Erstens sind sich die Experten einig, dass der rund zehnjährige Aktienzyklus über kurz oder lang zu einem Ende kommt. Das führt unweigerlich zu Umschichtungen in den Portfolios der Anleger, und das Gold gewinnt so wieder an Attraktivität.

Zweitens kommt in einer solchen Übergangssituation das Bedürfnis nach mehr Sicherheit ins Spiel. Von Aktien tendieren die Investoren eher zu stabileren Anlagen als zu riskanteren. Das spricht langfristig ebenfalls fürs gelbe Edelmetall.

Geopolitischer Paradigmenwechsel

Drittens hilft die in diesem Jahr erwartete Abschwächung des Dollar grundsätzlich für eine Preissteigerung im Gold. Denn diese beiden Vermögenswerte verhalten sich traditionell gegenläufig.

Viertens kommt hinzu, dass das globale Vertrauen in die USA unter der Ägide von Donald Trump tendenziell eher gesunken oder am sinken ist. Dieser geopolitische Paradigmenwechsel schwächt den Greenback zusätzlich und spricht für Gold.

Grosse Rotation

Fünftens dürften Währungskrisen sowie die fortschreitende Verschuldung in vielen Ländern dieser Welt das Interesse an Gold bei manchen Anlegern wieder wecken. Auch eine potenzielle Krise der in den vergangenen Jahren sehr populär geworden Kryptowährungen könnte eine Rückbesinnung begünstigen.

Sechstens lässt sich generell von einer «grossen Rotation» sprechen, unterziehen sich doch so viele Institutionen, Branchen und Prozess einem epochalen Wandel. Die Bankbranche befindet sich in der wohl grössten Selbstfindungsphase ihrer Geschichte, das politische Kräfteverhältnis rückt von West nach Ost, die Technologie ermöglicht neue Lebens- und Arbeitsmodelle, und die Demographie zwingt die Menschen, sich noch verstärkt Gedanken über ihre Altersvorsorge zu machen.

Alle diese Entwicklungen sind mit einer enormen Verunsicherung und Überforderung des Einzelnen verbunden – das führt zu grossen Veränderungen und erhöht das Interesse am «sicheren» Gold.

Weltpolitische Isolation

Siebtens dürfte – im Zuge einer Börsenkrise – der schon lange befürchtete Einbruch der Indexprodukte zu einem Meinungsumschwung bei den Anlegern führen, denn wie wissenschaftliche Studien belegen, würde ein Preiszerfall bei passiv verwalteten Instrumenten einen Crash zusätzlich verstärken.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es ausgerechnet das oftmals krisengeschüttelte Russland ist, das in den vergangenen Jahren und bis heute als grösster Goldkäufer am Markt aufgetreten ist, während sich die USA – egal, ob das nun positiv oder negativ ist – in eine weltpolitische Isolation bewegen. Welche Sprünge das Gold in nächster Zeit noch machen wird, ist schwer abzuschätzen. Fest steht, dass die Vormacht des Dollar am Abnehmen ist.