan», sagt dort Eliska Vogt, Leiterin Junior Talent Schweiz.

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