Die Corona-Pandemie hat das Verhalten der Kunden verändert. Am Beispiel von Abonnements-Diensten zeigt sich dies sehr gut. Dieses Geschäftsmodell eröffnet Anlegern auch neue Chancen, wie Nolan Hoffmeyer von der Natixis-Tochter Thematics Asset Management erklärt.

«Abonnements sind heute der beste Weg sind, um Dienste oder Produkte zu monetarisieren, die regelmässig und häufig genutzt werden», sagte Nolan Hoffmeyer vergangene Woche am Natixis Virtual Investment Forum. Der Anlass hätte eigentlich in Zürich stattfinden sollen, musste aber aufgrund der anhaltenden Coronakrise ins Netz verlagert werden.

Tatsächlich nehmen immer mehr Konsumenten Abonnement-Dienste in Anspruch, um rasch und unkompliziert Zugriff auf unterschiedlichste Angebote zu haben – man denke nur an das US-Medienunternehmen, das mit dem Streaming und der Produktion von Filmen einen enormen Erfolg verzeichnet.

Dieser Trend habe sich bereits vor der Coronakrise abgezeichnet, habe nun aber zusätzlich an Gewicht gewonnen, so Hoffmeyer, Portfolio Manager bei der Natixis-Tochter Thematics Asset Management.

Engere Kundenbeziehung

Firmen mit solchen Geschäftsmodellen seien zunehmend auch für Investoren interessant, erklärte Hoffmeyer. Denn Abonnements ermöglichten es den Anbietern nicht nur, ihren Kunden häufiger neue Inhalte zur Verfügung zu stellen, sondern der fortlaufende Kontakt führe auch zu einer engeren Kundenbeziehung.

Attraktiv ist das sogenannte Subskriptions-Modell aber auch aus finanzieller Sicht: Mit einem Abonnement erhalten die Kunden Zugang zu einem Dienst oder einem Produkt für einen bestimmten Zeitraum. Wenn sie den Dienst weiterhin nutzen möchten, müssen sie ihr Abonnement jeweils verlängern.

Guter Einblick für Investoren

Mit anderen Worten: «Bei Jahresabonnements beispielsweise sammeln die Anbieter das Geld für einen Service ein, der in den nächsten zwölf Monaten erbracht wird. Sie verzeichnen Einnahmen, noch bevor sie mit der Umsatzrealisierung begonnen haben», betont Hoffmeyer.

Aus Anlegersicht bietet diese Ausgangslage einen überaus guten Einblick in die Umsatzentwicklung eines Unternehmens. Ausserdem kann der seine Ausgaben, insbesondere jene für Forschung und Entwicklung, besser planen und qualitativ hochwertigere Dienstleistungen oder Produkte entwickeln. Was das konkret bedeutet, lässt sich gut an einem einfachen Beispiel illustrieren.

Hohe Visibilität

Ein Unternehmen verkauft im Jahr Abonnements im Wert von 100 Millionen Franken. Wenn man nun davon ausgeht, dass im Durchschnitt 75 Prozent der Kunden ihr Abonnement erneuern, ergibt dies einen Umsatz von 75 Millionen Franken, der in die Gewinn- und Verlustrechnung einfliesst, ohne dass überhaupt erst neue Kunden akquiriert worden sind.

«Diese Visibilität stellt für Anleger eine enorme Sicherheit dar», folgert Hoffmeyer und betont weiter: Während sich abonnementbasierte Unternehmen in einem schwächeren wirtschaftlichen Umfeld oder sogar in Rezessionen als widerstandsfähig erweisen würden, zeigten sie auch eine starke Preismacht, wenn die Wirtschaft expandiere.

Auch in der Finanzbranche

«Wer würde sein Abonnement kündigen, selbst wenn der Preis jedes Jahr um einige Prozentpunkte steigen würde», sagt Hoffmeyer.

Dass die Subscription-Economy auch in der Finanzbranche funktioniert, zeigt sich etwa am Beispiel des US-Unternehmens MSCI, einem führenden Anbieter von Finanzdaten. Etwa ein Drittel der Einnahmen stammt von Vermögensverwaltern, die die Informationen von MSCI abonnieren. Ein weiteres Drittel der Einnahmen stammt von Analyseinstrumenten wie RiskMetrics und Barra.

Hohe Erneuerungsquote

Trotz der Fokussierung auf Vermögensverwalter und der Finanzbranche ist das Geschäft von MSCI widerstandsfähig, da mehr als 70 Prozent der Einnahmen aus Abonnements stammen. Zuletzt meldete das Unternehmen eine Erneuerungsquote von mehr als 95 Prozent in seinem Abonnementgeschäft.

«Angesichts der erwiesenen finanziellen Belastbarkeit und der attraktiven Möglichkeiten, das Geschäft weiter auszubauen, halten wir MSCI für ein interessantes Investment», so Hoffmeyer.