Die Digitalisierung verändert nicht nur die Finanzwelt, sondern in einem noch viel grösseren Ausmass das Gesundheitswesen. Daraus ergeben sich Anlagechancen, wie Cyrill Zimmermann im Gespräch mit finews.ch feststellt.

Digital Health, so heisst der Oberbegriff für eine Entwicklung, die zwar noch ganz am Anfang steht, unseren Alltag jedoch schon in den nächsten Jahren massgeblich verändern dürfte. Konkret geht es um den Einsatz von digitalen Technologien im Gesundheitswesen, die zu besseren Diagnosen und Anwendungen, mehr Effizienz und letztlich auch zu tieferen Kosten verhelfen sollen.

Gemäss einer McKinsey-Studie lassen sich mit Digital Health noch rund 300 Milliarden Dollar einsparen. Wie in anderen Branchen kommen auch im Gesundheitswesen Künstliche Intelligenz (KI), neue Interaktionsmöglichkeiten, cloudbasierte Anwendungen, drahtlose Geräte, 3D-Printing sowie die Auswertung von riesigen Datenmengen zunehmend zum Einsatz.

Seit mehr als 25 Jahren ein Thema

Und da die Gesundheit – ähnlich zur finanziellen Privatsphäre – zu den wichtigsten Anliegen der Menschen gehört, ist Digital Health eine Entwicklung, die sich nicht mehr ignorieren lässt. Bellevue Asset Management befasst sich seit mehr als 25 Jahren mit dem Thema «Healthcare» und verfolgt in diesem Kontext seit einigen Jahren auch die Digitalisierung des Gesundheitssektors, wie Cyrill Zimmermann im Gespräch mit finews.ch erklärt. Er leitet den Bereich Healthcare Funds & Mandates und ist Mitglied der Geschäftsleitung von Bellevue Asset Management.

«Bei Digital Health geht es hauptsächlich um mehr Effizienz im Gesundheitswesen, und zwar vor dem Hintergrund der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft und der Möglichkeit, immer breitere Bevölkerungsschichten medizinisch gezielt zu behandeln – letzteres insbesondere in den stark wachsenden Schwellenländern, allen voran in China.

Marktführer in der Künstlichen Intelligenz

Zimmermann stellt denn auch fest, dass die USA zwar nach wie vor eine Vorreiterrolle im Bereich Digital-Health-Innovationen hätten, doch China in einem rasanten Tempo aufhole – und bereits heute bei Anwendungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz Marktführer ist.

Dem Reich der Mitte kommen dabei einzigartige Rahmenbedingungen zugute: 1,4 Milliarden Menschen, begrenzter Datenschutz, ein hoher technologischer Entwicklungsstand sowie eine Regierung, die diesen Sektor entschlossen fördern und ausbauen will. Erklärtes Ziel der politischen Führung ist es, dass China bis 2050 in allen massgeblichen Technologien zur Weltspitze gehören soll und damit unabhängig vom Know-how anderer Nationen ist. «Vor diesem Hintergrund kalibriert China das Gesundheitswesen auf nordamerikanische und europäische Standards», erklärt Zimmermann.

Vom Handelskonflikt kaum betroffen

Vom aktuellen Handelskonflikt zwischen den USA und China ist der chinesische Medizinalsektor kaum betroffen, da er sehr stark binnenmarkt-orientiert ist und darüber hinaus primäre andere asiatische Staaten im Fokus hat. China, Indien und Indonesien sind von der Bevölkerung her zusammen schon zehnmal so gross wie die USA. Noch haben sich diese Tatsachen kaum in den Anlagestrategien internationaler Investoren niedergeschlagen.

«Wir stehen erst am Anfang», sagt Zimmermann und meint damit auch den vor rund einem Jahr lancierten BB Adamant Digital Health-Fonds; von den rund 250 Millionen Franken ist gerade einmal 1 Prozent in chinesische Firmen investiert; mehr als 80 Prozent dagegen in US-Firmen, der Rest in europäische Gesellschaften.

Wo spielt die Musik in fünf Jahren?

«Bis jetzt spielt die Musik immer noch in den USA, wo es eine vielfältige Venture-Capital-Szene gibt, unzählige Private-Equity-Firmen sowie zahlreiche Börsengänge von attraktiven Startups», sagt Zimmermann. Risikokapitalgeber haben in den vergangenen acht Jahren rund 32 Milliarden Dollar in mehr als 2'000 private Digital-Health-Unternehmen investiert. Auch dies lässt auf weitere attraktive Börsengänge (Initial Public Offerings, IPO) in den nächsten Jahren schliessen.

Doch gleichzeitig könnte in fünf Jahren die Ausgangslage noch etwas anders aussehen. «Es wird sich jetzt weisen, ob es den Metropolen Hongkong und Shenzhen gelingt, die nächsten IPO chinesischer Firmen anzuziehen und sich so als internationale Börsenplätze im Healthcare-Bereich zu etablieren und gleichzeitig als Sprungbrett zu dienen für eine Zweitkotierung an der amerikanischen Wachstumsbörse Nasdaq.

Struktureller Aufschwung

Die Chancen für Digital Health sind mehr als intakt. Neben den attraktiven Fundamentaldaten, der Zunahme von Zivilisationskrankheiten, aber vor allem aufgrund der Tatsache, dass der Sektor stärker reguliert ist als andere Technologiebereiche, erhöht die Eintrittsbarrieren für Quereinsteiger, was wiederum das Risiko der Branche berechenbarer macht, sagt Zimmermann.

Insofern steht das Thema Digital Health nicht nur am Anfang eines strukturellen Aufschwungs. Mit China hat gleichzeitig ein Land seine Ambitionen auf diesem Gebiet anmeldet, dass die Devise «China First» schon seit 4'000 Jahren verinnerlicht hat, gibt Zimmermann den Investoren zu bedenken.

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