Fondsmanager durchleben derzeit keine einfachen Zeiten. Die Verunsicherung der Anleger war noch nie so gross wie heute. Was also macht ein Portfoliomanager, dessen Finanzprodukte in diesem Jahr rund ein Drittel ihres Wertes eingebüsst haben?

Für Edouard de Nagourski, Senior Product Specialist beim französischen Vermögensverwalter Thematics Asset Management (Thematics AM), ist die Ausgangslage recht schwierig, zumal das Unternehmen auch erst seit rund drei Jahren existiert.

Entstanden ist es, nachdem sich sechs frühere Fondsmanager der Genfer Privatbank Pictet entschlossen hatten, ein unternehmerisches Abenteuer zu wagen, das sie in Eigenregie lancierten, wie auch finews.ch berichtete.

Zeitlose Anlagethemen

Die Boutique ist inzwischen Teil des französischen Vermögensverwalters Natixis Investment Managers (Natixis IM) und kann somit auf die Robustheit einer global tätigen Finanzgruppe mit einem weltweiten Vertriebsnetz setzen. Wie es der Firmenname sagt, ist Thematics AM auf die Verwaltung thematischer Anlagestrategien wie Wasser, Sicherheit, Künstliche Intelligenz & Robotik, Wellness oder Subscription Economy spezialisiert. Dabei versucht das Unternehmen, die wichtigsten und erfolgreichsten Firmen zu identifizieren, die in dem jeweiligen Sektor aktiv sind. «Damit geben wir dem Investieren einen Sinn», sagt de Nagourski im Gespräch mit finews.ch.

Ein solcher Ansatz setzt allerdings einiges an Know-how voraus, das die Fondsmanager von Thematics AM bereits bei ihrem früheren Arbeitgeber gesammelt haben. Gleichzeitig verfolgen sie einen aktiven Anlagestil, der auf der Überzeugung der einzelnen Mitarbeitenden beruht und im Erfolgsfall dem negativen Trend an den Finanzmärkten durchaus Gegensteuer geben kann. «Natürlich haben wir nicht das Allheilmittel in einer Zeit, die von so vielen negativen Einflüssen geprägt ist, aber es scheint mir umso wichtiger zu sein, zeitlose Anlagethemen zu identifizieren, anstatt sich auf Modeerscheinungen zu verlassen», erklärt de Nagourski.

Langfristige Renditen

Während andere Anbieter die Karte der Nachhaltigkeit spielen, sieht de Nagourski die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) als Kernelement, das im Zentrum der Anlagephilosophie von Thematics AM steht. «Wir haben ESG als gemeinsamen Nenner in alle unsere Fonds integriert, da wir überzeugt sind, dass sie für die Erzielung langfristiger Renditen und für ein besseres Risikomanagement unerlässlich sind», so der Spezialist. «Jede neue Anlagestrategie, die wir auflegen, benötigt einen Zeitraum von 18 bis 24 Monaten und folussiert auf Zielmärkte mit einem höheren Wachstum als die Weltwirtschaft insgesamt», erklärt de Nagourski.

Die Belegschaft von Thematics AM ist von den sechs Gründungspartnern im Jahr 2019 auf heute mehr als 20 Mitarbeiter angewachsen. Von 150 Millionen Euro an Vermögenswerten zu Beginn des Jahres 2019 hat das Unternehmen nun die Marke von 3 Milliarden Euro überschritten. Nach der Einführung der ersten vier Strategien (Wasser, Sicherheit, KI & Robotik, Meta) folgten mit «Subscription Economy» im Jahr 2020 und «Wellness» im Jahr 2021 zwei weitere Anlagethemen.

Widerstandfähiger als traditionelle Fonds

Thematische Fonds, die oft als Modeerscheinung abgetan werden, sind oft widerstandsfähiger als traditionelle Fonds, selbst wenn sich die Märkte gegen sie wenden, wie eine aktuelle Studie des Datenforschungsunternehmens Morningstar zeigt. Der Trend zu Themenfonds war in diesem schwierigen Börsenjahr besonders deutlich. Diese verzeichneten stärkere Zuflüsse als traditionelle Aktienfonds, obwohl ihr Engagement in Technologie- und anderen Wachstumswerten oft zu grösseren Verlusten führte.

Damit stehen diese Ergebnisse im Widerspruch zu der vorherrschenden Meinung, wonach Themenfonds nur so lange Kleinanleger anziehen sollen, wie ein bestimmtes Thema im Trend liegt. «Ich war genauso überrascht wie alle anderen über diese Ergebnisse», sagte Kenneth Lamont von Morningstar, der die Untersuchung leitete, gegenüber der «Financial Times».