Einem Ranking des rennommierten Analysehauses Morningstar zufolge verkauft der Schweizer Finanzplatz die besten Fonds Europas – obschon das Asset Management hierzulande eher ein Nischendasein fristet. Was den Ausschlag für den Sieg gegeben hat.

Die Schweiz ist nicht der grösste Fondsstandort auf dem Kontinent: Frankreich, Irland, Grossbritannien und vor allem das Grossherzogtum Luxemburg sind von den verwalteten Vermögen her deutlich gewichtiger. Auch bieten hiesige Fondshäuser nicht die allerbeste Qualität. Niederländische Fonds etwa heimsen noch mehr Auszeichnungen ein.

Dennoch werden hierzulande im Durchschnitt die besten Fonds aufgelegt: Zu diesem Schluss gelangt das renommierte Analysehaus Morningstar in einem vierteljährlich vorgenommenen Ranking der europäischen Standorte. Demnach haben die Schweizer Fonds im zweiten Quartal mit durchschnittlich 3,55 von fünf möglichen Morningstar-Sternen die Spitze des Länder-Rankings verteidigt (siehe Tabelle unten).

FondsTab 500

Gut – und günstig

Hiesige Anlagefonds eroberten bereits im ersten Quartal den ersten Platz, nachdem lange Jahre die Niederlande die besten Fonds in Europa hervorgebracht hatten. Im Durchschnitts-Rating folgen auf den Plätzen drei bis fünf Dänemark, Finnland und Schweden.

So weit, so gut für die einheimische Fondsbranche, die in der Vermögensverwaltung neben dem Private Banking traditionell die zweite Geige spielt. Das Zünglein an der Waage war dabei eine Eigenschaft, die man nicht unbedingt mit der Schweiz und schon gar nicht mit dem hiesigen Banking in Verbindung bringt: In der Schweiz aufgelegte Fonds sind gut – und sie sind relativ günstig.

Jetzt lohnt der Retro-Verzicht

Tiefe Kosten haben eine direkte Auswirkung auf die Gesamtperformance und somit aufs Morningstar-Ranking. Der Schweiz kommt nun sinnigerweise zugute, dass Retrozessionen nach Urteilen des Bundesgerichts weniger zur Anwendung gelangen. Werden Vertriebskosten von den Produktkosten getrennt, schneiden die kostenentschlackten Fonds naturgemäss besser ab als die mit Kickbacks belasteten Vehikel.

Der Verzicht auf die «Retros» und die damit verbundene Umstellung des Geschäftsmodells beginnt sich also für die Branche auszuzahlen.

Oft passiv

Ebenfalls überraschend ist im selben Zusammenhang der hohe Anteil passiv verwalteter und damit günstiger Fondsprodukte. In der Schweiz liegt die Indexfonds-Quote bei offenen Fonds bei über 50 Prozent – der Anteil ist doppelt so hoch wie in Grossbritannien, dem grössten Finanzplatz Europas.

Wie Morningstar berichtet, bewegt sich das Ranking über die Zeit hinweg nur wenig; umso mehr ist der erste Rang ein Achtungserfolg für den hiesigen Standort, der über die vergangenen Jahre gegenüber der ausländischen Konkurrenz stetig Boden gut machte.

Mehr Selbstbewusstsein

Einher geht dies mit einem gestiegen Selbstbewusstsein des Metiers: 2015 wurde die Asset Management Plattform gegründet, die inzwischen einen Grossteil der Branche hinter sich geschart hat und zu zugkräftigen Initiativen fähig ist.

Gleichzeitig befindet sich das Asset Management weltweit im Aufwind. Der Fondsbranche floss zuletzt deutlich mehr Neugeld zu als anderen Sparten der Vermögensverwaltung. Da das Geschäft kaum Kapital, dafür aber Kundengelder bindet, erfreut es sich auch bei Banken zunehmend grosser Beliebtheit – Schweizer Banken wie Bellevue oder Vontobel haben sich inzwischen ganz dem Investieren verschrieben.


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