Trotz intakten Marktaussichten werden die Vermögensverwalter von verschiedenen Seiten bedrängt. Europaweit ist die Schweiz gemäss einer neuen Marktstudie gut aufgestellt.

Das europäische Geschäft mit vermögenden Kunden ist gemäss einer Marktstudie der Beratungsfirma Accenture aufgrund der wiederkehrenden Erträge bei niedrigen Kapitalaufwendungen weiterhin attraktiv. Allerdings könnte sich das Fusionskarussell für die Vermögensverwalter in Europa bald schneller drehen.

So erwarten 91 Prozent der befragten Führungskräfte eine stärkere Konsolidierung der Branche. Dabei könnte der Schweiz mit ihren Ende 2021 insgesamt 243 Banken eine stärkere Konsolidierungswelle bevorstehen, wie Accenture Schweiz auf Anfrage von finews.ch bekräftigt.

Haushalte horten Bares

Die Marktbereinigung wird gemäss den Studienautoren zum einen von traditionellen Marktteilnehmern getrieben, die ihre Geschäftsmodelle neu ausrichten. Zum anderen würden auch neue Anbieter mit technologischen oder digitalen Innovationen den Markt aufmischen. Hinzu kommt, dass die Kunden inzwischen bereit sind, sich auf neue Angebote in der Anlageberatung und Finanzplanung einzulassen.

Trotz sich verändernder Strukturen birgt der europäische Vermögensmarkt mit 14 Billionen Euro an nicht investierten Vermögenswerten weiterhin enorme Wachstumspotenziale. Auch in der Schweiz sitzen die Haushalte auf hohen Barbeständen: Gemäss Accenture Schweiz sind hierzulande noch über 30 Prozent aller Vermögenswerte nicht investiert. Deshalb sollten zum einen Angebote mit einer niedrigen Einstiegssumme gemacht werden. Zum andern sollten die Anlageberater reiche Erben mit für auf diese Generation ausgerichteten Produkten umwerben.

Anlageschwerpunkte verlagern sich

In den vergangenen Jahren konnten die Vermögensverwalter mit einem recht stabilen Wachstum auftrumpfen. So wiesen 44 Prozent der befragten Unternehmen zwischen 2020 und 2021 Wachstumsraten von 5 bis 14 Prozent aus; 41 Prozent kamen in diesem Zeitraum sogar auf Steigerungen von über 16 Prozent.

Derzeit wird noch das Vertrauen in den Vermögensverwalter als ausschlaggebend gewertet. Für 2025 gehen die Befragten allerdings davon aus, dass die Kunden vor allem verantwortliches Investieren in den Vordergrund stellen werden.

Die Schweiz mit guten Karten

Zum langfristigen Erfolg ist für über 90 Prozent der Befragten künftig vor allem eine bessere organisatorische Agilität massgebend. Dabei spielt eine massgeschneiderte Finanzplanung eine wichtige Rolle. Auch neue digitale Beratungsmodelle könnten entscheidend sein, wobei die persönliche Beratung weiterhin fester Bestandteil des Geschäfts bleiben dürfte. Abnehmen wird demgegenüber die Relevanz von Brokerage, Basisinvestments oder dem eigenen Produktvertrieb, wie es weiter heisst.

Nach Auskunft von Accenture Schweiz gehört die Schweiz im Bereich digitaler Vermögenswerte sowie der technologischen Modernisierung der Banken bereits zu den europaweit führenden Ländern. Ausserdem zählen die Schweizer Banken zusammen mit dem Vereinigten Königreich die meisten Offshore-Klienten Europas. Die zunehmend breiter gefächerten Kundenansprüche könnten jedoch zu einer speziellen Herausforderung werden, finden die Studienautoren.

Ein Engpass bildet der Mangel an Kundenberatern. So glauben 70 Prozent der Führungskräfte, dass fehlende Beratertalente und -fähigkeiten die Branche erheblich zurückbinden könnten. Von den gegenwärtig etwa 700’000 Beratern stehen 100’000 nach Aussage der Beratungsgesellschaft kurz vor dem Ruhestand. Der drohende Fachkräftemangel könne auch durch eine verstärkte Automatisierung von Geschäftsprozessen etwa in der Cloud-Umgebung nicht aufgefangen werden.

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